Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition)
brauche ich in diesem Fall.«
»Gut, danke. Ich schicke Ihnen das Fax und melde mich dann später wieder bei Ihnen.«
Er konnte das Nicken am anderen Ende der Leitung förmlich hören. »In Ordnung, Ed. Bis dann.«
30 Sekunden später kam seine Sekretärin mit einem Fax herein. Ed Foley sah auf das Deckblatt und rief seine Frau aus ihrem Büro zu sich.
35
NEUE NACHRICHTEN
»Scheiße«, fluchte Ryan leise, als ihm Murray das Fax aus Moskau reichte. »Scheiße!«, wiederholte er nach weiterem Nachdenken. »Sollen wir das ernst nehmen?«
»Wir glauben schon, Jack«, sagte der FBI-Direktor. Er und Ryan kannten sich schon länger als zehn Jahre, weshalb er ihn beim Vornamen ansprechen durfte. Er informierte den Präsidenten über ein paar Fakten. »Unser Mann – Reilly – ist Spezialist für organisierte Kriminalität. Deshalb haben wir ihn auch rübergeschickt. Aber er hat auch im Spionageabwehrbereich Erfahrungen gesammelt, ebenfalls im New Yorker Büro. Ein guter Mann, Jack«, versicherte Murray. »Hat schon einiges erreicht. Hat ein gutes Arbeitsverhältnis mit den lokalen Polizeibehörden aufgebaut – hat ihnen bei verschiedenen Ermittlungsverfahren geholfen, sie sozusagen an der Hand genommen, wie wir das hier mit den örtlichen Polizeibehörden machen.«
»Und?«
»Und das hier sieht nach einer hundertprozentig zuverlässigen Information aus, Jack. Jemand hat einen Anschlag auf Sergei Nikolaiewitsch versucht, und wie es scheint, steckt die chinesische Regierung dahinter.«
»Im Ernst? Eine Einzelgängeroperation?«
»Wenn dem so ist, werden wir es wissen, sobald irgendein chinesischer Minister an einer plötzlichen Hirnblutung stirbt – ausgelöst durch eine Kugel in den Hinterkopf.«
»Hat Ed Foley das schon gesehen?«
»Ich habe ihn angerufen und ihm das Fax geschickt.«
»Pat?« Ryan wandte sich dem Justizminister zu, dem cleversten Juristen, dem Ryan je begegnet war – auch im Vergleich zu den von ihm ernannten Mitgliedern des Supreme Court.
»Mr. President, das ist eine ungeheuerliche Enthüllung, abermals vorausgesetzt, wir gehen davon aus, dass sie wahr ist und nicht irgendeine inszenierte Provokation oder eine Schachzug der Russen, um etwas in Bewegung zu setzen. Das einzige Problem ist, ich sehe den Sinn einer solchen Operation nicht. Wir scheinen hier mit etwas konfrontiert zu sein, das zu verrückt ist, um wahr zu sein, zugleich aber auch zu verrückt, um falsch zu sein. Ich hatte lange Zeit mit ausländischen Spionageabwehroperationen zu tun. Aber so etwas ist mir noch nicht untergekommen. Wir hatten uns mit den Russen immer schon darauf geeinigt, dass sie keinen Anschlag auf jemanden hier in Washington verüben und wir keinen auf jemanden in Moskau, und meines Wissens hat keine Seite jemals gegen dieses Abkommen verstoßen. Und nun das hier. Wenn es tatsächlich so ist, kommt das einer kriegerischen Handlung gleich. Das Ganze ist doch auch von Seiten der Chinesen nicht gerade klug, oder täusche ich mich da?«
Ryan blickte von dem Fax auf. »Hier steht, Ihr Mann habe die Verbindung zu dem Chinesen aufgedeckt …«
»Lesen Sie weiter«, forderte Murray den Präsidenten auf. »Er war an einer Observierung beteiligt und hat ihnen sozusagen nur seine Dienste angeboten und – zack!«
»Aber ist es möglich, dass die Chinesen wirklich so verrückt sind…« Ryans Stimme wurde langsam leiser. Und dann sagte er: »Die Russen wollen uns doch damit nicht etwa aufs Glatteis führen?«
»Was sollte es dafür für einen Grund geben?«, fragte Justizminister Martin.
»Leute, niemand ist so verrückt!«, explodierte der Präsident. Inzwischen war ihm die volle Tragweite des Ganzen bewusst geworden, und er verstand die Welt nicht mehr.
»Auch das, Sir, sind Sie besser in der Lage einzuschätzen als wir«, bemerkte Martin. Dies hatte zur Folge, dass Ryan sich wieder etwas beruhigte.
»Als ich noch in Langley war, habe ich weiß Gott jede Menge eigenartiges Material zu sehen bekommen, aber das schießt eindeutig den Vogel ab.«
»Was wissen wir über die Chinesen?«, fragte Murray in der Erwartung, eine Antwort im Sinne von ›einen feuchten Dreck‹ zu bekommen. Das FBI konnte nämlich keine nennenswerten Erfolge bei seinen Bemühungen verbuchen, chinesische Geheimdienstoperationen in Amerika zu infiltrieren, und nahm an, die CIA hätte das gleiche Problem, und zwar aus denselben Gründen. Es gab nämlich nicht sehr viele Amerikaner chinesischer Abstammung im Staatsdienst. Stattdessen
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