Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition)
will uns weismachen, dass die Amerikaner uns nicht herausfordern wollen. Ach ja? Hat sie denn etwas davon abgehalten, die japanischen Streitkräfte zu zerschmettern und die iranische Armee auszulöschen?« Qian holte tief Luft. »Ich habe Angst, Fang. Ich habe Angst vor dem, in das uns Zhang und Luo da hineingezogen haben.«
»Auch wenn Sie vielleicht Recht haben – was könnten wir denn dagegen unternehmen?«, fragte der Minister.
»Nichts«, gab Qian zu. »Aber irgendjemand muss die Wahrheit sagen. Irgendjemand muss vor der Gefahr warnen, wenn wir wollen, dass unser Land am Ende dieses Wahnsinns noch existiert.«
»Mag sein. Qian, aus Ihnen sprechen wie immer Vernunft und Umsicht. Wir werden uns wieder darüber unterhalten«, versprach Fang und fragte sich, ob Qians Worte Panikmacherei oder ein Ausdruck von gesundem Menschenverstand waren. Er musste allerdings zugeben, dass Qian ein hervorragender Verwalter der staatlichen Eisenbahn gewesen war und mit beiden Beinen fest auf dem Boden der Realität stand.
Fang kannte Zhang nun schon den größten Teil seines Erwachsenenlebens. Zhang war ein äußerst geschickter Spieler auf der politischen Bühne und hoch begabt, was die Manipulation von Menschen anging. Aber Qian hatte die Frage aufgeworfen, ob seine Handlungen sich auch auf eine korrekte Wahrnehmung der Wirklichkeit stützten und ob Zhang Amerika und die Amerikaner tatsächlich verstand – vor allem diesen Ryan. Versuchte er nicht vielleicht eher, die vorhandenen Puzzlestücke der Realität mit Gewalt in das Bild einzupassen, das er sich in seinem Kopf von ihr machte? Fang musste sich eingestehen, dass er diese Frage nicht beantworten konnte. Schlimmer noch – genauso wenig wusste er die Antworten auf die Fragen, die sich daraus ergaben. Er selbst war sich nicht darüber im Klaren, ob Zhang Recht hatte oder nicht. Dabei sollte er es eigentlich wissen. Wer sonst kannte die Antwort? Tan aus dem Ministerium für Staatssicherheit? Shen aus dem Außenministerium? Wer? Ministerpräsident Xu mit Sicherheit nicht. Der bestätigte doch bloß die Entscheidungen, die andere gefällt hatten, oder wiederholte die Worte, die ihm von Zhang eingeflüstert worden waren. Auf dem Weg zu seinem Büro dachte Fang über all diese Dinge nach und versuchte, seine Gedanken zu ordnen. Glücklicherweise hatte er ja eine Methode dafür.
Es begann in Memphis, in der Zentrale von Federal Express. Faxe und Telexe trafen gleichzeitig ein und informierten das Unternehmen darüber, dass sich seine Großraum-Frachtflugzeuge im Rahmen der Einberufung der Zivilen Reserveluftflotte, Phase I, ab sofort im Dienst der Regierung befanden. Das bedeutete, dass alle zum Frachtverkehr geeigneten Flugzeuge, zu deren Finanzierung die Regierung beigetragen hatte (also fast alle, da keine Handelsbank mit Washington konkurrieren konnte, wenn es um die Bereitstellung von Geldern ging) einschließlich ihrer Besatzungen unter die Aufsicht des AMC, des Air Mobility Command, gestellt wurden. Die Mitteilung wurde nicht gerade mit Begeisterung aufgenommen, kam aber keineswegs überraschend. Zehn Minuten später trafen weitere Botschaften ein, die die Piloten der Flugzeuge instruierten, wohin sie zu fliegen hatten. Bald darauf rollten die ersten Maschinen über die Startbahn. Die Besatzungen, in der Mehrzahl mit militärischer Ausbildung, fragten sich, wo ihre endgültigen Zielorte liegen mochten, und waren sicher, dass es einige Überraschungen geben würde. Darin täuschten sie sich nicht.
FedEx würde vorläufig mit älteren Maschinen auskommen müssen, wie zum Beispiel den ehrwürdigen Boeing 727, mit denen die Firma vor zwei Jahrzehnten angefangen hatte. Die Dispatcher wussten, dass sich nun alle Beteiligten nach der Decke würden strecken müssen, aber schließlich hatte man Hilfsvereinbarungen mit diversen Fluggesellschaften, die man jetzt in Anspruch nehmen konnte, damit Dokumente und lebende Hummer weiterhin ihre Bestimmungsorte erreichten.
»Wie groß ist die Ineffizienz, von der wir hier reden?«, fragte Ryan.
»Tja, wenn wir den Bombenvorrat für einen Kampftag liefern wollen, müssen wir drei Tage lang hin und her fliegen – vielleicht nur zwei, wenn wir auf Hochtouren arbeiten, aber weniger ist nicht drin«, erklärte ihm Moore. »Diese Bomben sind ziemlich schwere Biester, also wird beim Transport eine Menge Flugbenzin verbraucht. General Wallace hat da eine nette Liste von Zielen, die er bedienen möchte, aber dafür benötigt er
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