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Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition)

Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition)

Titel: Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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ein solches Risiko einzugehen. Tatsache war jedenfalls, dass er ein guter und relativ braver – langweiliger , gestand sich Ryan mit einem Grinsen ein – Schüler gewesen war, der gute Noten bekommen hatte, weil er eine gute Mutter und einen guten Vater gehabt hatte, was wesentlich mehr war, als viele heutige amerikanische Kids von sich behaupten konnten. Aber wie um alles in der Welt soll ich daran etwas ändern? , fragte sich Ryan. Wie sollte er das Ethos der Generation seiner Eltern beschwören, die Bedeutung der Religion und eine Welt, in der verlobte Paare jungfräulich vor den Altar traten? Inzwischen erzählten sie Jugendlichen schon, homosexueller und lesbischer Sex sei okay. Was hätte Schwester Frances Mary dazu gesagt? , fragte sich Ryan. Wirklich schade, dass sie nicht hier war, um ein paar Senatoren und Abgeordneten mit dem Lineal eins auf die Finger zu geben. Bei ihm und seinen Klassenkameraden in St. Matthew’s hatte es funktioniert …
    Die Sprechanlage auf dem Schreibtisch summte. »Senator Smithers ist gerade am Westeingang eingetroffen.« Ryan stand auf und ging zur Tür des Vorzimmers. Aus irgendeinem Grund war den Leuten dieser Zugang lieber als die Tür, die gegenüber vom Roosevelt Room vom Gang hereinführte. Vielleicht hatte er was Offizielles. Doch vor allem gefiel es ihnen wohl, den Präsidenten dastehen zu sehen, wenn die Tür aufging, mit ausgestreckter Hand und einem Lächeln auf den Lippen, als freue er sich wirklich, sie zu sehen. Aber klar doch.
    Mary Smithers aus Iowa, matronenhaft, drei Kinder und sieben Enkel, dachte er, wieder einmal Gequatsche über die ›Farm Bill‹. Was wusste er schon über Farmen?, fragte sich der Präsident. In den seltenen Fällen, in denen er Lebensmittel einkaufte, tat er das im Supermarkt. Etwas, das regelmäßig auf den Briefingunterlagen für seine öffentlichen Auftritte stand, waren die örtlichen Brot-und Milchpreise, falls ihn ein Lokaljournalist mal auf die Probe stellte. Und Kakao kam von braunen Kühen.
     
    »Demzufolge werden Botschafter Hitch und Staatssekretär Rutledge zu Beratungen nach Washington zurückfliegen«, teilte der Sprecher den Journalisten mit.
    »Bedeutet das einen Bruch mit China?«, wollte ein Reporter sofort wissen.
    »Ganz und gar nicht. ›Beratungen‹ bedeuten in diesem Fall genau das. Wir werden die jüngsten Entwicklungen mit unseren Vertretern besprechen, damit unsere Beziehungen zu China schnellstens wieder auf jenen Stand gebracht werden können, auf dem sie sein sollten«, erwiderte der Sprecher glatt.
    Die versammelten Journalisten wussten nicht, was sie davon halten sollten, und deshalb wurden unverzüglich drei weitere Fragen nahezu gleichen Inhalts gestellt und Antworten nahezu gleichen Inhalts an sie zurückgegeben.
    »Der Mann ist gut«, sagte Ryan, der das Ganze im Fernsehen sah.
    »Aber nicht gut genug«, bemerkte Arnie van Damm. »Jetzt werden Sie auch damit konfrontiert werden.«
    »Hab ich mir fast gedacht. Wann?«
    »Das nächste Mal, wenn die Journalisten Sie vor einer Kamera erwischen, Jack.«
    Und seine Chancen, nicht von einer Kamera aufs Korn genommen zu werden, waren etwa dieselben wie die des ersten Schlagmanns beim Saisoneröffnungsspiel im Yankee Stadium. Im Weißen Haus gab es so viele Kameras wie Flinten zu Beginn der Jagdsaison für Wildenten – nur dass es hier keine Schonzeiten gab.
     
    »Mein Gott, Oleg!« Damit es Reilly die Sprache verschlug, war einiges nötig, aber das war wirklich ein Ding! »Ist das dein Ernst?«
    »So sieht es doch aus, Mischka, oder nicht?«, erwiderte Prowalow.
    »Und warum erzählst du mir das?« Informationen wie diese wurden normalerweise mindestens ebenso streng unter Verschluss gehalten wie die geheimsten Gedanken von Präsident Gruschawoi.
    »Wie sollte ich es vor dir verheimlichen? Ich nehme an, du gibst alles, was wir gemeinsam unternehmen, an Washington weiter. Außerdem warst du derjenige, der diesen chinesischen Diplomaten identifiziert hat, wofür ich und mein Land tief in deiner Schuld stehen.«
    Das Witzige daran war, dass Reilly damals, ohne lang zu überlegen, losgezogen war, um Suworow/Koniew zu beschatten. Er hatte einfach nur einem Kollegen helfen wollen. Erst danach  – ungefähr eine Nanosekunde später vielleicht – waren ihm die politischen Konsequenzen bewusst geworden. Und er hatte im Geiste auch schon die nun zutage getretene Erkenntnis in Erwägung gezogen, wenn er das Ganze auch nie so recht hatte glauben können.
    »Na

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