Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition)
Operation beginnt morgen früh.«
»Was ist mit den Amerikanern?«
»Sie haben einige Flugzeuge geschickt, aber die beunruhigen mich nicht«, erwiderte der Verteidigungsminister. »Sie können zwar wie ein Moskito stechen, aber keinen wirklichen Schaden anrichten. Wir werden am ersten Tag 20 Kilometer zurücklegen, danach 50 pro Tag – vielleicht mehr. Es hängt davon ab, wie die Russen kämpfen. Die russischen Luftstreitkräfte sind noch nicht einmal ein Papiertiger. Wir können sie vernichten oder zumindest so weit zurückdrängen, dass sie uns nicht mehr stören. Die Russen fangen gerade an, per Eisenbahn Schützentruppen nach Osten zu verlegen, aber unsere Flieger werden ihre Rangier- und Verschiebebahnhöfe in Tschita zerstören. Dann stauen sich dort die Truppentransporte, und wir können sie in Schach halten, um unsere linke Flanke zu schützen, bis wir selbst unsere Soldaten herangebracht und sie vollkommen eingeschlossen haben.«
»Sind Sie dessen sicher, Marschall?«, fragte Zhang – selbstverständlich rein rhetorisch.
»In acht Tagen ist ihre Goldmine unser, in zehn weiteren haben wir das Öl«, prophezeite der Marschall, als würde er vorrechnen, wie lange es dauert, ein Haus zu bauen.
»Dann ist also alles bereit?«
»Voll und ganz«, beharrte Luo.
»Sie können im Laufe des Tages mit einem Anruf von Präsident Ryan rechnen«, warnte Außenminister Shen seinen Premier vor.
»Was wird er sagen?«, erkundigte sich Xu.
»Er wird an Sie persönlich appellieren, den Krieg zu verhindern.«
»Und was soll ich erwidern?«
»Lassen Sie ihm durch Ihre Sekretärin ausrichten, Sie hätten sich gerade unter Ihr Volk begeben«, riet ihm Zhang. »Reden Sie gar nicht erst mit diesem Narren.«
Minister Shen stand nicht hundertprozentig hinter der Politik seines Landes, dennoch nickte er zustimmend. Es schien ihm der beste Weg zu sein, eine persönliche Konfrontation der beiden Staatsoberhäupter zu vermeiden, bei der Xu sich gewiss nicht gut behaupten würde. In Shens Ministerium versuchte man immer noch, ein Gefühl dafür zu bekommen, wie mit dem amerikanischen Präsidenten umzugehen war. Er war anderen Regierungschefs so wenig ähnlich, dass man immer noch nicht verstand, wie man mit ihm reden sollte.
»Was sollen wir auf ihre Botschaft erwidern?«, fragte Fang.
»Wir geben ihnen keine offizielle Antwort«, erklärte Shen.
»Es beunruhigt mich, dass sie uns möglicherweise als Lügner bezeichnen könnten«, sagte Fang. »Ich finde, das wäre bedauerlich.«
»Du machst dir zu viele Sorgen, Fang«, kommentierte Zhang diese Worte und lächelte grausam.
»Nein, damit hat er Recht«, verteidigte Shen seinen Kollegen. »Nationen müssen den Worten anderer Nationen trauen können, sonst ist jegliche Art von Beziehung unmöglich. Genossen, wir müssen daran denken, dass es auch eine Zeit nach dem Krieg geben wird. Und dann müssen wir dazu in der Lage sein, mit den Nationen der Welt wieder normale Beziehungen aufzunehmen. Aber wenn sie uns als Geächtete betrachten, wird das sehr schwierig werden.«
»Das klingt vernünftig«, bemerkte Xu und verlieh damit ausnahmsweise einmal seiner eigenen Meinung Ausdruck. »Ich werde den Anruf aus Washington nicht entgegennehmen, und ich werde Amerika nicht erlauben, uns als Lügner zu titulieren, Fang.«
»Es gibt noch eine neue Entwicklung«, warf Luo ein. »Die Russen haben mit Aufklärungsflügen begonnen, in großer Höhe und auf ihrer Seite der Grenze. Ich schlage vor, die nächste Maschine abzuschießen und zu behaupten, dass sie in unseren Luftraum eingedrungen sei. Wir werden dies und einige andere Dinge als Provokation hinstellen.«
»Exzellent«, versetzte Zhang.
»Also?«, fragte John.
»Er befindet sich im Gebäude«, erläuterte General Kirillin. »Das Team ist bereit, nach oben zu gehen und ihn zu verhaften. Möchten Sie zusehen?«
»Sicher«, stimmte Clark mit einem Kopfnicken zu. Er und Chavez trugen beide ihre schwarzen Ninja-Kampfanzüge und darunter Schutzkleidung, was ihnen etwas theatralisch vorkam. Aber die Russen sorgten sich nun einmal um ihre Gäste, und das beinhaltete auch offizielles Interesse an ihrer Sicherheit.
»Wie ist die Aufstellung?«
»Vier Mann in der Wohnung daneben. Wir erwarten keine Schwierigkeiten«, erzählte Kirillin den Amerikanern. »Wenn Sie mir bitte folgen wollen.«
»Reine Zeitverschwendung, John«, murmelte Chavez auf Spanisch.
»Ja, aber sie möchten uns gern etwas vorführen.« Die beiden folgten
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