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Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition)

Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition)

Titel: Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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Andrea kam herein. Um diese Tageszeit fungierte sie auch als Ryans Privatsekretärin und überbrachte ihm diesmal eine Depesche des Außenministeriums. Ryan nahm sie, warf einen Blick darauf und konnte sich gerade noch beherrschen, nicht auf den Tisch zu hauen, weil seine Kinder anwesend waren.
    »Danke, Andrea.«
    »Bitte, Mr. President.« Damit zog sich Special Agent Price-O’Day wieder auf den Flur zurück.
    Ryan merkte, dass seine Frau ihn ansah. Die Kinder konnten noch nicht jeden seiner Gesichtsausdrücke deuten, aber Cathy schon. Ihr hätte Ryan nichts vormachen können, weshalb sie auch keine Zweifel an seiner Treue hatte. Trotz aller guten Tipps und Anleitungen von Arnie van Damm hatte Jack Ryan die Verstellungskünste eines Zweijährigen. Ryan bemerkte den Blick und nickte. Ja, wieder China. Zehn Minuten später hatten sie zu Ende gefrühstückt. Der Fernseher wurde ausgemacht, und die Familie Ryan begab sich nach unten, um sich mit dem entsprechenden Aufgebot an Secret-Service-Bodyguards auf den Weg zur Arbeit oder zur Schule oder zur Kindertagesstätte der Johns Hopkins zu machen. Ryan küsste alle zum Abschied der Reihe nach, bis auf den kleinen Jack – SHORTSTOP für den Secret Service  –, weil John Patrick Ryan jr. nicht auf diesen Weicheikram stand. Töchter haben doch einiges für sich, dachte Ryan auf dem Weg ins Oval Office. Dort erwartete ihn bereits Ben Goodley mit dem täglichen Briefing.
    »Haben Sie das vom Außenminister schon bekommen?«, fragte CARDSHARP.
    »Ja, Andrea hat es mir gebracht.« Ryan plumpste in seinen Drehstuhl, nahm den Telefonhörer ab und drückte auf den entsprechenden Schnellwahlknopf.
    »Morgen, Jack«, begrüßte ihn der Außenminister, der in dieser Nacht nur kurz auf dem Sofa in seinem Büro geschlafen hatte. Zum Glück gab es in seiner Toilette auch eine Dusche.
    »Einverstanden. Rufen Sie alle zurück«, sagte SWORDSMAN zu EAGLE.
    »Wer übernimmt die Ankündigung?«, fragte Adler.
    »Sie. Wir versuchen es möglichst herunterzuspielen.« Aus dem Ton, in dem der Präsident das sagte, sprach jedoch wenig Hoffnung.
    »In Ordnung. Sonst noch was?«
    »Das wär’s fürs Erste.«
    »Okay, dann bis später, Scott.« Ryan legte auf. »Was gibt es in China Neues?«, fragte er Goodley. »Tun sie was Ungewöhnliches?«
    »Nein. Ihr Militär ist in Bereitschaft, aber das sind routinemäßige Manöveraktivitäten. Die aktivsten Sektoren sind oben im Nordosten und gegenüber Taiwan. Geringere Aktivität im Südwesten, nördlich von Indien.«
    »Nach all dem Glück, das die Russen mit ihren Öl- und Goldfunden haben – werfen die Chinesen denn keine begehrlichen Blicke in ihre Richtung?«
    »Das würde ich nicht für ganz ausgeschlossen halten, aber bisher liegen uns noch von keiner unserer Quellen irgendwelche positiven Hinweise darauf vor.« Reiche Nachbarn beneidete schließlich jeder. Das hatte zum Beispiel Saddam Hussein veranlasst, in Kuwait einzufallen, obwohl er selbst jede Menge Öl unter seinem Sand hatte.
    ›Keine unserer Quellen‹ schließt auch SORGE ein, rief sich der Präsident in Erinnerung. Darüber dachte er für eine Weile nach. »Sagen Sie Ed, ich will eine SNIE über Russland und China.«
    »Schnell?«, fragte Goodley. Die Zusammenstellung einer Special National Intelligence Estimate konnte Monate dauern.
    »In drei oder vier Wochen. Und sie soll Hand und Fuß haben.«
    »Ich werde es dem DCI sagen«, versprach Goodley.
    »Sonst noch was?«
    »Das wär’s vorerst, Sir.«
    Ryan nickte und sah auf seinen Kalender. Er hatte einen relativ ereignislosen Tag vor sich, aber den darauffolgenden würde er vorwiegend damit verbringen, mit der Air Force One kreuz und quer durch Amerika zu fliegen, und er würde in – er blätterte zur nächsten Seite des Ausdrucks – Seattle übernachten, bevor er zu einem weiteren vollgepackten Arbeitstag nach Washington zurückflog. Die VC-25A zu nehmen wäre ähnlich angenehm wie eine reguläre Frühmaschine … ach, in Seattle hatte er bei den lokalen Jaycees noch eine Frühstücksrede zu halten. Er würde über die Schulreform sprechen. Er brummte unwillig. Es standen einfach nicht genügend Nonnen zur Verfügung. Er war vor vierzig Jahren an der St. Matthew’s Elementary School in Baltimore von den School Sisters of Notre Dame unterrichtet worden – und er hatte einiges bei ihnen gelernt, denn die Strafen für Faulheit oder Unartigkeit waren so drastisch gewesen, dass kein Siebenjähriger bereit gewesen wäre,

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