Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition)

Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition)

Titel: Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
Vom Netzwerk:
der NATO-Chefs geplant war, einen Sitzungsmarathon. Es bedurfte Scott Adlers ganzer Überredungskünste, die einzelnen Außenminister auf seine Seite zu bringen, aber mit der Unterstützung Großbritanniens, dessen Diplomatie schon immer Rolls-Royce-Qualität gehabt hatte, kam es nach vier Stunden zu einer per Nicken und Handschlag besiegelten Übereinkunft, worauf die diplomatischen Handlanger losgeschickt wurden, um die entsprechenden Dokumente vorzubereiten. Das alles wurde hinter verschlossenen Türen ausgehandelt, ohne dass etwas davon an die Presse durchdringen konnte. Deshalb erschien die Nachricht für die Medien wie ein Blitz aus heiterem Himmel, als die Regierungschefs schließlich den Sitzungssaal verließen. Die Journalisten erfuhren jedoch nicht den wahren Grund für diesen Schritt. Sie bekamen lediglich mitgeteilt, diese Maßnahme stehe in Zusammenhang mit den wirtschaftlichen Hoffnungen, die man sich in Hinblick auf die Russische Föderation mache. Das hörte sich nicht nur ganz plausibel an, sondern war, genauer besehen, auch das, was dem Ganzen letztendlich zugrunde lag.
    Im Übrigen kannten auch die meisten NATO-Vertragspartner nicht die ganze Wahrheit. In vollem Umfang wurden die neuen amerikanischen Geheimdienstinformationen nur Großbritannien zugänglich gemacht. Frankreich und Deutschland gegenüber machte man lediglich Andeutungen hinsichtlich der Gründe für die ernste Besorgnis der Amerikaner. Allen anderen musste die simple Logik der Entscheidung als Begründung genügen. Es würde in der Presse einen guten Eindruck machen, und das war für die meisten Politiker Anlass genug, ihre Kleider auszuziehen und splitternackt auf einem öffentlichen Platz herumzurennen. Außenminister Adler warnte seinen Präsidenten vor den Gefahren, souveräne Nationen in Bündnisverpflichtungen hineinzuziehen, ohne ihnen alle Gründe dafür zu nennen, doch selbst er musste zugeben, dass ihnen kaum eine andere Wahl blieb. Außerdem gab es eine eingebaute Ausstiegsklausel, die die Medien – und hoffentlich auch die Chinesen  – nicht gleich entdecken würden.
    Die Medien hatten noch rechtzeitig davon erfahren, um die Meldung in Amerika in den Abendnachrichten und in Europa in den Spätnachrichten verbreiten zu können, und die Fernsehkameras zeigten die Ankunft der zahlreichen VIPs bei dem Staatsbankett in Warschau.
    »Dafür haben Sie bei mir was gut, Tony«, versicherte Ryan dem britischen Premier, als sie mit ihren Weingläsern anstießen. Der Weißwein kam aus Frankreich, aus dem Loiretal, und war vorzüglich. Das hochprozentigere Getränk des Abends war ein gleichermaßen hervorragender polnischer Wodka.
    »Nun, man kann nur hoffen, dass es unseren chinesischen Freunden zu denken gibt. Wann wird Gruschawoi erwartet?«
    »Morgen Nachmittag, und das wird mit einem weiteren Zechgelage einhergehen. Abermals Wodka, nehme ich an.« Während sie sich unterhielten, wurden gerade die Dokumente fertiggestellt, um anschließend in feinstes Leder gebunden zu werden, wie das bei solch wichtigen Vertragswerken immer der Fall war – auch wenn sie hinterher in irgendwelchen staubigen Kellerarchiven eingemottet wurden, wo kaum mehr ein Blick auf sie fiel.
    »Wenn ich Basil richtig verstanden habe, sind Ihre Geheimdienstinformationen ungewöhnlich gut – und ziemlich beängstigend«, bemerkte der Premierminister.
    »Da haben Sie ihn vollkommen richtig verstanden, mein Freund. Wissen Sie, eigentlich sollte man doch denken, Kriege gehörten längst der Vergangenheit an.«
    »Das dachte man auch schon vor hundert Jahren, Jack. Allerdings ist es dann doch etwas anders gekommen.«
    »Richtig. Aber dennoch hat sich die Welt in den letzten hundert Jahren auf jeden Fall verändert.«
    »Ich hoffe, das ist ein gewisser Trost für Franz Ferdinand und die zehn Millionen armen Teufel, die als eine indirekte Folge seines Ablebens sterben mussten, nicht zu reden vom zweiten Akt des großen europäischen Kriegs.«
    »Stimmt. Übermorgen bin ich in Auschwitz. Dürfte nicht besonders lustig werden.« Eigentlich wollte Ryan gar nicht hinfahren, aber unter diesen Umständen fühlte er sich dazu verpflichtet. Außerdem hatte Arnie van Damm gemeint, es würde sich im Fernsehen gut machen, und das war bei vielen Dingen der Grund, warum er sie tat.
    »Nehmen Sie sich vor den Geistern in Acht. Ich könnte mir gut vorstellen, dass es dort einige gibt.«
    »Ich werde Ihnen Bescheid sagen«, versprach Ryan. Würde es wie in Dickens’

Weitere Kostenlose Bücher