Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition)
heißen?«, fragte Fang.
»Es soll heißen, dass der Anschlag auf ihn fehlgeschlagen ist.« Tan erläuterte den anderen in den nächsten zwei Minuten die näheren Einzelheiten. Seine Ausführungen wurden nicht ohne gewisse Bestürzung aufgenommen.
»Tan hatte dazu meine Genehmigung«, erklärte Xu ruhig.
Fang sah zu Zhang Han San hinüber. Nur von dort konnte diese Idee gekommen sein. Mochte sein alter Freund die Kapitalisten auch noch so sehr hassen, es hielt ihn dennoch nicht davon ab, selbst wie der schlimmste Pirat zu handeln, wenn es seinen Zwecken diente. Xu hörte auf ihn, und in Tan hatte er eine starke rechte Hand. Fang hatte geglaubt, alle diese Männer zu kennen, aber nun stellte er fest, dass er sich getäuscht hatte. Jeder von ihnen trug ein Geheimnis in sich, ein finsteres Geheimnis. Sie waren wesentlich skrupelloser als er, wurde Fang bewusst.
»Das kommt einer kriegerischen Handlung gleich«, gab er zu bedenken.
»Unsere operative Sicherheit war hervorragend. Unser russischer Agent, ein Klementi Suworow, ist ein ehemaliger KGB-Offizier, den wir vor langer Zeit angeworben haben, als er hier in Peking stationiert war. Er hat schon seit langem die verschiedensten Aufgaben für uns übernommen und hat sowohl zu Militär- als auch zu Geheimdienstkreisen sehr gute Beziehungen – das heißt, zu den Elementen, die jetzt der neuen russischen Unterwelt angehören. Genau genommen ist er nichts anderes als ein gewöhnlicher Verbrecher – wie so viele ehemalige KGB-Angehörige –, aber das kommt uns sehr zupass. Er liebt Geld, und wenn man ihm genug davon bietet, tut er alles. In diesem Fall verhinderte allerdings ein dummer Zufall die Eliminierung dieses Golowko.«
»Und nun?«, fragte Fang, um sich jedoch sofort zur Vorsicht zu mahnen. Er stellte zu viele Fragen, vertrat zu deutlich einen eigenen Standpunkt. Selbst in diesem Raum, selbst inmitten dieser alten Genossen, war es nicht geraten, sich zu stark zu exponieren.
»Das hat jetzt das Politbüro zu entscheiden«, antwortete Tan nüchtern.
Fang nickte und lehnte sich, fürs Erste zufrieden, zurück.
»Luo?«, fragte Xu. »Ist es machbar?«
Um nicht allzu zuversichtlich zu erscheinen, wägte der Marschall seine Worte sorgfältig ab. Man konnte sich ziemlichen Ärger einhandeln, wenn man an diesem Tisch mehr versprach, als man halten konnte. Luo war allerdings in der einzigartigen Position – die höchstens noch Innenminister Tong bis zu einem gewissen Grad mit ihm teilte –, dass er und seine Stellung durch Gewehre gesichert wurden.
»Genossen, wir haben uns lang und ausführlich mit der hier anstehenden strategischen Frage beschäftigt. Als Russland noch die Sowjetunion war, wäre diese Operation nicht möglich gewesen. Ihr Militär war damals wesentlich stärker und konnte über ganz andere finanzielle Mittel verfügen. Außerdem hatten sie zahlreiche ICBMs und Marschflugkörper mit thermonuklearen Gefechtsköpfen. Dank ihres bilateralen Abkommens mit Amerika besitzen sie davon jetzt keine mehr. Heute ist das russische Militär nur noch ein Schatten seiner selbst. Die Hälfte der Wehrpflichtigen melden sich nicht einmal, wenn sie ihren Einberufungsbefehl erhalten – wenn so etwas hier geschähe, wissen ja alle, was mit diesem Pack passieren würde. Sie haben viel von ihrer noch verbleibenden Gefechtsstärke in den Kämpfen gegen diese religiöse Minderheit in Tschetschenien aufgerieben – und so könnte man durchaus sagen, Russland zerfällt bereits in seine einzelnen Religionszugehörigkeiten. Konkret gesagt, das Vorhaben ist durchführbar, wenn auch nicht ganz einfach. Das eigentliche Problem, das sich uns stellen wird, sind die zu bewältigenden Entfernungen, nicht die militärische Gegenwehr. Die Entfernung von unserer Grenze zu ihren neuen Ölfeldern am Nordmeer ist sehr groß – wesentlich geringer ist sie zu den neuen Goldminen. Die beste Nachricht ist, dass die russische Armee selbst die Straßen baut, die wir für die Offensive benötigen. Dadurch lösen sich zwei Drittel unserer Probleme praktisch von selbst. Ihre Luftstreitkräfte sind ein Witz. Mit ihnen müssten wir mühelos fertig werden – schließlich verkaufen sie ihre besten Flugzeuge an uns, während sie sie ihren eigenen Piloten vorenthalten. Zur Vereinfachung unserer Aufgabe wären wir sicher gut beraten, wenn wir versuchen würden, ihre politische Führung zu destabilisieren. Tan, wäre das für Sie machbar?«
»Das hängt davon ab, woran genau Sie dabei
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