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Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition)

Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition)

Titel: Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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nennen, ›Stringer‹. Um genau zu sein, hat den Mann sogar ein Amerikaner für uns identifiziert«, schloss der FSS-Offizier.
    Golowko blickte von dem Papier auf. »Wie ist denn das passiert?«
    Prowalow setzte zu einer Erklärung an. »Ein chinesischer Geheimagent wird sich in Moskau über die Anwesenheit eines amerikanischen Staatsbürgers keine allzu großen Gedanken machen, wohingegen er in jedem Russen einen potentiellen Angehörigen der Spionageabwehr sehen dürfte. Und da Mischka gerade da war und mir seine Hilfe anbot, nahm ich sie dankend an. Womit wir bereits bei der nächsten Frage wären.«
    »Was erzählen Sie dem Amerikaner?«, beantwortete Golowko sie für ihn.
    Der Leutnant nickte. »Ganz richtig, Genosse Vorsitzender. Er weiß einiges über den Mordfall, weil ich ihm vertraue, und er mir einige sehr hilfreiche Vorschläge gemacht hat. Er ist ein hervorragender Ermittler. Und er ist nicht auf den Kopf gefallen. Wenn er mich fragt, wie wir mit den Ermittlungen vorankommen, was soll ich sagen?«
    Golowkos spontane Reaktion war ebenso vorhersehbar wie automatisch. Sagen Sie nichts. Aber er besann sich schnell eines Besseren. Wenn Prowalow nichts sagte, müsste der Amerikaner schön dumm sein, den Braten nicht zu riechen. Diente es andererseits seinen – und Russlands – Interessen, wenn Amerika wusste, dass sein Leben in Gefahr war? Diese Frage war ebenso wichtig wie schwer zu beantworten. Er würde darüber nachdenken, während er seinen Leibwächter kommen ließ. Er erteilte seiner Sekretärin entsprechende Anweisungen.
    »Da bin ich, Genosse Vorsitzender«, sagte Major Schelepin, als er zur Tür hereinkam.
    »Noch etwas, worüber Sie sich Sorgen machen können, Anatoli Iwanowitsch«, begrüßte ihn Golowko. Aber die Sache war nicht ganz so harmlos, wie es dieser Satz vermuten ließ. Schon die nächsten Worte ließen Schelepin erblassen.
     
    Es begann in den USA mit den Gewerkschaften. In gewisser Weise waren diese Arbeitervereinigungen, die in den vergangenen Jahrzehnten deutlich an Macht eingebüßt hatten, die konservativsten Organisationen Amerikas, und dies aus dem simplen Grund, weil ihr zunehmender Machtverlust ihr Bewusstsein dafür schärfte, wie wichtig die Macht war, die sie noch besaßen. Um nicht auch sie noch zu verlieren, widersetzten sie sich jeder Veränderung, die auch nur in irgendeiner Weise die Rechte eines ihrer Mitglieder zu beschneiden drohte.
    China war für die Arbeiterbewegung längst ein Schreckgespenst, weil chinesische Arbeiter an einem Tag weniger verdienten als ein amerikanisches Gewerkschaftsmitglied in der Automobilindustrie während seiner morgendlichen Kaffeepause. Das verschob die Verhältnisse zugunsten der Asiaten und das wiederum war etwas, was die AFL-CIO nicht hinzunehmen bereit war.
    Umso besser, dass die Regierung, die über diese unterbezahlten Arbeiter herrschte, die Menschenrechte missachtete. Das machte es leichter, gegen sie zu sein.
    Amerikanische Gewerkschaften sind immerhin hervorragend organisiert, und so bekam jeder Kongressabgeordnete reihenweise Anrufe. Die meisten wurden von Mitarbeitern entgegengenommen, aber die von hochrangigen Gewerkschaftsfunktionären im Staat oder Wahlkreis eines Abgeordneten wurden in der Regel zu den jeweiligen Abgeordneten selbst durchgestellt, und zwar unabhängig davon, auf welcher Seite diese standen. Man prangerte das barbarische Vorgehen dieses gottlosen Staates an, der im Übrigen seine Arbeiter wie Dreck behandelte und infolge dieser unfairen Arbeitsbedingungen auch noch Amerikanern die Jobs wegnahm. Die Höhe des Handelsdefizitis gegenüber China blieb in keinem Anruf unerwähnt, was die Kongressabgeordneten hätte auf die Idee bringen können, dass es sich dabei um eine generalstabsmäßig geplante Telefonaktion handelte (was es auch war). Sie hätten nur die schriftlichen Aufzeichnungen der einzelnen Anrufe miteinander vergleichen müssen (was sie nicht taten).
    Im Lauf des Tages kam es zu Demonstrationen, und obwohl sie etwa so spontan waren wie die in der Volksrepublik China, berichteten die lokalen und/oder nationalen Medien ausführlich darüber, weil es eine Gelegenheit war, Nachrichtenteams zu beschäftigen, deren Mitglieder schließlich auch in einer Gewerkschaft waren.
    Neben den Telefonanrufen und den Fernsehberichten von den Demonstrationen kamen Briefe und E-Mails an, die von den Mitarbeitern der Abgeordneten gezählt und katalogisiert wurden.
    Einige Abgeordnete riefen im Weißen Haus an, um

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