Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition)
Moment lediglich zur Selbstverteidigung«, sagte Lahr.
»Okay, wir nähern uns mit den Schiffen bis auf zweihundertfünfzig Meilen ihren Hoheitsgewässern. Die Flugzeugträger sollen vorläufig weitere hundert Meilen dahinter bleiben. Die Unterseeboote können ihnen auf den Pelz rücken und Marinestreitkräfte der VBA ohne Befehl beschatten. Aber geschossen wird erst im Fall eines Angriffs! Und es soll sich keiner erwischen lassen. Die Chinesen haben auch einen Satelliten im Orbit, und der darf nichts Graues entdecken.« Es war nicht besonders schwer, einem einzigen Aufklärungssatelliten auszuweichen, da sein Kurs und seine Geschwindigkeit absolut voraussagbar waren. Man konnte sogar zweien aus dem Weg gehen. Wenn die Zahl allerdings auf drei anstieg, wurde es schwierig.
In der Navy ist die Arbeit nie getan. Dieser Spruch gilt allerdings nicht für ein Schiff im Trockendock, denn dabei ändert sich einiges. Man hat vielleicht trotzdem noch keinen Acht-Stunden-Tag, aber zumindest eine Art halbzivile Arbeitsstelle, und die meisten Besatzungsmitglieder wohnen zu Hause und fahren jeden Morgen zum Dock, um ihren Job zu erledigen. Dabei geht es vornehmlich um vorbeugende Wartung, die in der amerikanischen Navy einen hohen Stellenwert hat.
Auch für Al Gregory war es nicht anders: Er kam mit seinem Mietwagen vom Norfolk Motel und warf dem zivilen Wachposten, der von seinem Wachhäuschen aus jeden durchwinkte, einen Luftkuss zu. Früher einmal hatten bewaffnete Marines das Tor bewacht, aber die waren abgezogen, nachdem die Navy ihre taktischen Nuklearwaffen abgerüstet hatte. Allerdings existierten immer noch ein paar Atombomben im Depot für Rüstungsgüter in Yorktown, denn die Trident-Gefechtsköpfe waren drüben bei Pantex in Texas noch nicht alle auseinander genommen worden. Einige warteten in den fast leeren Bunkern am Fluss York auf den Transport Richtung Westen, um der endgültigen Entsorgung zugeführt zu werden. Aber nicht in Norfolk. Die Bewachung der Schiffe wurde hier hauptsächlich von Matrosen mit Pistolen vom Typ Beretta M9 geleistet, die möglicherweise wussten, wie man eine solche Waffe richtig gebraucht. Vielleicht aber auch nicht. Dies war auch der Fall auf der USS Gettysburg , deren Wachposten Gregory vom Sehen her kannten und ihn mit einem Lächeln an Bord begrüßten.
»Hallo, Doc«, sagte Chief Leek, als der Zivilist die Gefechtszentrale betrat, und wies auf die Kaffeekanne. In Wahrheit wurde die Navy von Kaffee angetrieben, nicht von Treibstoff, zumindest soweit es die Chiefs betraf.
»Und, gibt’s was Neues?«
»Na ja, sie bauen heute ein neues Schaufelrad ein.«
»Schaufelrad?«
»Schiffsschraube«, erklärte Leek. »Verstellbare Neigung, umkehrbare Drehung, aus hochwertiger Mangan-Bronze-Legierung. Werden in Philadelphia hergestellt. Es ist sehr interessant, dabei zuzusehen. Aber nur, solange sie das Scheißding nicht fallen lassen.«
»Wie sieht es in Ihrem Spielzeugladen aus?«
»Voll funktionsfähig, Doc. Die letzte Ersatz-Schalttafel ist vor 20 Minuten eingebaut worden. Nicht wahr, Mr. Olson?«, wandte sich der Chief an seinen wachhabenden Offizier, der gerade aus der Dunkelheit in Sicht kam. »Mr. Olson, das ist Dr. Gregory von TRW.«
»Guten Tag«, sagte der junge Offizier und streckte ihm seine Hand entgegen. Gregory ergriff sie.
»Sie waren auf dem Dartmouth College, nicht wahr?«
»Ja, Physik und Mathematik. Und Sie?«
»West Point und University of Stony Brook, Mathematik«, erwiderte Gregory.
»Sie waren auf der Hudson High?«, fragte Chief Leek. »Das haben Sie mir nie erzählt.«
»Ich war zwischen Vordiplom und Abschlussjahr sogar in der Ausbildungsstätte für Ranger«, gestand er den erstaunten Seeleuten. Auf den ersten Blick hielten ihn die Leute oft für einen Waschlappen. Es machte ihm Spaß, sie zu überraschen. »Ich habe auch mal die Fallschirmspringerschule besucht und 19 Sprünge absolviert, damals, als ich noch jung und unschuldig war.«
»Dann sind Sie vermutlich auch am SDI-Programm beteiligt gewesen«, bemerkte Olson und schenkte sich eine Tasse Kaffee ein. Traditionsgemäß kochte die schwarze Gang, also die Techniker eines Schiffes, immer den besten Kaffee, aber dieser hier war auch nicht zu verachten.
»Ja, damit habe ich lange Jahre zugebracht, aber schließlich verlief die Sache irgendwie im Sande, und dann warb mich TRW ab, kurz bevor ich selbst gekündigt hätte. Leitete zu Ihrer Zeit in Dartmouth Bob Jastrow den Fachbereich?«
»Ja. Der
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