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Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition)

Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition)

Titel: Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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da diese Mädchen ja sowieso kaum mehr als kleine Aufnahme- und Wiedergabegeräte waren. Nun, Ming hatte wohl auch noch ein paar zusätzliche Qualitäten, wie Fang und einige wenige Ministerkollegen schmunzelnd einräumten. Eine Schreibmaschine hatte im Unterschied zu Ming überhaupt kein Talent zur Fellatio. Fang hielt sich selbst für einen hartgesottenen Kommunisten, war aber doch auch ein Mann mit Herz und hegte für Ming Gefühle wie für eine Lieblingstochter. Der Vergleich hinkte nur insofern, als er mit der eigenen Tochter nicht ins Bett gegangen wäre … Sein mit monotoner Stimme vorgetragenes Diktat zog sich noch über 20 Minuten hin. Er erinnerte sich an jedes Wort, das er mit Zhang gewechselt hatte, der in diesem Moment wahrscheinlich ebenfalls seiner Sekretärin das Gespräch mit Fang aus dem Gedächtnis diktierte – es sei denn, er hatte sich inzwischen ein Diktiergerät zulegt, was Fang nicht verwundert hätte. So sehr auch Zhang seine Verachtung für den Westen zur Schau stellte, kopierte er ihn doch auffällig häufig.
     
    Auch der Name Klementi Ivanowitsch Suworow führte ein Stück weiter. Er war ebenfalls ein ehemaliger KGB-Offizier und hatte für die Dritte Hauptverwaltung gearbeitet, die als militärischer Abschirmdienst fungiert und, wie Oleg Prowalow wusste, gewisse Sondereinsätze der Streitkräfte, insbesondere solche der Spetsnaz, beaufsichtigt hatte. Er blätterte in der Akte Suworow ein paar Seiten weiter, stieß auf ein Foto und auf Fingerabdrücke und erfuhr, dass Suworow zu Anfang seiner KGB-Laufbahn in der Ersten Hauptverwaltung beschäftigt gewesen war, die die Aufgabe hatte, Erkenntnisse über das Ausland zu sammeln. Aus welchen Gründen war er versetzt worden? , fragte sich Prowalow. Beim KGB hatte man für gewöhnlich den Posten beibehalten, auf den man anfangs gesetzt worden war. Doch ein ranghoher Offizier der Dritten, nämlich Generalmajor Pawel Konstantinowitsch Kabinet, hatte ihn aus der Ersten zu sich geholt. Warum? Prowalow stutzte. Er hatte den Namen schon einmal gehört, wusste aber nicht mehr, in welchem Zusammenhang, was für einen so erfahrenen Ermittlungsbeamten eigentlich ungewöhnlich war. Prowalow machte sich eine Notiz und legte sie beiseite.
    Sie hatten also für diesen Suworow einen Namen und ein Foto. Hatte er Amalrik und Zimjanin, die beiden mutmaßlichen und nun toten Killer von Zuhälter Awseijenko, gekannt? Vielleicht. In der Dritten Hauptverwaltung hatte er durchaus die Möglichkeit gehabt, mit der Spetsnaz in Kontakt zu kommen, das aber wohl nur zufällig. Die Dritte Hauptverwaltung war hauptsächlich mit der politischen Kontrolle der sowjetischen Streitkräfte beschäftigt gewesen und mittlerweile überflüssig geworden. Die gesamte Mischpoke der politischen Offiziere, der zampoliti , die dem Militär so lange in die Suppe gespuckt hatten, gab es jetzt nicht mehr.
    Wo mochten sie abgeblieben sein?, fragte Prowalow den Aktenordner. Anders als die Zentrale Personal-Registratur boten die vom KGB gespeicherten Daten für gewöhnlich auch genaue Angaben darüber, wo ehemalige Geheimdienstler heute lebten und was sie so trieben. Diese Datenbestände waren erhalten geblieben und standen nun den Polizeistellen zur Verfügung – allerdings nicht in diesem besonderen Fall. Wo steckt der Kerl? Wovon lebt er? Ist er vorbestraft? Hat er jemanden getötet? Mordermittlungen förderten immer sehr viel mehr Fragen zutage als Antworten und mussten häufig viele dieser Fragen offen lassen, weil es nicht gelingen konnte, einem Mörder hinter die Stirn zu blicken. Und selbst wenn dies gelänge, wäre nicht gesagt, dass das so Gefundene auch wirklich Sinn ergab.
    Der vorliegende Mordfall war von Anfang an kompliziert gewesen und wurde nun immer komplizierter. Prowalow wusste nur eins mit Sicherheit: dass Awseijenko, sein Fahrer und eine Hure tot waren. Aber schon bei der Frage, ob der Anschlag tatsächlich diesem Zuhälter gegolten hatte, war es vorbei mit der Sicherheit. Wieso sollte ein Typ wie Suworow, ein ehemaliger  – Prowalow hatte nachgeschaut – Oberstleutnant in der Dritten Hauptverwaltung des KGB, Amalrik und Zimjanin gedungen haben, einen Luden zu töten? Hätte der Anschlag nicht auch Sergei Golowko gelten können? Ließe sich damit nicht auch viel besser der Mord an den beiden mutmaßlichen Killern erklären, und zwar als Strafe dafür, dass sie den falschen Mann erwischt hatten? Prowalow holte ein Fläschchen mit Schmerztabletten aus der

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