Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition)
schlimmer hätte kommen können. Allerdings nicht viel schlimmer, überlegte John. Es war langsam an der Zeit, dass er einen Kommentar abgab.
»Sauber durchgeführt, Major. Ein bisschen viel Sprengstoff, aber das machen wir ja alle so. Meine eigenen Leute kriegen das auch jedes Mal von mir zu hören.«
»Danke, General Clark.« Der Leiter des Einsatzteams grinste, aber nicht zu breit, denn auf seine Untergebenen wollte er cool wirken. Sie alle hatten gerade ihre erste richtige Mission erfolgreich hinter sich gebracht, aber wie sehr sie sich auch freuten, es galt, eine bestimmte Haltung einzunehmen: Natürlich haben wir es richtig gemacht .
»Also, Juri Andreiewitsch, was wird nun mit ihnen geschehen?« , fragte John in seinem besten Russisch.
»Wir werden sie zu einem Mord und einem Mordkomplott verhören, dazu noch wegen Landesverrats. Wir haben vor einer halben Stunde Kong abgeholt – er packt gerade aus«, log Kirillin. Auch wenn Suworow ihm vielleicht nicht glaubte, würde diese Behauptung seine Gedanken doch in eine unerfreuliche Richtung lenken.
»Führt sie ab!«, befahl der General. Kaum war das geschehen, trat ein FSS-Offizier näher und schaltete Suworows Computer ein, um mit der detaillierten Überprüfung der Dateiinhalte zu beginnen. Das von Suworow installierte Schutzprogramm wurde lahmgelegt, denn das Codewort war dem FSS durch die verwanzte Tastatur längst bekannt. Computer – da waren sich alle einig – mussten mit dem heimlichen Gedanken an Spionage entwickelt worden sein. Allerdings funktionierte sie in beide Richtungen.
»Wer sind Sie?«, wollte ein Fremder in Zivilkleidung wissen.
»John Clark«, lautete die Antwort überraschenderweise auf Russisch. »Und Sie?«
»Prowalow. Ich bin ermittelnder Leutnant bei der Miliz.«
»Oh, der Panzerfaust-Fall?«
»Genau.«
»Dann haben Sie wohl jetzt den Richtigen geschnappt.«
»Ja, einen Mörder.«
»Schlimmeres als das«, schaltete Chavez sich in das Gespräch ein.
»Es gibt nichts Schlimmeres als Mord«, erwiderte Prowalow, ganz Polizist.
Chavez vertrat eine pragmatischere Auffassung. »Mag sein. Es hängt davon ab, ob man einen Buchhalter braucht, um den Überblick über all die Leichen zu behalten.«
»Also, Clark, wie fanden Sie die Operation?«, erkundigte sich Kirillin. Er war auf die Anerkennung des Amerikaners aus.
»Sie war perfekt. Zwar ein einfacher Einsatz, aber er wurde tadellos durchgeführt. Das sind gute Jungs, Juri. Sie lernen schnell und arbeiten hart. Sie können inzwischen die Leute von Ihren Kommandoeinheiten ausbilden.«
»Stimmt, ich würde mit jedem von ihnen sofort zusammenarbeiten«, bestätigte Ding. Kirillin lächelte, obwohl das Lob nicht überraschend kam.
50
BLITZ UND DONNER
»Sie haben ihn«, sagte Murray am Telefon zu Ryan. »Unser Freund Clark durfte dabei zusehen. Verdammt ökumenisch von den Russkis.«
»Vermutlich wollen sie demonstrieren, dass sie tatsächlich unsere neuen Verbündeten sind. Und RAINBOW ist nun einmal eine Einrichtung der NATO. Glauben Sie, dass er singt?«
»Wahrscheinlich wie ein Kanarienvogel«, prophezeite der Direktor des FBI. »Das Recht zur Aussageverweigerung hat es in Russland noch nie gegeben, Jack, und ihre Verhörmethoden sind ein bisschen – äh – engagierter als unsere. Wie dem auch sei, das ist eine Sache, die die Russen ins Fernsehen bringen können, mit der sie ihre Öffentlichkeit richtig mobilisieren können. Also, Boss, gibt es nun Krieg oder nicht?«
»Wir versuchen, ihn zu verhindern, Dan, aber…«
»Ja, ich versteh schon«, warf Murray ein. »Manchmal verhalten sich hohe Tiere nicht viel anders als Straßengauner. Bloß mit größeren Ballermännern.«
Diese Gauner verfügen aber über H-Bomben , dachte Jack. Nicht gerade ein Thema, über das er unmittelbar nach dem Frühstück reden wollte. Murray legte auf. Ryan blickte auf seine Uhr. Es war an der Zeit. Er drückte auf den Knopf für die Gegensprechanlage.
»Ellen, könnten Sie bitte einmal kommen?«
Es dauerte die üblichen fünf Sekunden. »Mr. President?«
»Ich brauche jetzt eine. Und es ist Zeit, mit Peking zu telefonieren.«
»Jawohl, Sir.« Sie reichte Ryan eine Virginia Slim und ging wieder ins Vorzimmer.
Ryan sah eines der Telefonlämpchen angehen und zündete sich die Zigarette an, während er wartete. Er hatte den Wortlaut seiner Rede für Ministerpräsident Xu ziemlich genau im Kopf, denn er wusste, dass das chinesische Staatsoberhaupt einen exzellenten Dolmetscher bei
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