Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition)
Gogol auf und nahm sein altes Gewehr aus dem Großen Vaterländischen Krieg von der Wand. Es war klar, was er damit sagen wollte. Er hatte schon einmal gekämpft und würde es bereitwillig wieder tun. An besagter Wand prangten außerdem noch einige Wolfsfelle, die meisten mit einem einzigen Loch im Kopf. Er berührte eines davon und blickte dann wieder zu seinem Besucher. »Ich bin Russe. Ich werde für mein Land kämpfen.«
Der Direktor der Bergbaugesellschaft beschloss, den schwarzen Peter der zuständigen Militärdienststelle zuzuschieben. Sollten die sich doch mit Gogol herumschlagen und versuchen, ihm Vernunft beizubringen. Er für sein Teil verspürte kein besonderes Verlangen nach einer Begegnung mit der chinesischen Armee und verabschiedete sich daher schnell. Nachdem er gegangen war, brach Pawel Petrowitsch Gogol eine Flasche Wodka an und genehmigte sich einen kräftigen Schluck. Dann putzte er sein Gewehr und dachte an alte Zeiten.
Dieser Bahnhof erfüllt seinen Zweck ausgezeichnet , dachte Colonel Welch. Auch wenn die russischen Militäringenieure alles ein wenig klobig konzipiert haben mochten – es funktionierte. Die Anlage war viel rationeller, als sie bei anfänglicher Betrachtung ausgesehen hatte. Die Züge wendeten, indem sie auf ein Gleisdreieck fuhren, und konnten auf diese Weise auch an jeder der insgesamt zehn Laderampen halten. Die russischen Lokführer manövrierten ihre Triebfahrzeuge mit Geschick und entspannter Gelassenheit. Die große Elektrolok vom Typ WL80T bewegte sich langsam rückwärts, während der Rangierer auf dem letzten Waggon den Hebel bereit hielt, um die Druckluftbremsen zu aktivieren, sobald die Rampe erreicht war. Als der Zug hielt, sprangen die Soldaten aus den Passagierwaggons und rannten nach hinten zu ihren Fahrzeugen, um sie anzulassen und herunterzufahren. Es dauerte lediglich 30 Minuten, bis ein ganzer Zug entladen war. Colonel Welch war beeindruckt, denn er und seine Familie hatten einmal den Autozug nach Disney World genommen und in Sanford, Florida, anderthalb Stunden darauf warten müssen, dass ihr Wagen vom Waggon rollte.
Doch hier gab es keine unnötigen Wartezeiten. Die riesigen Triebfahrzeuge vom Typ WL (Wladimir Lenin) machten sich sofort wieder auf den Weg nach Westen, wo weitere 10 000 Tonnen an Waggons und Fracht auf sie warteten. Es sah wirklich so aus, als könnten die Russen eine Menge auf die Beine stellen, wenn sie dazu gezwungen waren.
»Colonel?« Welch wandte sich um. Ein russischer Major nahm vor ihm Haltung an und salutierte.
»Ja?«
»Der erste Zug mit Ihren Leuten wird in vier Stunden und 20 Minuten eintreffen. Wir werden sie zur südlichen Sammelstelle bringen. Dort gibt es auch Treibstoff, falls sie ihn benötigen. Danach werden unsere Führer Ihre Männer nach Osten begleiten.«
»Sehr gut.«
»Wenn Sie in der Zwischenzeit etwas essen möchten – im Stationsgebäude befindet sich eine Kantine.«
»Danke, im Augenblick noch nicht.« Welch ging zu seinem Satellitenfunkgerät, um General Diggs auf den neusten Stand zu bringen.
Auf der Rumpfseite von Colonel Bronco Winters’ F-15C prangten nun sieben rote Sterne neben den vier mittlerweile veralteten Fahnen der Vereinigten Islamischen Republik. Er hätte auch noch ein paar Marihuana- oder Kokablätter dazumalen können, aber diese Phase seines Lebens lag schon lange hinter ihm. Nun war er also ein Doppelass, von denen nicht gerade viele im aktiven Dienst der Air Force standen. Er und seine Staffel waren auf dem Weg zu einem Stützpunkt am westlichen Rand der chinesischen Marschroute, den sie Bärenposten getauft hatten.
Es handelte sich um eine Eagle-Basis. Über 100 Kampfflugzeuge vom Typ F-16 waren nun in Sibirien stationiert, aber sie eigneten sich hauptsächlich für Luft-Boden-Einsätze, nicht so sehr für reine Luftkämpfe, daher war er, Bronco, bei den Missionen für die Jagd zuständig. Die Piloten der F-16 begannen schon zu murren, sie kämen sich vor wie Bürger zweiter Klasse. Für Colonel Winters waren sie das auch. Kleine Kotzbrocken mit lächerlichen, einstrahligen Kisten. Außer im Fall der F-16CG. Diese Vögel waren nützlich, weil sie Radarstationen und SAM-Stellungen des Feindes außer Gefecht setzen konnten. Die sibirischen Luftstreitkräfte (als das betrachteten sie sich nun) hatten noch keinen einzigen Luft-Boden-Flugkörper gestartet. So lauteten nun einmal ihre Befehle. Das ärgerte diejenigen Kerle, die Spaß daran hatten, auf die armen
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