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Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition)

Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition)

Titel: Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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zurückkamen. Was für eine seltsame Dichotomie. Wie lief es in anderen Gesellschaften, fragte sich Fang, die die Menschen ermutigten, das Unbekannte zu erforschen? Wie entwickelten sie sich? Gediehen sie oder tappten sie im Dunkeln und gingen in ziel- und richtungslosem Umherirren ihrer Substanz verlustig? In China orientierte sich jeder an den Worten und Gedanken von Marx, so wie Mao sie neu gedeutet hatte, denn er hatte sich kühn in das Dunkel vorgewagt, um mit der Revolution zurückzukehren und seine Nation auf einen anderen Weg zu führen. Aber an diesem Punkt war es dann nicht mehr weiter gegangen, weil niemand bereit war, über jene Bereiche hinaus vorzudringen, die Mao erforscht und erhellt hatte – und die, so hatte er proklamiert, alles seien, was China und die Welt als Ganzes wissen müsse. Mao war wie so eine Art religiöser Prophet, dachte Fang.
    Hatte China nicht gerade ein paar von denen umgebracht?
    »Danke, Ming«, sagte er zu seiner Sekretärin, die noch auf weitere Anweisungen gewartet hatte. Er sah nicht hin, als sie die Tür hinter sich schloss. Ming kehrte an ihren Schreibtisch zurück, um seine Aufzeichnungen über die letzte Politbürositzung in den Computer einzugeben.
     
    »Herr im Himmel«, hauchte Dr. Sears an seinem Schreibtisch. Das SORGE-Dokument war wie üblich mit dem Laserdrucker von Deputy Director Mary Pat Foley ausgedruckt und ihm ausgehändigt worden, woraufhin er in sein Büro zurückgekehrt war, um es zu übersetzen. Manchmal waren die Nachrichten kurz genug, dass er sie, vor ihrem Schreibtisch stehend, übersetzen konnte, aber diese war ziemlich lang. Sie würde acht mit anderthalbfachem Zeilenabstand beschriebene Seiten aus seinem Laserdrucker ergeben. Wegen des brisanten Inhalts ließ er sich Zeit mit der Übersetzung und ging zum Schluss den Text noch einmal von Anfang an durch. Plötzlich kamen ihm Zweifel an seinen Chinesischkenntnissen. Er konnte es sich nicht leisten, so etwas falsch zu übersetzen oder auszulegen. Dafür war das Thema zu brisant. Alles in allem benötigte er zweieinhalb Stunden dafür, mehr als doppelt so lang, wie Mrs. Foley wahrscheinlich veranschlagt hatte.
    »Warum hat es diesmal so lange gedauert?«, fragte MP auch prompt, als er ihr Büro betrat.
    »Mrs. Foley, das ist eine heiße Geschichte.«
    »Wie heiß?«
    »Sehen Sie selbst.« Er reichte ihr die Mappe.
    Sie nahm sie an sich und lehnte sich in ihren bequemen Sessel zurück, um sie zu lesen. SORGE, Quelle SONGBIRD. Ihr Blick katalogisierte die Überschrift: Gestrige Sitzung des chinesischen Politbüros. Und dann beobachtete Sears, wie sie, während sie nach einem Karamellbonbon griff, plötzlich die Augen zusammenkniff. Schließlich blickte sie zu ihm auf. »Das ist ja unglaublich. Ihre Einschätzung?«
    »Die Zuverlässigkeit der Quelle kann ich nicht beurteilen, Ma’am, aber wenn das hier echt ist, also, dann werden wir Zeuge eines Prozesses, den ich bisher nur aus Geschichtsbüchern kenne, und wir vernehmen Worte, die in diesem Gebäude meines Wissens noch niemand zu hören bekommen hat. Ich meine, hier werden die Aussagen jedes Ministers der chinesischen Regierung zitiert, und fast alle sagen dasselbe …«
    »Und es ist etwas Ungeheuerliches«, sprach Mary Patricia Foley für ihn zu Ende. »Vorausgesetzt, es ist alles korrekt wiedergegeben  – macht es einen authentischen Eindruck?«
    Sears nickte. »Ja, Ma’am. Für mich hört es sich an wie ein authentisches Gespräch lebendiger Menschen, und der Inhalt des Gesagten steht auf jeden Fall in Einklang mit den Persönlichkeiten der Sprecher, so wie ich sie einschätze. Natürlich könnte das Ganze auch fingiert sein. Wenn dem so ist, wurde die Quelle in irgendeiner Weise kompromittiert. Allerdings kann ich mir nicht vorstellen, dass das gefälscht wurde, ohne dass sie damit eine bestimmte Wirkung erzielen wollten. Eine Wirkung, die übrigens für sie nicht sonderlich vorteilhaft wäre.«
    »Irgendwelche Empfehlungen?«
    »Könnte vielleicht nicht schaden, George Weaver aus Providence herkommen zu lassen. Er kann sich sehr gut in die Chinesen hineinversetzen. Er kennt viele von ihnen persönlich und würde bestimmt eine gute Ergänzung meiner Einschätzung liefern.«
    »Die wäre?«, fragte Mary Pat Foley, ohne zur letzten Seite weiterzublättern, wo sie bereits formuliert war.
    »Sie ziehen einen Krieg in Erwägung.«
    Mary Pat Foley, Deputy Director (Operations) der Central Intelligence Agency, stand auf und verließ, gefolgt von

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