Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition)
Bradley M3 auf die Transportwaggons der Deutschen Bahn, zusammen mit den Tankwagen und anderen Hilfsfahrzeugen. Die Soldaten stiegen in Personenwagen am Kopfende des Zugs und waren schon bald unterwegs in Richtung Osten, nach Berlin, wo sie für die Weiterfahrt in Züge mit russischer Spurweite umsteigen würden. Giusti bemerkte, dass sich seltsamerweise noch kein einziger Kameramann vom Fernsehen blicken ließ. Das würde wahrscheinlich nicht mehr lange so bleiben, doch zurzeit bedeutete es für die ›Augen‹ der First Armored eine Ablenkung weniger. Die Hubschrauberbrigade der Division befand sich transportbereit an ihrem eigenen Stützpunkt und wartete darauf, dass die Air Force sie nach Osten flog. Irgendein Genie hatte entschieden, dass die Hubschrauber nicht selbst zu ihrem Bestimmungsort fliegen sollten. Dabei wären sie durchaus dazu in der Lage , dachte Giusti. Laut General Diggs sollte er sich keine Gedanken darüber machen. Aber Giusti machte sich Gedanken, auch wenn er sie nicht laut aussprach. Er und sein Stab ließen sich auf bequemen Sitzen im ersten Wagen nieder und gingen die Karten durch, die gerade erst von der Kartografieeinheit der Division erstellt worden waren, einer Unterabteilung des Nachrichtenvereins. Die Karten zeigten das Terrain, auf dem sie möglicherweise kämpfen würden. Auf den meisten waren außerdem Voraussagen bezüglich der Marschroute der Chinesen verzeichnet – und das konnte nun wirklich keine große Herausforderung gewesen sein.
»Was werden wir also tun?«, fragte Bob Holtzman.
»Wir beginnen gerade damit, Truppen zu verschiffen, um unsere Verbündeten zu unterstützen«, erwiderte Ryan. »Wir hoffen, dass die VR China angesichts dessen ihre Aktivitäten überdenkt.«
»Stehen wir mit Peking in Verbindung?«
»Ja.« Ryan nickte mit nüchterner Miene. »Der Deputy Chief of Mission unserer Botschaft in Peking, William Kilmer, hat der chinesischen Regierung eine Mitteilung der USA überbracht. Wir warten im Augenblick auf die offizielle Antwort.«
»Wollen Sie damit andeuten, es könnte einen offenen Krieg zwischen Russland und China geben?«
»Bob, unsere Regierung arbeitet mit allen Mitteln daran, diesen Verlauf der Dinge abzuwenden, und wir rufen die chinesische Regierung auf, eingehend über ihre Position und ihre Handlungen nachzudenken. Ein Krieg bringt den Völkern nur Tod und Untergang. Er ist der heutigen Welt einfach nicht mehr angemessen. Menschenleben – und das schließt auch das Leben von Soldaten ein – sind zu kostbar. Regierungen sind dafür da, den Bedürfnissen und Interessen von Völkern zu dienen, nicht den ehrgeizigen Zielen von Herrschern. Ich hoffe, die Führung der VR China sieht das genauso.« Ryan hielt für einen Moment inne. »Vor ein paar Tagen war ich in Auschwitz. Das ist eine Erfahrung, die jeden zum Nachdenken bringt. Man konnte das Grauen geradezu fühlen . Man konnte die Schreie hören und den Gestank des Todes riechen, man sah die Menschenschlangen, die zu ihrem Schlachtplatz geführt wurden. Plötzlich war es kein Schwarzweißfilm im Fernsehen mehr.
Da wurde mir klar, dass es für eine Regierung – gleichgültig, in welchem Land – keine Entschuldigung dafür gibt, sich aus Profitgier an der Ermordung von Menschen zu beteiligen. Normale Kriminelle überfallen Spirituosengeschäfte, um an Geld zu kommen. Nationen überfallen andere Nationen, um an Öl oder Gold oder Land zu kommen. Hitler ist in Polen einmarschiert, weil er Lebensraum erobern wollte, Platz, damit Deutschland sich ausdehnen konnte. Aber dort lebten bereits Menschen, verdammt noch mal, und er hat versucht, sie zu bestehlen. Das ist alles. Es ging nicht um Staatskunst oder um eine Vision. Hitler war zuerst ein Dieb, bevor er zum Mörder wurde. Nun, die Vereinigten Staaten von Amerika werden nicht danebenstehen und zusehen, wie Derartiges noch einmal geschieht.« Ryan hielt inne und trank einen Schluck Wasser.
»Wenn man eines im Leben lernt, dann ist es die Tatsache, dass letzten Endes nur eines zählt, nämlich die Liebe. Und ebenso gibt es nur eine Sache, für die es sich zu kämpfen lohnt, und das ist die Gerechtigkeit. Und genau dafür kämpft Amerika, Bob. Und falls China einen Angriffskrieg beginnt – einen räuberischen Beutefeldzug –, wird Amerika seinem Verbündeten beistehen und ihn verhindern.«
»Viele sagen, dass Ihre Politik China gegenüber diese Situation mit herbeigeführt hat, dass Ihre diplomatische Anerkennung von Taiwan ...«
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