Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition)
ihre Schuhe. »Ich geh mal nachschauen, ob ich eine E-Mail bekommen habe.«
»Okay, dann bestelle ich mir unten Frühstück«, sagte Ed.
»Nimm Haferflocken, keine Eier. Dein Cholesterinwert ist zu hoch«, bemerkte Mary Pat.
»Ja, Liebes«, murrte er gehorsam.
»So ist’s brav.« Sie gab ihm einen Kuss und verließ das Büro. Ed Foley verschwand kurz im Waschraum und setzte sich danach an seinen Schreibtisch, um beim Küchenchef vom Dienst anzurufen. »Ich hätte gern Kaffee, Toast, ein Omelett aus drei Eiern mit Schinken und Bratkartoffeln.« Cholesterin hin oder her – er musste seinen Stoffwechsel in Gang bringen.
»Sie haben Post«, verkündete die elektronische Stimme.
»Schön.« Die DDO holte tief Luft. Sie lud die Daten herunter und vollführte die übliche Prozedur: Abspeichern und Ausdrucken. Doch heute nahm sie sich mehr Zeit dafür, denn sie war müde und wusste, dass sie dann leicht Fehler machte. Also dauerte es vier Minuten statt der normalen zwei, bis sie den Ausdruck des neusten SORGE-Berichts von SONGBIRD in Händen hielt – sechs Seiten voller relativ kleiner Schriftzeichen. Mary Pat griff nach dem Telefon und drückte auf die Kurzwahltaste für Dr. Sears.
»Ja?«
»Hier ist Mrs. Foley. Wir haben wieder eine.«
»Bin schon unterwegs.« Sie schaffte es, eine Tasse Kaffee zu trinken, ehe Sears eintraf. Der Geschmack und das Koffein halfen ihr dabei, dem Tag ins Auge zu sehen.
»So früh schon hier?«, fragte sie.
»Ich bin über Nacht geblieben. Wir sollten uns darum kümmern, dass wir eine bessere Auswahl an Kabelkanälen bekommen«, erzählte er und hoffte, sie damit ein wenig aufzuheitern. Doch nach einem Blick in ihre Augen wurde ihm klar, dass ihm dies wohl nicht gelingen würde.
»Bitte.« Sie reichte ihm den Bericht. »Kaffee?«
»Ja, danke.« Er griff nach dem Pappbecher, ohne den Blick von den Papieren abzuwenden. »Das ist gutes Material.«
»Ja?«
»Ja, Fang beschreibt eine Diskussion innerhalb des Politbüros, darüber, wie der Krieg läuft … sie versuchen, unsere Handlungsweise zu analysieren … ja, so ungefähr habe ich mir das schon gedacht…«
»Reden Sie mit mir, Dr. Sears«, verlangte Mary Pat.
»Sie werden auch George Weaver hinzuziehen wollen, aber er wird im Großen und Ganzen dasselbe sagen: Sie projizieren ihre eigenen politischen Ansichten auf uns im Allgemeinen und auf Präsident Ryan im Besonderen … Sie glauben, dass wir aus politischen Beweggründen nicht stärker gegen sie vorgehen, dass wir sie nicht zu sehr vor den Kopf stoßen wollen …« Sears trank einen großen Schluck Kaffee. »Dieses Material ist wirklich gut. Es verrät uns, was ihre politische Führung denkt, und das entspricht nicht gerade der Realität.« Sears blickte auf. »Sie verstehen uns viel weniger als wir sie, selbst auf dieser niedrigen Ebene. Für sie ist Präsident Ryans Motivation nichts anderes als politisches Kalkül. Zhang denkt, dass Ryan sich zurückhält, damit wir mit ihnen Geschäfte machen können, sobald sie ihre Herrschaft über die russischen Ölfelder und Goldminen gefestigt haben.«
»Erwähnen sie auch ihren Vormarsch?«
»Sie sagen – vielmehr, Marschall Luo sagt –, dass alles planmäßig abläuft und sie der geringe Widerstand seitens der Russen erstaunt. Außerdem sind sie überrascht, dass wir keine Ziele innerhalb ihrer Grenzen angreifen.«
»Das liegt nur daran, dass wir noch keine Bomben hinübergeschafft haben. Das habe ich auch gerade erst erfahren.«
»Wirklich? Nun, das ist ihnen nicht bekannt. Sie halten es für absichtliche Untätigkeit unsererseits.«
»Gut, sorgen Sie für die Übersetzung. Um wie viel Uhr kommt Weaver herein?«
»Normalerweise um halb neun.«
»Arbeiten Sie den Bericht mit ihm durch, sobald er hier ist.«
»Darauf können Sie sich verlassen«, sagte Sears.
»Die schlagen wohl ihr Nachtlager auf, was?«, fragte Alexandrow.
»Es scheint so, Genosse Hauptmann«, erwiderte Buikow. Sein Fernglas war auf die Chinesen gerichtet. Zwei ihrer Kommandofahrzeuge standen zusammen, und das geschah für gewöhnlich nur, wenn sie alles für die Nacht sichern wollten. Es kam den beiden Männern zwar merkwürdig vor, dass sich die Aktivitäten der Schlitzaugen auf den Tag beschränkten, aber das war für die russischen Beobachter gar nicht so schlecht, denn auch Soldaten brauchten ihren Schlaf. Sie hatten ihn sogar nötiger als die meisten anderen Menschen, darin waren sich die russischen Späher einig. Sie
Weitere Kostenlose Bücher