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Im Zeichen des himmlischen Baeren

Titel: Im Zeichen des himmlischen Baeren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Federica de Cesco
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Galeeren mit sich, ließen sie treiben wie Strohhalme.
    Ein ohrenbetäubendes Krachen: Eine Galeere, nicht weit von uns, hatte eine andere gerammt. Ich sah die Eichenbohlen und die Planken auseinanderbersten. Die Takelage wurde über Bord gefegt, die Masten neigten sich und barsten, die Segel begruben die Mannschaft unter sich. Männer und Pferde stürzten ins aufgewühlte Meer. Die Seeleute klammerten sich verzweifelt an die Balken, die in den Wellentälern trieben. Es war unmöglich, ihnen zu Hilfe zu kommen. Jeder Kapitän konnte nur auf das Heil seines eigenen Schiffes bedacht sein.
    Wenig später prallten zwei weitere Galeeren aufeinander: Sie rammten sich mit solcher Wucht, dass sie fast augenblicklich sanken. Ein Pferd wurde von der Strömung in unsere Nähe getrieben. Ich sah seine vor Schreck geweiteten Augen, hörte den dumpfen Aufprall, als das Tier gegen die Schiffsflanke geschleudert wurde.
    Die Nacht brach an. Auf den Schiffen wurden Fackeln angezündet. Die Kräfte der Ruderer ließen immer schneller nach. Man schaffte die ohnmächtig gewordenen Männer unter Deck. Ich sah ihre Rücken, die mit blutigen Striemen überzogen waren. Neue Sklaven wurden aus dem Kielraum gebracht und an die Ruder gekettet. Eine bleiche, kalte Mondsichel funkelte am Horizont.
    Stunde um Stunde verging. Mir war elend zumute und die Kälte durchdrang meinen Körper. Manchmal fielen mir die Augen zu, doch ein plötzliches Knarren der Masten, ein wütendes Zerren der Segel riss mich immer wieder aus meinem Erschöpfungsschlaf. Das Auf und Ab der Gongschläge dröhnte in meinen Ohren. Das Wasser schäumte und zischte. Die Rudermannschaft war bereits dreimal abgelöst worden, als von Osten her ein schmaler Lichtstreifen den Horizont erhellte: Der Himmel schimmerte grau, während die See noch in Dunkelheit getaucht war. Mir schien, dass das Tosen der Brandung, das wilde Schaukeln der Wellen allmählich nachließ.
    Iri löste seinen erstarrten Arm, mit dem er meine Schultern umfasst hielt. Unsere Augen trafen sich im Halbdunkel. »Die Strömung wird ruhiger«, sagte ich. Er nickte. »Ich glaube, wir haben das Schlimmste überstanden …«
    Wir traten an die Reling. Die Helligkeit breitete sich gleichmäßig aus. So weit das Auge reichte, war die See mit Segelfetzen, Tauen, Planken und Fässern übersät. Überlebende sahen wir nicht, denn auch der beste Schwimmer hätte nicht gegen die Strudel ankämpfen können. Iri nahm seinen Helm ab und strich sich müde über die Stirn.
    Â»Wir haben viele Schiffe verloren«, sagte er bitter.
    Wie viele, das erfuhren wir erst nach Sonnenaufgang. Durch einen Signalaustausch wurde gemeldet, dass sieben Schiffe der Strömung zum Opfer gefallen waren. Das bedeutete einen Verlust von wenigstens zweihundert Mann und dreißig Pferden.
    Iri erbleichte, als man ihm die Nachricht überbrachte. Yi-Am stand vor ihm mit steinernem Gesicht. Er trug seinen Helm unter dem Arm und hielt den Kopf gesenkt. »Ich war es, der die Verantwortung übernahm. Möge Ihre Majestät geruhen, mich zu richten.«
    Iri starrte düster vor sich hin. Er verfluchte seine eigene Unbedachtsamkeit und konnte dem Mann nichts vorwerfen.
    Â»Das Schicksal hat es so gewollt«, sagte er schroff. »Ihr hattet die Befehle auszuführen.«
    Yi-Am verneigte sich kühl und entfernte sich, seine Erleichterung verbarg er hinter einer undurchdringlichen Miene.
    Iri lehnte sich zurück. Trotz der Kälte war sein Gewand auf dem Rücken schweißgetränkt. Er entließ mit einer ungehaltenen Handbewegung Itzuse, der seekrank war und unsicher auf den Beinen stand. Als wir allein waren, wandte er sich mir zu. Die grelle Morgensonne schien in sein blasses Gesicht. Zum ersten Mal las ich Zweifel, ja Furcht in seinen Augen. Er sprach mit rauer Stimme: »Priesterin, sagt, hat mich mein Glück verlassen?«
    Bei seinen Worten spürte ich ein seltsames Erschauern. Eine unbestimmbare Angst erfasste mich. Ich dachte: Es ist nicht gut, wenn ein König an sich selbst zweifelt. Mit leiser Stimme hörte ich mich sagen: »Sorgt Euch nicht, Fürst. Das Sternenschwert beschützt uns.«
    Er starrte mich an und in seinem schmalen Gesicht zuckte es. Aber der verstörte Ausdruck war von ihm gewichen. Etwas Kaltes, Lauerndes stieg in seinen Augen auf. Ich sann den Worten nach, die ich selber ausgesprochen

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