Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition)

Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition)

Titel: Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
Vom Netzwerk:
sie ein wenig enttäuscht darüber, dass er ihr nicht hier und jetzt eins der angepriesenen Geräte vorführen konnte.
    »Schön, Sie müssten mir nur schriftlich erlauben, dass ich einen Drucker mit in dieses Haus bringen darf. Für ihr Sicherheitspersonal, Sie verstehen.«
    Wie konnte ich das bloß vergessen? , sah er sie denken. Jedenfalls flatterten ihre Augenlider.
    Die Gelegenheit war günstig, zu fragen: »Sind Sie selbst dazu befugt oder muss ich mir diese Genehmigung woanders holen?« Schwachstelle einer jeden kommunistischen Behörde war das Wichtigtuerische ihrer Beamten.
    Sie lächelte wissend. »O ja, dazu bin ich durchaus befugt.«
    Er erwiderte ihr Lächeln. »Prima. Ich könnte, sagen wir, morgen um zehn Uhr wieder hier sein und einen Drucker mitbringen.«
    »Gut, ich werde Bescheid geben, dass man Sie durchlässt.«
    »Danke sehr, Genossin Ming«, sagte Nomuri und verbeugte sich artig (mit einem kurzen Kopfnicken) vor der jungen Frau, die, wie er vermutete, nicht nur Sekretärin, sondern auch Geliebte des Ministers war. Sie würde ihm, Nomuri, so manche Möglichkeit eröffnen, aber er musste vorsichtig sein, sowohl in seinem als auch in ihrem Interesse, dachte er auf dem Weg zum Fahrstuhl. Dafür wurde er von Langley schließlich gut bezahlt, ganz abgesehen von dem fürstlichen Gehalt von NEC, das er in voller Höhe behalten durfte. Aber soviel brauchte er auch, um hier überleben zu können. In Peking zu wohnen war für Ausländer doppelt teuer, weil für sie alles ganz speziell sein musste. Die Wohnungen waren speziell – und wahrscheinlich mit Wanzen bespickt. Die Lebensmittel bezog er aus einem teuren Spezialitätengeschäft, was ihm aber nur recht sein konnte, weil diese Ware mit Sicherheit gesundheitlich weniger bedenklich war.
    China war, was Nomuri ein Zehn-Meter-Land nannte. Alles schien in Ordnung zu sein, ja, mitunter beeindruckend, solange man einen Abstand von mindestens zehn Meter hielt. Aus der Nähe betrachtet, ergab sich oft ein ganz anderes Bild: Die Einzelteile schienen nicht zusammenzupassen. Ein so simpler Akt wie das Besteigen eines Fahrstuhls konnte hier zu einem echten Problem ausarten. In seinen westlichen Kleidern (für Chinesen gehörte auch Japan zum Westen, worüber sich viele Japaner amüsierten) wurde er sofort, noch ehe man sein Gesicht sah, als qwai ausgemacht – als ausländischer Teufel. Und sofort gingen alle auf Distanz, manche zeigten sich sogar unverhohlen feindselig. Chinesen waren auch in dieser Hinsicht ganz anders als Japaner, die sich keine Gefühle anmerken ließen – worauf sich auch Nomuri ausgezeichnet verstand. Ein Poker-Gesicht aufzusetzen hatte er in Tokio gelernt, was ihm in seiner Doppelrolle natürlich gut zupass kam.
    Nicht, dass der Fahrstuhl Mucken gemacht hätte, aber irgendwie lief er nicht wirklich rund. Wahrscheinlich passten auch hier ein paar Einzelteile nicht richtig zusammen. Diesen Eindruck hatte Nomuri in Japan nie. Bei allen Fehlern, die sie sonst haben mochten, waren die Japaner sehr gute Ingenieure. Ähnliches traf wahrscheinlich auch auf die Taiwaner zu, und wie in Japan herrschten auf der Insel kapitalistische Verhältnisse, in denen Leistung mit Profiten und Gehaltszuschlägen honoriert wurde. Die Volksrepublik hatte in der Hinsicht noch einiges zu lernen. Sie exportierte zwar viel, aber bei den exportierten Gütern handelte es sich vor allem entweder um relativ einfach herzustellende Dinge (wie Turnschuhe etwa) oder um lizenzierte Nachbauten (Elektrogeräte und dergleichen). Es machten sich in jüngster Zeit allerdings Veränderungen bemerkbar. Die Chinesen waren nicht weniger ausgeschlafen als andere Völker, und selbst der Kommunismus konnte sie nicht auf Dauer deckeln. Noch aber wurden Industrieunternehmer, die Innovationen wagten und damit begannen, der Welt neue Produkte anzubieten, von den Herren an der Regierung wie … ja, bestenfalls wie überdurchschnittlich produktive Sklaven behandelt. Wie lange werden die sich das noch gefallen lassen?, fragte sich Nomuri auf dem Weg nach draußen.
    Er hielt die ganze Staats- und Wirtschaftspolitik für ziemlich schizophren. Früher oder später würden die Unternehmer aufbegehren und verlangen, dass man sie an politischen Entscheidungen beteiligte. Wahrscheinlich gab es schon erste Bestrebungen dieser Art. Aber ebenso wahrscheinlich war, dass man sich auf Seiten der Unzufriedenen an alte Weisheiten erinnerte, wonach der größte Baum am schnellsten zu Brennholz verarbeitet

Weitere Kostenlose Bücher