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Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition)

Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition)

Titel: Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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denken«, erwiderte Tan Deshi.
    »Gruschawoi zu eliminieren, zum Beispiel«, schlug Zhang vor. »Er ist im Moment in Russland der einzige Politiker mit einer gewissen Führungsstärke. Ohne ihn bricht das Land politisch zusammen.«
    »Was wir hier in Erwägung ziehen, Genossen, ist kühn und sehr riskant.« Das musste Fang jetzt einfach sagen. »Was geschieht, wenn wir scheitern?«
    »Dann, mein Freund, ist unsere Lage nicht schlechter, als sie es jetzt schon zu sein scheint«, antwortete Zhang. »Aber wenn wir Erfolg haben, was durchaus wahrscheinlich ist, erhalten wir endlich die Stellung, die wir schon seit unserer Jugend anstreben: Die Volksrepublik wird zur stärksten Macht der Welt.« Wie es uns zusteht, dachte er. »Oder hat etwa der Vorsitzende Mao jemals die Möglichkeit in Erwägung gezogen, es könne ihm nicht gelingen, Tschiang zu besiegen?«
    Daran gab es nichts zu rütteln, und deshalb versuchte es Fang auch nicht. So abrupt der Umschwung von Angst zu Abenteuerlust erfolgt war, als so ansteckend erwies er sich nun. Wo war die Vorsicht geblieben, die diese Männer sonst so oft übten? Sie waren wie Seeleute auf einem in Seenot geratenen Schiff, die plötzlich eine Möglichkeit sahen, sich zu retten. Und nachdem sie den ersten Vorschlag angenommen hatten, wurden sie in den nächsten geradezu hineinkatapultiert. Alles, was er tun konnte, war, sich zurückzulehnen und zu beobachten, welchen Verlauf das Gespräch von nun an nehmen würde, und abzuwarten – zu hoffen –, dass sie wieder Vernunft annahmen.
    Doch wer sollte den ersten Schritt in diese Richtung tun?

41
STAATSKOMPLOTTE
    »Ja, Genosse Minister?« Ming blickte von ihrer fast fertigen Niederschrift auf.
    »Sie sind doch vorsichtig mit diesen Aufzeichnungen?«
    »Natürlich, Genosse Minister. Sie wissen doch, ich drucke diese Dokumente nie aus. Machen Sie sich denn über irgendetwas Sorgen?«
    Fang hob die Schultern. Die Anspannung der heutigen Sitzung begann erst jetzt langsam von ihm abzufallen. Er war ein praktisch veranlagter Mann und er war alt und erfahren. Wenn es eine Möglichkeit gab, das anstehende Problem zu lösen, würde er sie finden. Wenn nicht, würde es ihm nicht zum Verhängnis werden. Er gehörte nicht zu denen, die hier die Initiative ergriffen, und seine Aufzeichnungen würden belegen, dass er einer der wenigen vorsichtigen Skeptiker bei der Besprechung gewesen war. Ein anderer war natürlich Qian Kun, der kopfschüttelnd den Raum verlassen hatte. Fang fragte sich, ob sich auch Qian Aufzeichnungen machte. »Ming?«
    »Ja, Genosse Minister?«
    »Was haben Sie von diesem Aufstand der Studenten gehalten? Damals auf dem Platz des Himmlischen Friedens?«
    »Damals war ich noch in der Schule. Das wissen Sie doch, Genosse Minister.«
    »Schon, aber was haben Sie damals gedacht?«
    »Ich fand, dass sie sich zu viel herausnahmen. Der höchste Baum wird immer zuerst gefällt.« Das war ein altes chinesisches Sprichwort und somit unverfänglich. Es lag im Wesen der Kultur ihres Landes, ein solches Vorgehen nicht zu befürworten – aber paradoxerweise feierte ihre Kultur diejenigen, die Mut hatten, auch als Helden. Das Kriterium dafür war ganz simpel. Hatte man Erfolg, war man ein Held, der bewundert und in Erinnerung behalten wurde. Scheiterte man, erinnerte sich kein Mensch an einen, und wenn doch, dann höchstens als negatives Beispiel. Und deshalb lag Sicherheit immer auf dem Mittelweg  – und Sicherheit war gleichbedeutend mit Leben.
    Die Studenten waren zu jung gewesen, um das alles zu wissen. Zu jung, um die Möglichkeit, sterben zu müssen, in Betracht zu ziehen. Die tapfersten Soldaten waren immer die jungen, diejenigen, die noch von großen Leidenschaften und Ideen beseelt waren – zu jung, um darüber nachzudenken, wie feindlich die Welt sein konnte, zu töricht, um Furcht zu kennen. Für Kinder war das Unbekannte etwas, das es zu erkunden und erforschen galt. Irgendwann merkten sie dann, dass sie alles, was man ohne Schwierigkeiten lernen konnte, verinnerlicht hatten. Das war der Moment, an dem die meisten aufhörten zu lernen, mit Ausnahme der Tapferen und Kühnen, von denen der Fortschritt abhing, die sich mit offenen Augen in das Unbekannte vorwagten. Und die Menschheit erinnerte sich nur an die wenigen, die lebend zurückkamen …
    … und vergaß diejenigen, die es nicht schafften, nur allzu bald.
    Es war die Grundlage der chinesischen Gesellschaftsform, die Menschen an diejenigen zu erinnern, die nicht

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