Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition)
Und wir erhalten Material von den Aufklärungsposten. Wenn Sie möchten, klinke ich sie da mit ein.«
»Okay, tun Sie das«, teilte ihm Ryan am Telefon mit. »Und was das andere betrifft – gut, lassen Sie sie von der Kette«, sagte Ryan. Dann warf er Robby einen Blick zu.
»Jack, das ist deren Job, dafür bezahlen wir sie – und glaub mir, es macht ihnen nichts aus. Kampfpiloten warten nur auf diese Art von Gelegenheit – bis sie erkennen, was da geschieht. Aber meistens bekommen sie es sowieso nicht mit. Die sehen nur das abgeschossene Flugzeug, nicht das arme blutende Schwein, das drinsitzt und versucht, seinen Schleudersitz zu betätigen, solange es noch bei Bewusstsein ist«, erklärte Vizepräsident Jackson. »Hinterher, da denkt ein Pilot vielleicht kurz drüber nach. Mir ging es jedenfalls so. Aber das macht längst nicht jeder. Die Hauptsache ist, dass man pro Abschuss einen Strich auf seine Maschine malen darf – und das wollen wir doch alle.«
»Okay, Leute, ab sofort sind wir dabei«, erklärte Colonel Bronco Winters seinen versammelten Piloten. Im vergangenen Jahr hatte er einige Abschüsse über dem Königreich Saudi-Arabien erzielt und dabei vier der Jäger heruntergeholt, die für ein Land flogen, das das seine mit biologischen Waffen bedroht hatte. Noch ein Treffer, dann würde er sich ein verdammtes Fliegerass nennen dürfen, und davon träumte er bereits seit seinem ersten Jahr an der Universität von Colorado Springs. Winters flog seit Beginn seiner Karriere eine F-15 Eagle, doch in zwei oder drei Jahren, so hoffte er, würde man ihm eine der neuen F-22A Raptor geben. Er hatte 4231 Flugstunden auf der Eagle hinter sich, kannte alle ihre Eigenarten und konnte sich kaum ein besseres Flugzeug vorstellen. Und nun würde er also Chinesen abschießen. Die politischen Entscheidungen des Tages verstand er nicht so richtig, aber sie kümmerten ihn auch nicht besonders. Er befand sich auf einem russischen Luftstützpunkt, etwas, das er niemals zu sehen erwartet hätte, es sei denn durch das Visier einer Bordkanone. Doch das ging schon in Ordnung. Einen Augenblick lang dachte er darüber nach, dass ihm chinesisches Essen eigentlich ziemlich gut schmeckte, vor allem dieses Gemüse aus dem Wok – aber das wurde schließlich von amerikanischen Chinesen gemacht, nicht von kommunistischen, und damit hatte es sich. Er war jetzt seit etwas mehr als einem Tag in Russland und hatte schon an die 20 Angebote ablehnen müssen, doch einen Wodka zu trinken. Die russischen Kampfpiloten schienen ziemlich clever zu sein, vielleicht ein bisschen übereifrig, aber freundlich und respektvoll, sobald sie die vier Abschüsse auf der Rumpfseite seiner F-15-Charlie entdeckten. Die Charlie war der Führungsfighter der 390 th Fighter Squadron. Der russische Jeep – die Russen nannten das Fahrzeug anders, aber er hatte den richtigen Namen nicht mitbekommen – hielt neben dem Fahrwerk seiner Maschine, und Winters sprang heraus. Sein Chefmechaniker erwartete ihn.
»Na, hast du sie für mich durchgecheckt, Chief?«, fragte Winters, als er auf die erste Leitersprosse trat.
»Darauf kannst du wetten«, erwiderte Chief Master Sergeant Neil Nolan. »Alles tipptopp. Flieg los und mach sie platt, Bronco.«
Es war eine goldene Regel der Staffel, dass ein Pilot nur noch mit seinem Rufzeichen angeredet wurde, sobald er seine Maschine berührt hatte.
»Ich werde dir ihre Skalps bringen, Nolan.« Colonel Winters stieg weiter die Leiter hoch und tätschelte dabei kurz die bemalte Aluminiumhaut. Chief Master Sergeant Nolan hastete hinterher, um ihm beim Festschnallen zu helfen, sprang dann hinunter, entfernte die Leiter und trat aus dem Weg.
Winters begann mit den Startvorbereitungen. Zuerst gab er seine Positionsdaten am Boden ein. Trotz des neuen GPS-Systems zur Positionsangabe wurde dies auf der Eagle immer noch gemacht, denn die F-15C verfügte auch weiterhin über ein Trägheits-Navigationssystem, falls das GPS nicht funktionierte (das war zwar noch nie vorgekommen, aber Vorschriften sind Vorschriften). Die Instrumente gingen auf Online-Betrieb und zeigten Winters an, dass die Zusatztanks seiner Eagle bis zum Rand gefüllt waren und ihm vier radargelenkte Flugkörper vom Typ AIM-120 AMRAAM plus vier weitere der brandneuen Sidewinder, Modell AIM-9X, zur Verfügung standen. Bei den AIM-9X handelte es sich um die Version einer Lenkwaffe, deren erste Entwürfe auf die Zeit zurückgingen, als seine Eltern in einer Kirche
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