Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition)
sich haben würde. Ihm war außerdem bekannt, dass Xu sich noch in seinem Büro befand. Er hatte in den letzten Tagen immer sehr lang gearbeitet – es war nicht schwer zu begreifen, warum. Es musste eine zeitraubende Angelegenheit sein, den dritten Weltkrieg zu planen. Nun ja – in weniger als 30 Sekunden würde das Telefon dieses Kerls klingeln, und Ellen Sumter würde mit der Telefonistin am anderen Ende sprechen, und dann würde der Anruf durchgestellt werden. Also noch 30 Sekunden, bis Jack Xu seine Sicht der Dinge unterbreiten konnte: Denk lieber noch einmal darüber nach, Freundchen, oder es passiert etwas. Es mag schlimm für unser Land werden, aber wahrscheinlich noch schlimmer für deins . Mickey Moore hatte ihm einen Hyperkrieg versprochen, und das konnte eine ziemlich schlechte Nachricht für jemanden sein, der nicht darauf vorbereitet war. Das Lämpchen am Telefon leuchtete immer noch, aber Ellen gab ihm nicht Bescheid, abzuheben … wieso? Xu saß noch in seinem Büro. Die Botschaft in Peking war angewiesen, den Kerl im Auge zu behalten. Ryan wusste zwar nicht, wie das vor sich ging, aber er war sicher, dass diese Leute ihr Handwerk verstanden. Vielleicht war es ja ganz einfach, und ein Botschaftsangestellter – wahrscheinlich vom Geheimdienst – stand mit einem Funktelefon auf der Straße und beobachtete ein erleuchtetes Fenster. Dann erstattete er der Botschaft Bericht, die eine Direktleitung nach Foggy Bottom unterhielt. Und von dort gab es viele Direktleitungen zum Weißen Haus. Doch dann erlosch das Lämpchen, und aus der Sprechanlage tönte es:
»Mr. President, mir wurde gesagt, dass Ministerpräsident Xu nicht mehr im Büro ist«, vermeldete Mrs. Sumter.
»Oh.« Ryan nahm einen tiefen Zug. »Rufen Sie das Außenministerium an, die sollen seinen Aufenthaltsort bestätigen.«
»Ja, Mr. President.« 40 Sekunden Schweigen. »Mr. President, die Botschaft teilt mit, dass er sich, soweit sie wissen, in seinem Büro befindet.«
»Und seine Leute haben gesagt…?«
»Sie haben gesagt, er sei nicht da, Sir.«
»Wann wird er zurück sein?«
»Das habe ich auch gefragt. Sie antworteten, sie wüssten es nicht.«
»Mist«, flüsterte Ryan. »Bitte verbinden Sie mich mit Außenminister Adler.«
»Hallo, Jack«, begrüßte Adler ihn ein paar Sekunden später.
»Er lässt sich verleugnen, Scott.«
»Xu?«
»Genau.«
»Das überrascht mich nicht. Die Mitglieder des Politbüros trauen ihm nicht zu, dass er reden kann, ohne vom Blatt abzulesen.«
Genau wie bei Arnie und mir , dachte Ryan mit einer Mischung aus Ärger und Amüsement. »Okay, was bedeutet das, Scott?«
»Nichts Gutes«, erwiderte Adler. »Überhaupt nichts Gutes.«
»Und was machen wir jetzt?«
»Diplomatisch gesehen gibt es nicht viel, was wir noch tun können. Wir haben ihnen eine förmliche Mitteilung geschickt, sie haben nicht geantwortet. Wir haben ihnen Ihre Position gegenüber China und Ihren Standpunkt bezüglich der Situation in Russland so deutlich gemacht wie möglich. Sie wissen, wie wir denken. Wenn sie nicht mit uns reden wollen, heißt das, es interessiert sie nicht mehr.«
»Mist.«
»Genau«, stimmte der Außenminister zu.
»Wollen Sie damit etwa sagen, dass wir sie nicht aufhalten können?«
»Korrekt«, bestätigte Adler nüchtern.
»Okay, was sollen wir tun?«
»Unsere Bürger auffordern, China so schnell wie möglich zu verlassen. Wir haben alles vorbereitet, um das von hier aus in die Wege zu leiten.«
»Gut, dann tun Sie es«, befahl Ryan. Plötzlich spürte er, wie sich sein Magen zusammenkrampfte.
»Alles klar.«
»Ich rufe Sie wieder an.« Ryan wechselte die Leitung und drückte die Taste für den Verteidigungsminister.
»Ja?«, fragte Tony Bretano.
»Sieht so aus, als würde es losgehen«, teilte Ryan ihm mit.
»Okay, ich alarmiere alle Oberbefehlshaber.«
Innerhalb von Minuten wurden Alarmmeldungen mit höchster Dringlichkeitsstufe an jeden Oberbefehlshaber mit unabhängigem Befehlsbereich gesendet. Davon gab es eine Menge, aber der wichtigste war im Augenblick CINCPAC, der Oberbefehlshaber der amerikanischen Seestreitkräfte im Pazifik, Admiral Bart Mancuso in Pearl Harbour. Das abhörsichere Telefon neben seinem Bett klingelte um kurz nach drei Uhr morgens.
»Admiral Mancuso«, sagte er noch halb im Schlaf.
»Hier spricht der Offizier vom Dienst, Sir. Uns liegt eine Kriegswarnung aus Washington vor. Es geht um China. ›Erwarten innerhalb der nächsten vierundzwanzig Stunden den
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