Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition)
Männern tat er sich umso schwerer. Viele hielten ihn für einen zhopnik , aber das war er natürlich nicht. Er hatte jede Nacht eine andere Frau am Arm und nie eine, die hässlich gewesen wäre. Aber aus irgendeinem Grund kam er mit Männern einfach nicht klar, auch nicht mit denen von der Staatssicherheit, wo er mal, wie er selbst sagte, ein hohes Tier war.«
»Ach ja?«, brummte der Polizist, inzwischen wieder gelangweilt. Es gab wohl keinen Kriminellen, der nicht gern prahlte. Das kannte er zur Genüge.
»Allerdings. Gregori Filipowitsch behauptete, ausländische Besucher mit Frauen versorgt zu haben, auch solche von ganz hohem Rang, die sich dann im Bett brisante Informationen haben entlocken lassen. Das glaub ich gern«, fügte der Informant hinzu. »Für eine Nacht mit einem solchen Engel würde ich alles verraten, was ich weiß.«
Wer würde das nicht?, dachte der Milizionär und gähnte. »Also, auf welche Weise hat Awseijenko diese anderen mächtigen Männer beleidigt?«, fragte er zum wiederholten Mal.
»Wie gesagt, das weiß ich nicht. Sprechen Sie mit ›dem Jungen‹, vielleicht weiß er was.«
»Es heißt, dass Gregori damit angefangen hatte, Drogen zu importieren.« Der Vernehmungsbeamte senkte die Angel durch ein anderes Eisloch ins stille Wasser und fragte sich, welcher Fisch wohl darunter stehen mochte.
Der Informant nickte. »Richtig. So heißt es. Aber Beweise sind mir dafür noch nicht untergekommen.«
»Wer könnte denn Beweise dafür haben?«
Wieder ein Achselzucken. »Weiß ich nicht. Vielleicht eins seiner Mädchen. Mir war von Anfang an schleierhaft, wie er den Stoff losschlagen wollte. Über seine Mädchen vielleicht, das wäre nahe liegend, aber gefährlich für sie gewesen – auch für ihn, denn seine Huren würden mit dem Zeug womöglich aus der Spur laufen. Was blieb ihm also übrig?«, fragte der Informant rhetorisch. »Er hätte eine völlig neue Organisation aufziehen müssen, und so etwas ist immer sehr heikel, oder etwa nicht? Also, ich vermute, dass Gregori nur mit dem Gedanken gespielt hat, Drogen zu importieren und viel Kohle damit zu machen, dass er aber die Finger davon ließ, weil er viel zu sehr den Knast scheute. Vielleicht hat er das eine oder andere Wort darüber fallen lassen. Ich glaube aber nicht, dass er sich dazu entschlossen oder sogar schon irgendetwas in dieser Richtung unternommen hat.«
»Hatten andere die gleiche Idee?«, fragte der Milizfeldwebel als Nächstes.
»Wieso Idee? Sie wissen doch, dass Koks und anderer Stoff längst im Umlauf sind.«
Der Polizist blickte auf. Das wusste er nicht. Ihm waren lediglich Gerüchte zu Ohren gekommen, aber nichts Handfestes. Wie seine Kollegen rechnete er damit, dass illegale Drogen zuerst in Odessa am Schwarzen Meer auftauchen würden, in jener Stadt, die schon in der Zarenzeit als kriminelle Hochburg berüchtigt gewesen war und die anscheinend jetzt, da der freie Handel wieder einsetzte, erneut zum Vorreiter für alle möglichen Delikte avancierte. Wenn es in Moskau einen aktiven Drogenmarkt gab, war der so neu und so klein, dass er noch nichts davon wusste. Er nahm sich vor, in Odessa nachzufragen, was sich dort zurzeit in dieser Hinsicht abspielte.
»Und wer bringt da Stoff in Umlauf?«, fragte der Feldwebel. Wenn sich in Moskau ein Verteilernetz strukturierte, wollte er Bescheid wissen.
Als Mitarbeiter von NEC gehörte es zu Nomuris Aufgaben, Desktop-Computer und Zubehör zu verkaufen. Als Abnehmer kam natürlich vor allem die Regierung der Volksrepublik in Betracht, deren Mitglieder immer das Neuste vom Neusten haben wollten, egal ob Autos oder Mätressen, und die immer alles aus dem Staatssäckel bezahlten, das von denjenigen aufgefüllt wurde, die diese Herren repräsentierten und nach bestem Vermögen schützten. Es gab zwar auch wie in all diesen Fällen entsprechende Produkte aus Amerika zu beziehen, doch die Volksrepublik entschied sich für die etwas preisgünstigeren (und weniger leistungsfähigen) Computer aus Japan, so wie sie den europäischen Airbus der amerikanischen Boeing vorzog. Mit dieser Kaufentscheidung hatte sie vor einigen Jahren den Vereinigten Staaten einen empfindlichen Nadelstich versetzt. Amerika hatte, wie es seine Art ist, die Sache schon längst vergessen, nicht so die Chinesen, die ein sehr langes Gedächtnis hatten.
Als Präsident Ryan die taiwanische Republik China offiziell anerkannte, tönte es wie Donnerhall durch die Machtzentrale in Peking. Weil er noch nicht
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