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Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition)

Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition)

Titel: Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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mussten die Feinde ihres Landes ständig im Auge behalten, und die damit verbundene Anspannung und der Stress machten sich langsam bemerkbar.
    Der chinesische Drill war solide, aber vorhersehbar. Zwei der Kommandofahrzeuge waren unmittelbar nebeneinander abgestellt worden. Die übrigen verteilten sich vor ihnen, bis auf eines, das 300 Meter weiter hinten blieb, um den Zug zu sichern. Die Besatzung eines jeden Fahrzeugs blieb als Einheit zusammen. Jede holte einen kleinen Petroleumkocher heraus, um ihren Reis zuzubereiten – höchstwahrscheinlich Reis , dachten die Russen. Dann legten sich die Männer hin, um vier oder fünf Stunden zu schlafen, ehe sie am nächsten Tag vor Morgengrauen aufstanden, frühstückten und weiterzogen. Wären sie nicht der Feind gewesen, hätten die Russen das eiserne Festhalten an einem derart anstrengenden Drill wahrscheinlich bewundert. Doch stattdessen fragte sich Buikow, ob es wohl möglich wäre, mit zwei oder drei der BRM auf die Eindringlinge zuzurasen und sie mit den Schnellfeuerkanonen vom Kaliber 30 mm umzulegen. Aber das würde Alexandrow niemals erlauben. Man konnte sich darauf verlassen, dass Offiziere ihren Feldwebeln aber auch gar nichts gönnten.
    Der Hauptmann und sein Feldwebel schlichen in nördliche Richtung davon, zurück zu ihrem Wagen. Sie ließen drei andere Späher zurück, die ihre Gäste überwachen sollten – Alexandrow hatte sich angewöhnt, sie so zu nennen.
    »Also – wie fühlen Sie sich, Feldwebel?«, fragte der Offizier leise.
    »Ein bisschen Schlaf wird mir gut tun.« Buikow blickte sich um. Nun trennten ihn nicht nur Bäume, sondern zusätzlich noch eine Hügelkette von den Schlitzaugen. Er zündete sich eine Zigarette an und stieß einen langen, entspannten Seufzer aus. »Dieser Dienst ist härter, als ich erwartet habe.«
    »Ah?«
    »Ja, Genosse Hauptmann. Ich habe immer gedacht, wir dürften unsere Feinde töten. Es ist sehr anstrengend, nur den Babysitter zu spielen.«
    »Das stimmt, Boris Jewgeniewitsch, aber denken Sie daran: Wenn wir unsere Arbeit gut machen, wird die Division mehr als nur einen oder zwei Chinesen töten können. Wir sind die Augen der Division, nicht ihre Zähne.«
    »Wie Sie meinen, Genosse Hauptmann. Aber für mich ist das so, als würde man einen Film über den Wolf drehen, statt ihn zu erschießen.«
    »Wer gute Naturfilme macht, gewinnt Preise, Feldwebel.«
    Das Komische am Hauptmann ist , dachte Buikow, dass er immer versucht, dich mit Argumenten zu überzeugen . Genau besehen war das eine liebenswerte Eigenschaft – als wolle er eher ein Lehrer sein als ein Offizier.
    »Was gibt es zum Abendessen?«
    »Rindfleisch und Schwarzbrot, Genosse Hauptmann. Sogar etwas Butter. Aber keinen Wodka«, fügte der Feldwebel griesgrämig hinzu.
    »Wenn das hier vorbei ist, können Sie sich meinetwegen bis zur Besinnungslosigkeit besaufen, Boris Jewgeniewitsch«, versprach Alexandrow.
    »Falls wir das erleben, werde ich auf Ihr Wohl trinken.«
    Der Wagen stand noch an Ort und Stelle. Die Besatzung hatte das Tarnnetz darüber ausgebreitet. Eines muss man diesem Offizier lassen , dachte Buikow. Er hat die Männer dazu gekriegt, ohne großes Murren ihre Pflicht zu tun. Er verbreitet dieselbe Art von Kameradschaft und Solidarität, die mein Großvater immer meinte, wenn er seine endlosen Geschichten von den Deutschen erzählte, die er auf dem Weg nach Wien erschossen hat. Genau wie in all den Filmen .
    Das Schwarzbrot kam zwar aus der Dose, schmeckte aber trotzdem, und das Rindfleisch, das sie auf ihrem Petroleumkocher brieten, konnte man auch nicht gerade als Hundefutter bezeichnen. Sie hatten ihre Mahlzeit kaum beendet, als Feldwebel Gretschko auftauchte, der den BRM mit der Nummer drei kommandierte. Er trug etwas in der Hand …
    »Was sehen meine entzündeten Augen?«, rief Buikow. »Juri Andreiewitsch, du bist ein echter Kamerad!«
    Besagtes Objekt war eine Halbliterflasche Wodka der billigsten Marke mit einem Folienverschluss zum Abreißen.
    »Was soll das?«, wollte der Hauptmann wissen.
    »Genosse Hauptmann, die Nacht ist kalt. Wir sind russische Soldaten und brauchen etwas, das uns beim Entspannen hilft«, sagte Gretschko. »Das ist die einzige Flasche in der gesamten Kompanie, da bleibt für jeden nur ein Schluck, und der kann doch nicht schaden«, fügte der Feldwebel hinzu.
    »Na schön.« Alexandrow streckte ihm seinen Metallbecher entgegen und erhielt vielleicht 60 Milliliter Wodka. Er wartete, bis auch seine Männer

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