Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition)
unfair«, bemerkte Ryan, als der Kellner mit einem silbernen Tablett erschien, auf dem eine Flache irischer Whiskey und Gläser mit Eiswürfeln standen. »Charlie, gießen Sie sich auch einen ein«, sagte der Präsident.
»Mr. President, ich darf nicht…«
»Heute gelten andere Bestimmungen, Mr. Pemberton. Sollten Sie zu beschwipst sein, um nach Hause fahren zu können, werde ich den Secret Service beauftragen, Sie zu chauffieren. Habe ich Ihnen schon gesagt, dass Sie ein Pfundskerl sind, Charlie? Meine Kinder mögen Sie auch sehr.«
Charles Pemberton, dessen Vater und Großvater auch schon Bedienstete im Weißen Haus gewesen waren, schenkte drei Drinks ein – für sich selbst jedoch nur einen kleinen – und reichte die Gläser weiter.
»Nehmen Sie Platz und entspannen Sie sich, Charlie. Ich möchte Sie etwas fragen.«
»Ja, Mr. President?«
»Wo waren Sie während des Angriffs? Wo haben Sie sich aufgehalten, als diese H-Bombe im Anflug auf Washington war?«
»Ich bin nicht in den Schutzraum im Ostflügel gegangen, dachte, der ist für die Frauen. Ich – nun, Sir, ich bin mit dem Fahrstuhl aufs Dach gefahren und wollte es mir ansehen.«
»Arnie, da sitzt ein wirklich tapferer Mann«, sagte Jack und salutierte mit seinem Glas.
»Und wo waren Sie, Mr. President?«, fragte Pemberton und brach aus purer Neugierde mit der Etikette.
»Ich war auf dem Schiff, das dieses verdammte Ding abgeschossen hat, und hab unseren Jungs bei der Arbeit zugesehen. Da fällt mir ein, dieser Gregory, dieser Wissenschaftler, den Tony Bretano engagiert hat … Wir sollten uns um ihn kümmern, Arnie. Ich glaube, wir haben ihm viel zu verdanken.«
»Hab mir schon eine Notiz gemacht.« Van Damm nahm einen kräftigen Schluck aus seinem Glas. »Was noch?«
»War das denn nicht genug für heute?«, fragte SWORDSMAN.
In Peking war es jetzt acht Uhr morgens, und die Minister kamen wie Schlafwandler in den Konferenzraum geschlichen. Einer nach dem anderen fragte: »Was ist passiert?«
Ministerpräsident Xu rief die Versammlung zur Ordnung und befahl dem Verteidigungsminister, Bericht zu erstatten. Der kam dieser Aufforderung mit so monotoner Stimme nach, dass es sich anhörte wie eine Telefondurchsage.
»Sie haben den Abschussbefehl erteilt?«, fragte Außenminister Shen entsetzt.
»Was hätte ich sonst tun sollen? General Xun teilte mir mit, dass sein Stützpunkt unter Feuer lag. Sie haben versucht, unsere strategisch wichtigen Ziele zu zerstören – und wir haben uns doch im Vorfeld über diese Möglichkeit unterhalten, nicht wahr?«
»Wir haben darüber gesprochen, ja«, gab Qian zu. »Aber solch einen Befehl ohne unsere Zustimmung zu erteilen … Das war unüberlegt, Luo. Welche neuen Gefahren haben Sie heraufbeschworen?«
»Wie ist der Angriff ausgegangen?«, fragte Fang als Nächstes.
»Es scheint, dass der Sprengkopf entweder nicht funktioniert hat oder abgefangen oder von den Amerikanern zerstört wurde. Die einzige Rakete, die erfolgreich gestartet ist, war auf Washington gerichtet. Ich bedauere sagen zu müssen, dass die Stadt nicht zerstört wurde.«
»Sie bedauern … Sie bedauern ?«, Fang sprach so laut wie noch nie zuvor. »Sie Narr! Wenn Sie Erfolg gehabt hätten, wäre unsere Nation jetzt dem Untergang geweiht ! Sie bedauern ?«
Etwa zur gleichen Zeit hatte in Washington ein CIA-Mitarbeiter mittleren Ranges eine Idee. Sie stellten die Liveberichterstattung und die Filmaufnahmen vom Kriegsschauplatz in Sibirien ins Internet, da die unabhängigen Nachrichten in China nicht empfangen werden konnten. »Warum sollen wir ihnen nicht auch CNN senden?«, fragte der Mann seinen Vorgesetzten. Die Entscheidung fiel umgehend, auch wenn sie möglicherweise illegal war und gegen die Gesetze des Copyright verstieß. Aber dies war ein Fall, in dem der gesunde Menschenverstand über bürokratische Vorsicht siegte. CNN konnte sie später immer noch verklagen.
Und so begann achtzig Minuten nach dem Ereignis http://www.darkstarfeed.cia.gov/siberiabattle/realtime.ram mit der Übertragung der Beinahe-Zerstörung von Washington D.C. Die Nachricht, dass ein Atomkrieg zwar begonnen, aber dann wieder abgebrochen worden war, machte die Studenten auf dem Platz des Himmlischen Friedens sprachlos. Die gemeinsame Erkenntnis, dass sie selbst Opfer eines Vergeltungsschlages werden könnten, löste nicht so sehr Angst als vielmehr große Wut in ihren jungen Herzen aus. Es waren jetzt ungefähr 10 000 vor Ort, viele hatten
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