Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition)
einverstanden sind, sollen sie mir ein Zeichen geben – zum Beispiel durch die Stellung der Jalousien in den Fenstern der Botschaft.«
»Und als Gegenleistung?«
»Als Gegenleistung werde ich nicht exekutiert«, sagte Suworow.
»Ich verstehe«, murmelte Jefremow leise. Er selbst hätte diesen Verräter mit Vergnügen noch an Ort und Stelle erschossen, aber politisch gesehen konnte es nützlich sein, seinen Vorschlag in die Tat umzusetzen. Er würde die Entscheidung darüber seinen Vorgesetzten überlassen.
Bei der Beobachtung der chinesischen Späher störte Alexandrow eine Sache gewaltig: Da sein Trupp auf all ihre Aktivitäten vorbereitet sein musste, konnten die Chinesen im Schnitt eine Stunde länger schlafen als seine Männer. Und dass es nur diese eine Stunde war, verdankten die Russen der Vorhersagbarkeit von Gärtner, Fuchs und Co. Der Hauptmann hatte gerade seine morgendliche Tasse Tee mit Feldwebel Buikow getrunken, der außerdem noch zwei Zigaretten geraucht hatte. Nun lagen sie bäuchlings auf nassem, taubedecktem Boden und starrten durch ihre Ferngläser. Die Chinesen hatten in der Nacht ungefähr 100 Meter von ihren Fahrzeugen entfernt Wachposten aufgestellt. Sie sind wirklich nicht sehr abenteuerlustig , dachte der Hauptmann. Er selbst hätte die Posten mindestens einen halben Kilometer weit weg platziert, in Zweiergruppen und mit Funkgeräten und Waffen ausgestattet. Außerdem hätte er noch einen Mörser aufstellen lassen, für den Fall, dass sie eine potenzielle Gefahr ausmachten. Aber Fuchs und Gärtner schienen vorsichtig und zuversichtlich zugleich zu sein – eine
Der chinesische Morgendrill war präzise. Die Petroleumkocher wurden hervorgeholt, Tee – wahrscheinlich Tee , dachten die Russen – wurde zubereitet, und die Chinesen aßen, was immer es sein mochte. Dann nahmen sie die Tarnnetze ab. Die Wachposten trafen ein und machten ihren Offizieren Meldung. Danach kletterten alle in die Wagen. Der erste Bocksprung des Tages fiel kurz aus, keine 500 Meter weiter stiegen die Späher wieder aus. Sie schlichen sich vor und dann schnell wieder zurück, worauf der zweite, viel weitere Sprung folgte.
»Auf geht’s, Feldwebel«, sagte Alexandrow. Gemeinsam liefen sie zu ihrem BRM, um den ersten Bocksprung des dritten Tages hinter sich zu bringen.
»Es geht wieder los«, sagte Major Tucker, der gerade volle drei Stunden Schlaf auf einer dünnen Matratze direkt neben dem Drohnen-Terminal hinter sich hatte. Ingrid Bergman war wieder in der Luft, in einer Position, aus der sie sowohl den Spähtrupp als auch den Hauptverband der chinesischen Armee erfassen konnte.
»Die kleben aber wirklich an ihren Vorschriften, nicht wahr?«
»So sieht es aus«, bestätigte Oberst Tolkunow.
»Bei dem Tempo werden sie heute Abend ungefähr hier sein.« Tucker markierte die Stelle auf der mit Folie bezogenen Karte. »Das heißt, dass sie übermorgen die Goldmine erreichen. Wo wollen Sie sich ihnen entgegenstellen?«, fragte der Major.
»Das hängt davon ab, wie schnell die 201. Division vorrückt.«
»Treibstoff?«, erkundigte sich Tucker.
»Ja, das ist tatsächlich das Hauptproblem, wenn man Truppen in dieser Größenordnung bewegt.«
»Tja, bei uns hapert es an den Bomben.«
»Wann werden Sie mit den Angriffen auf chinesische Ziele beginnen?«, wollte Tolkunow wissen.
»Kann ich nicht sagen, das ist nicht meine Abteilung, Oberst. Aber wenn es losgeht, werden Sie es hier schon mitbekommen, live und in Farbe.«
Ryan hatte sich am Nachmittag zwei Stunden aufs Ohr gelegt, während Arnie van Damm ihn bei seinen Terminen vertrat (der Stabschef hätte zwar selbst etwas Schlaf gebrauchen können, aber wie die meisten Menschen im Weißen Haus stellte auch er die Bedürfnisse des Präsidenten über seine eigenen). Nun saß er vor dem Fernseher und sah sich die Aufnahmen von Ingrid Bergman an.
»Das ist unglaublich«, bemerkte er. »Man könnte fast ein Telefon nehmen und einem der Jungs sagen, wohin er mit seinem Panzer fahren soll.«
»Das versuchen wir zu vermeiden, Sir«, warf Mickey Moore sofort ein. In Vietnam war es ›Bataillonsführer in der Luft‹ genannt worden, wenn Bataillonskommandeure ihre Feldwebel während der Patrouillen gelenkt hatten – nicht immer zum Wohl der Soldaten. Der Segen der modernen Kommunikationsmöglichkeiten konnte auch zu einem Fluch werden und zur Folge haben, dass Soldaten, die sich in Gefahr befanden, ihre Funkgeräte ignorierten oder sogar ausschalteten,
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