Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition)
verrückt, Dave.«
»Ach, und die First Armored nach Russland zu schicken, das war nicht verrückt?«, entgegnete Seaton.
Lieutenant Colonel Angelo Giusti war nun vollkommen sicher, dass es ihm überhaupt nichts ausmachen würde, nie wieder in seinem Leben mit dem Zug zu fahren. Er wusste nicht, dass sämtliche Schlafwagen der staatlichen russischen Eisenbahn für den Transport von russischen Soldaten eingesetzt wurden. Kein einziger dieser Waggons war jemals nach Berlin geschickt worden, nicht als Affront gegen die Amerikaner, sondern weil es einfach niemandem der Verantwortlichen in den Sinn gekommen war. Giusti bemerkte, dass der Zug vom Hauptgleis abbog und über mehrere Weichen rumpelte. Schließlich kam er zum Stehen und fuhr dann langsam rückwärts. Er und seine Truppe schienen den Bahnhof für sich allein zu haben. In den vergangenen zwei Stunden waren ihnen zahlreiche Züge entgegengekommen, die auf dem Rückweg in den Westen waren und hauptsächlich aus leeren Transportwaggons bestanden.
Der in regelmäßigen Abständen auftauchende Schaffner hatte die Ankunftszeit ziemlich genau vorausgesagt, was Giusti nicht geglaubt hatte, weil er davon ausging, dass sich eine Bahn mit derart unbequemen Sitzen wahrscheinlich auch nicht an anständige Fahrpläne hielt. Aber jetzt hatten sie ihr Ziel erreicht. Die Rampen dort waren ganz offensichtlich zum Entladen gedacht.
»Leute, ich glaube, wir sind da«, teilte der Kommandeur der Quarter-Horse-Einheit seinem Stab mit.
»Gelobt sei der Herr!«, rief einer von ihnen. Ein paar Sekunden später beendete der Zug mit einem Ruck seine Rückwärtsfahrt. Die Männer traten auf den Betonbahnsteig, der gute 1 000 Meter lang war. In weniger als fünf Minuten hatten die Soldaten der Stabskompanie den Zug verlassen und gingen schimpfend und sich reckend zu ihren Fahrzeugen.
»Hey, Angie!«, rief eine vertraute Stimme.
Giusti entdeckte Colonel Welch und lief ihm salutierend entgegen.
»Wie sieht es aus?«, erkundigte sich Giusti.
»Östlich von hier herrscht das reinste Chaos, aber es gibt auch gute Neuigkeiten.«
»Und die wären?«
»Die Russen haben jede Menge Sprit gebunkert. Ich habe ein paar Sicherungsabteilungen hinfliegen lassen, und der Iwan behauptet, er hätte Treibstoffdepots in der Größenordnung von Supertankern. Also wird uns zumindest der Sprit nicht ausgehen.«
»Gut zu wissen. Was ist mit meinen Hubschraubern?« Als Antwort zeigte Welch lediglich mit dem Finger auf einen OH-58D Kiowa Warrior, der keine 300 Meter weit entfernt war. »Gott sei Dank. Und was sind die schlechten Neuigkeiten?«
»Die Volksbefreiungsarmee hat mittlerweile vier vollständige Heeresgruppen der Kategorie A in Sibirien und rückt weiter nach Norden vor. Es haben noch keine schweren Gefechte stattgefunden, weil die Russen einer Konfrontation vorläufig aus dem Weg gehen, bis sie über genug Männer und Waffen verfügen, um sich den Chinesen entgegenzustellen. Bis jetzt befindet sich eine ihrer motorisierten Schützendivisionen am Kriegsschauplatz und vier weitere sind auf dem Weg. Die letzte hat diesen Bahnhof erst vor anderthalb Stunden verlassen.«
»Das heißt, es geht gegen – Moment – 16 schwere Divisionen der Invasionsstreitkräfte?«
Welch nickte. »So ungefähr.«
»Wie lautet mein Auftrag?«
»Stellen Sie Ihr Bataillon auf und bewegen Sie sich nach Südosten. Der Plan sieht folgendermaßen aus: Die First Armored soll den hinteren Teil der chinesischen Vormarschlinie abtrennen und ihre Nachschubkette unterbrechen. Dann wird die russische Blockadetruppe versuchen, sie zirka 300 Kilometer nordöstlich von hier aufzuhalten.«
»Können sie das schaffen?« Vier russische Divisionen gegen 16 chinesische – das war nicht gerade als günstiges Verhältnis zu bezeichnen.
»Wer weiß?«, antwortete Welch. »Sie haben die Aufgabe, die Voraussicherung für die Division zu leisten. Rücken Sie bis zum ersten großen Treibstoffdepot vor und sichern Sie es. Wir werden von dort aus ins Rennen gehen.«
»Wie sieht es mit der Unterstützung aus?«
»Momentan setzt die Air Force hauptsächlich Fighter als Jagdflugzeuge ein. Sie können noch keine Großangriffe fliegen, weil ihnen die Bomben dafür fehlen.«
»Und der Nachschub?«
»Für jedes Fahrzeug stehen uns zwei Standardmengen an Bereitschaftsmunition zur Verfügung. Das muss für eine Weile reichen. Wenigstens haben wir vier komplette Munitionsbeschickungen für die Artillerie.« Das hieß Granaten für vier
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