Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition)
Marschflugkörper mit Atomsprengköpfen mehr. Und ein Angriff mit Kampfbombern würde erst in Stunden erfolgen können«, erläuterte Luo und versuchte dies wie eine gute Nachricht verkaufen.
Am anderen Ende der Leitung spürte Zhang, wie sich in seinem Magen eine Kälte wie von flüssigem Helium ausbreitete. Hoffnungsvolle, in angeregten Diskussionen ausbaldowerte Planspiele waren in ihr düsteres reales Gegenteil umgeschlagen, und das konnte er kaum glauben. Es war zu unwirklich. Es gab keinerlei äußere Anzeichen – man erwartete bei der Verlautbarung einer solchen Nachricht doch wenigstens Donner und Blitz oder vielleicht sogar ein größeres Erdbeben. Aber es war lediglich früher Morgen, noch nicht einmal sieben Uhr. Konnte es denn wirklich wahr sein?
Zhang tappte durch sein Badezimmer und schaltete den Fernseher ein. Er suchte CNN – in weiten Teilen des Landes konnte der Sender nicht empfangen werden, hier aber sehr wohl. Seine Englischkenntnisse reichten nicht aus, um den vielen Worten folgen zu können, die aus dem Gerät tönten. Das Bild zeigte die amerikanische Hauptstadt von oben, aufgenommen von einer Kamera, die sich auf dem Dach des CNN Gebäudes befand. Wo das genau war, wusste Zhang natürlich nicht. Es sprach ein schwarzhäutiger Amerikaner. Die Kamera zeigte auch ihn auf dem Dach des Gebäudes. Er hielt das Mikrofon wie ein Eishörnchen in der Hand und sprach sehr schnell – so schnell, dass Zhang nur etwa jedes dritte Wort mitbekam. Den Blick hielt er angsterfüllt nach links gerichtet.
Also weiß er, was passieren wird, nicht wahr ?, dachte Zhang. Er fragte sich, ob er die Zerstörung der Stadt über das Fernsehen würde mit verfolgen können. Das , dachte er, hätte echten Unterhaltungswert.
»Schauen Sie!«, sagte der Reporter, und die Kamera bewegte sich, um einer Rauchspur am Himmel folgen zu können.
Was zum Teufel ist das ?, fragte sich Zhang. Da war noch eine … und noch eine … und noch eine … und der Reporter hatte jetzt wirklich Angst …
… es freute ihn von Herzen, solche Emotionen auf dem Gesicht eines Amerikaners zu sehen, ganz besonders auf dem Gesicht eines schwarzen amerikanischen Reporters . Einer von diesen Affen hatte seinem Land immerhin erheblichen Schaden zugefügt…
Und jetzt würde er Zeuge werden, wie einer von ihnen eingeäschert wurde … oder womöglich doch nicht. Die Kamera und die Übertragungsstation wurden natürlich auch zerstört, nicht wahr? Wahrscheinlich würde es nur einen Lichtblitz geben, und dann wäre plötzlich nur noch ein leerer Bildschirm zu sehen …
Noch mehr Rauchspuren. Ah ja, das waren Boden-Luft-Flugkörper … konnten sie eine Atomrakete abfangen? Wahrscheinlich nicht , befand Zhang. Er warf einen Blick auf seine Uhr. Der Sekundenzeiger wollte in diesem Rennen offenbar eine Schnecke gewinnen lassen, so langsam sprang er von einem Strich zur nächsten. Zhang musste sich eingestehen, dass er die Vorgänge auf dem Fernsehbildschirm mit einer Erwartung beobachtete, die pervers war. Doch Amerika war schon allzu lange Chinas größter Feind und hatte zwei der besten, ausgeklügeltsten Pläne vereitelt – und jetzt würde er, Zhang, mit Hilfe eines amerikanischen Werkzeuges, eben jenes verfluchten Mediums Fernsehen, Zeuge seiner Zerstörung werden.
… noch zwei Rauchspuren… die Kameras folgten ihnen und … was war das? Es sah aus wie ein Meteor oder die Landelichter eines Flugzeugs: ein helles Licht, offenbar immer noch am Himmel… nein, es bewegte sich – es sei denn, dass die Hand des Kameramannes vor Angst zitterte – und die Rauchspuren flogen darauf zu … kamen aber doch nicht nah genug heran, wie es den Anschein hatte … Auf Wiedersehen, Washington, dachte Zhang Han Sen. Vielleicht würden sich daraus für die Volksrepublik negative Konsequenzen ergeben, aber er hätte dann immerhin die Genugtuung gehabt, den Untergang von…
Was war das? Wie bei einem Feuerwerk regnete plötzlich ein Funkenmeer zu Boden … was hatte das zu bedeuten …?
Genau 60 Sekunden später. Washington war doch nicht von der Landkarte verschwunden. Schade , dachte Zhang … zumal jetzt mit einer empfindlichen Reaktion zu rechnen war. Mit diesem Gedanken wusch er sich, zog sich an und machte sich auf den Weg zum Gebäude des Ministerrates.
»Gütiger Himmel«, hauchte Ryan. Die anfängliche Hochstimmung hatte sich gelegt. Die Emotionen waren ähnlich wie nach einem Beinahe-Autounfall. Zuerst wollte man das
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