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Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition)

Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition)

Titel: Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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ihm klar gewesen, dass er fliegen wollte. Er hatte auch gewusst, dass ihm Kampfflugzeuge besser gefielen als Verkehrsflieger, und dass er eine Militärakademie besuchen musste, um Kampfflugzeuge fliegen zu dürfen. Und um diese besuchen zu können, musste er erst einmal das College absolvieren. Also hatte er seine gesamte Schulzeit hindurch hart gearbeitet, vor allem in Mathematik und Technik, denn Flugzeuge waren technische Geräte, und das bedeutete, dass Technik bestimmte, wie sie funktionierten. Aus ihm wurde so etwas wie ein Mathegenie – Mathe war auch sein Hauptfach in Colorado Springs gewesen –, aber sein Interesse daran erlosch im selben Augenblick, als er die Columbus Air Force Base in Mississippi betrat, denn als er zum ersten Mal das Steuerknüppel eines Flugzeugs in die Hände bekam, war die Studierphase seiner Mission vorbei und die wirkliche Lernphase begann. Er wurde Klassenbester seines Jahrgangs in Columbus, lernte schnell und mühelos, das Schulflugzeug – eine Cessna mit Namen Tweety – zu meistern und machte dann bei Kampfflugzeugen weiter. Da er Klassenerster war, konnte er sich seinen Vogel aussuchen und wählte selbstverständlich die F-15 Eagle, die kraftvolle, hübsche Enkelin der F-4 Phantom. Diese Maschine ließ sich zwar leicht fliegen, aber es war schwierig, mit ihr zu jagen, da die Steuerungen der Waffensysteme sich auf dem Knüppel und den Leistungshebeln befinden und aus Knöpfen in verschiedenen Formen bestehen. Folglich konnte man im Prinzip sämtliche Systeme per Tastsinn kontrollieren und den Blick nach oben und draußen richten, statt auf die Instrumente zu starren. Aber das Ganze gestaltete sich ungefähr so, als würde man auf zwei Klavieren gleichzeitig spielen wollen, und Winters hatte enttäuschende sechs Monate benötigt, bis er es beherrschte. Doch mittlerweile bediente er die Knöpfe mit der gleichen Selbstverständlichkeit, mit der er das Wachs in seinen Bismarck-Schnurrbart einzwirbelte – sein einziger Tick, den er Robin Olds nachempfunden hatte, einer Legende der amerikanischen Kampfpilotengemeinde. Olds war nach Instinkt geflogen, aber ein sehr überlegter – und deswegen gefährlicher  – Taktiker gewesen. Fliegerass im Zweiten Weltkrieg, Fliegerass in Korea, Fliegerass in Nordvietnam – Olds war einer der besten Piloten gewesen, die sich jemals ein Kampfflugzeug auf den Rücken geschnallt hatten, und sein Schnurrbart hatte sogar Otto von Bismarck höchstpersönlich wie ein Milchbubi aussehen lassen.
    Doch an all diese Dinge dachte Colonel Winters jetzt nicht. Das Fliegen fiel ihm so leicht wie dem Maskottchen der Air Force Academy, dem Gerfalken. Beim Jagen verhielt es sich nicht anders, und nun jagte er. Seine Maschine verfügte über ein Instrument, das die Aufnahmen des AWACS-Fliegers 250 Kilometer hinter ihm herunterlud, und Winters beobachtete abwechselnd den Himmel um sich herum und das Display, das sich 90 Zentimeter vor seinen braunen Augen mit 120 Prozent Sehkraft befand.
    … da … in 320 Kilometer Entfernung, Peilung eins-siebenzwei: vier Bandits, die nach Norden flogen. Dann weitere vier. Und noch eine Viererstaffel. Joe Schlitzauge war bereit zum Spiel.
    »Boar Lead. Eagle Two.« Die AWACS-Maschine und die Jäger benutzten Funkgeräte, die ihre Übermittlungen verschlüsselten und dann mittels Frequenzsprungtechnologie sendeten, so dass sie sehr schwer aufzuspüren und unmöglich abzuhören waren.
    »Boar Lead.« Bronco hielt seine Mitteilungen ohnehin kurz. Warum die Überraschung verderben?
    »Boar Lead, wir haben 16 Bandits erfasst, peilen aus Ihrer Position in eins-sieben-null, Flughöhe 30 000 Fuß, Kurs Nord mit 500 Knoten.«
    »Hab sie.«
    »Noch befinden sie sich südlich der Grenze, aber nicht mehr lange«, gab der junge Lotse auf der E-3B durch. »Boar, ab sofort Waffen frei.«
    »Wiederhole: Waffen frei«, bestätigte Colonel Winters und drückte mit der linken Hand einen der Knöpfe, um seine Waffensysteme zu aktivieren. Ein schneller Blick auf seine Waffenstatus-Anzeige sagte ihm, dass alles feuerbereit war. Das Zielsuchradar befand sich allerdings nur im Stand-by-Modus. Die F-15 war im Grunde genommen als Anhängsel für die enorme Radaranlage in ihrer Spitze entworfen worden – dieser Faktor hatte von der ersten Konstruktionszeichnung an die Größe des Jagdflugzeugs bestimmt. Doch mit den Jahren hatten die Piloten nach und nach aufgehört, das Radar überhaupt noch einzusetzen, weil jeder Gegner mit der richtigen

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