Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition)
vom Nachrichtensatelliten des Verteidigungsministeriums in alle Welt verteilt wurde, war alles, was jemand, der es zufällig auffing, zu hören bekam, ein Rauschen, etwa wie von dem Wasser, das in eine Badewanne einlief. Es hatte ein randomisiertes 512-Bit-Verschlüsselungssystem, das die besten Computer in Fort Meade nur in einem Drittel der Fälle und nach mehreren Tagen gezielter Bemühungen entschlüsseln konnten. Noch mehr Sicherheit war im Moment nicht machbar. Sie versuchten, das TAPDANCE-Verschlüsselungssystem für die STU-Anlagen kompatibel zu machen, um ein vollkommen willkürliches und daher unentschlüsselbares Signal zu erhalten, aber das erwies sich aus technischen Gründen, die dem Außenminister niemand erklärt hatte, als schwierig. Aber das machte nichts. Er war schließlich Diplomat, kein Mathematiker. Schließlich ertönte der eigenartige Trillerton der STU. Die beiden STU-Anlagen am anderen Ende der Welt brauchten elf Sekunden, um sich einander anzugleichen.
»Adler.«
»Hier Rutledge«, meldete sich die Stimme des Leiters der Handelsdelegation vom anderen Ende der Welt. »Es lief nicht gut«, teilte er dem Außenminister sofort mit. »Und wie wir befürchtet haben, machen sie die 777-Bestellung bei Boeing rückgängig.«
Adlers Stirn legte sich in tiefe Falten. »Na wunderbar. Keinerlei Zugeständnisse wegen der Schüsse?«
»Nichts.«
»Irgendwelche Anlässe zu Optimismus?«
»Ebenfalls nicht. Sie mauern, als wären wir die Mongolen und sie die Ch’ing-Dynastie.«
Kann sie vielleicht mal jemand daran erinnern, dass die Große Mauer nichts weiter als eine gigantische Ziegelverschwendung war, dachte Adler. »Okay, ich muss das mit dem Präsidenten besprechen, aber Sie werden wahrscheinlich bald nach Hause fliegen. Carl Hitch vielleicht auch.«
»Ich werde es ihm sagen. Besteht Aussicht, dass wir irgendein Zugeständnis machen können, um die Sache wieder ins Rollen zu bringen?«
»Die Chancen, dass der Kongress in der Handelsfrage einlenkt, sind in meinen Augen gleich null. Eher sogar noch geringer. Es gibt nichts, was wir ihnen anbieten könnten, das sie annehmen würden. Wenn es nicht zum Bruch kommen soll, sind diesmal sie diejenigen, die nachgeben müssen. Irgendeine Aussicht darauf?«
»Absolut null«, war die Antwort aus Peking.
»Na schön, dann werden sie eben auf die harte Tour lernen müssen.« Das einzig Gute daran war, dachte Adler, dass man sowieso nur auf die harte Tour etwas lernte. Vielleicht sogar die Chinesen.
»Was hat dieser kapitalistische diao ren gesagt?«, fragte Zhang. Shen wiederholte ihm Wort für Wort, was ihm Xue gesagt hatte. »Und wen vertritt er?«
»Er ist der persönliche Assistent des amerikanischen Finanzministers. Deshalb glauben wir, dass sowohl sein Minister als auch der amerikanische Präsident auf ihn hören«, erklärte Shen. »Er hat nicht aktiv an den Verhandlungen teilgenommen, aber nach jeder Sitzung unterhält er sich allein mit Staatssekretär Rutledge. Welcher Art ihr Verhältnis genau ist, wissen wir nicht sicher. Jedenfalls ist er eindeutig kein erfahrener Diplomat. Er spricht wie ein arroganter Kapitalist – uns so grob zu beleidigen! – , aber ich fürchte, er vertritt den amerikanischen Standpunkt unverblümter, als Rutledge es tut. Ich glaube, er erteilt Rutledge die Vorgaben, an die er sich halten muss. Rutledge ist ein erfahrener Diplomat, und die Positionen, die er vertritt, sind nur allzu offensichtlich nicht seine eigenen. Er möchte uns ein paar Zugeständnisse machen, dessen bin ich mir sicher. Aber Washington diktiert ihm seine Worte, und dieser Gant ist wahrscheinlich der Draht nach Washington.«
»Dann haben Sie Recht daran getan, die Gespräche zu vertagen. Wir geben ihnen eine Chance, ihre Position zu überdenken. Wenn sie glauben, sie können uns etwas diktieren, täuschen sie sich. Haben Sie die Flugzeugbestellung rückgängig gemacht?«
»Natürlich. Wie wir letzte Woche besprochen haben.«
»Dann wird ihnen das zu denken geben«, bemerkte Zhang mit einem süffisanten Grinsen.
»Wenn sie nicht einfach vom Verhandlungstisch aufstehen.«
»Das würden sie nicht wagen.« Dem Reich der Mitte einfach die kalte Schulter zeigen? Vollkommen absurd.
»Dieser Gant hat noch etwas gesagt, nämlich, dass wir die Amerikaner – das heißt, ihr Geld – mehr brauchen als sie uns. Und damit hat er doch nicht ganz Unrecht, oder?«
»Wir brauchen ihre Dollar nicht mehr als unsere Souveränität. Glauben die
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