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Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition)

Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition)

Titel: Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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sich vage erinnerte, dass Hilton vor kurzem Vater geworden war. Sein Frau war Anwältin im Justizministerium, oder nicht?
    »Drei Monate. Schläft inzwischen durch, Mr. President. Dass Sie das überhaupt mitbekommen haben …«
    Es wäre mir lieber, sie würden mich Jack nennen. Ich bin schließlich kein Gott.
    »Irgendwas Interessantes passiert in der Nacht?«
    »Sir, CNN hat über die Abreise unserer Diplomaten aus Peking berichtet. War aber nur das Flugzeug beim Start zu sehen.«
    »Ich glaube, die schicken die Kameras nur hin, weil sie insgeheim hoffen, das Flugzeug explodiert oder so. Sie wissen schon, es ist das Gleiche, wie wenn mich der Hubschrauber hier abholen kommt.« Ryan nahm einen Schluck Kaffee. Diesen jungen Secret-Service-Agenten war vermutlich nicht ganz wohl dabei, wenn der ›Boss‹, wie er innerhalb des Service hieß, mit ihnen redete, als wären er und sie ganz normale Leute. Wenn dem wirklich so war, dachte Ryan, hatten sie Pech gehabt. Er würde nicht Ludwig XIV. werden, bloß um sie glücklich zu machen. Außerdem sah er nicht so gut aus wie Leonardo DiCaprio, zumindest laut Sally, die den jungen Schauspieler absolut umwerfend fand.
    In diesem Moment traf ein Bote mit der neusten Ausgabe des Early Bird ein. Jack zog sich mit seinem Kaffee und einem Exemplar zurück. Ein paar Leitartikel, die den Abbruch der Wirtschaftsverhandlungen beklagten – vielleicht war der schleichende Liberalismus in den Medien der Grund, warum ihnen dieser Amateurstaatsmann im Weißen Haus nie so ganz grün geworden war und es wohl auch nie werden würde. Insgeheim, wusste Ryan, nannten sie ihn noch bei ganz anderen Namen, aber der amerikanische Durchschnittsbürger, so versicherte Arnie van Damm ihm etwa einmal die Woche, mochte ihn immer noch ganz gern. In der Wählergunst stand Ryan nach wie vor sehr hoch oben, und der Grund dafür war wohl, dass Ryan als ein ganz normaler Kerl angesehen wurde, der einfach Glück gehabt hatte – wenn man das Glück nennen konnte, dachte Ryan mit einem unterdrückten Schnauben.
    Sich wieder den Zeitungsausschnitten zuwendend, trottete er in den Frühstücksraum, wo sich mehrere Leute hektisch zu schaffen machten – zweifellos waren sie vom Secret Service benachrichtigt worden, dass SWORDSMAN auf war und gefüttert werden musste. Noch mehr von diesem idiotischen Majestätseffekt, dachte Ryan mürrisch. Aber er hatte Hunger und deshalb trat er ein, nahm sich vom Büfett, was er wollte, und stellte den Fernseher an, um zu sehen, was es auf der Welt Neues gab. Dann machte er sich über seine Eier her. Er musste sie schnell verdrücken, bevor Cathy auftauchte und ihm wegen des Cholesterins Vorhaltungen machte. Rings um ihn herum, in einem Radius von etwa fünfzig Kilometern, kamen die Regierungsmitglieder allmählich zu Bewusstsein – oder was man als solches gelten lassen wollte –, zogen sich an, stiegen in ihre Autos und machten sich genau wie er, nur nicht so bequem, auf den Weg zur Arbeit.
    »Morgen, Dad«, sagte Sally, die als Nächste hereinkam und sofort zum Fernseher ging, um ihn, ohne zu fragen, auf MTV zu stellen. Jener strahlende Nachmittag in London, an dem er gekillt werden sollte, lag nun schon ganz schön lang zurück, dachte Ryan. Bis dahin war er noch ›Daddy‹ gewesen.
     
    In Peking war der Computer auf Mings Schreibtisch genau die richtige Anzahl von Minuten im Auto-Sleep-Modus gewesen. Jetzt begann sich das Festplattenlaufwerk wieder zu drehen, und der Rechner verfiel in seine allnächtliche Routine. Ohne den Monitor einzuschalten, überprüfte er die interne Datei mit den Neueingängen, komprimierte sie und aktivierte dann das interne Modem, um sie durch das Internet hinauszujagen. Der ganze Vorgang dauerte siebzehn Sekunden. Danach versank der Computer wieder in Schlaf. Die Daten bewegten sich durch die Telefonleitungen von Peking, bis sie ihren Server fanden, der eigentlich in Wisconsin stand. Dort warteten sie auf das Signal, das sie abrufen würde, wonach sie aus dem Speicher des Servers entfernt und wenig später überschrieben wurden, so dass jede Spur, dass sie jemals existiert hatten, gelöscht war.
    Peking legte sich schlafen, als Washington wach wurde. Die Erde drehte sich weiter, ohne etwas von dem mitzubekommen, was sich in dem endlosen Zyklus von Tag und Nacht ereignete.
     
    »Und?«, fragte General Diggs.
    »Sir«, antwortete Colonel Giusti, »ich glaube, die Cavalry Squadron ist in ziemlich guter Verfassung.« Wie Diggs war auch

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