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Im Zeichen des Löwen: Kriminalroman (Hanne Wilhelmsen-Reihe) (German Edition)

Im Zeichen des Löwen: Kriminalroman (Hanne Wilhelmsen-Reihe) (German Edition)

Titel: Im Zeichen des Löwen: Kriminalroman (Hanne Wilhelmsen-Reihe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Holt
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Überwachungschef. »Ich werde sehen, was sich machen läßt. Wir können uns den Richter nicht aussuchen. Aber wir können die Unterlagen durchsehen. Ich rufe den Gerichtspräsidenten an und frage, was sich in bezug auf den Zeitpunkt machen läßt. Der spätere Nachmittag wäre auf jeden Fall besser als jetzt.«
    »Du mußt es einfach schaffen«, sagte Severin Heger und verließ das Büro seines Chefs, um sich an die Papierarbeit zu setzen.
    16.03, Büro des Ministerpräsidenten
    Tryggve Storstein hatte sich in seinem neuen Büro kaum eingelebt. In dem großen, rechteckigen Raum gab es nicht einen einzigen Gegenstand von persönlichem Charakter. Nicht einmal ein Foto von Frau und Kindern. Oder eine Kaffeetasse mit der Aufschrift »lieber Vater« oder »braver Junge«. Obwohl er beides verdient hätte. Das fanden zumindest seine Jungen; aber der Becher, auf dem in grüner Schrift vor orangenem Hintergrund »der beste Papa der Welt« stand, lag hinten in der Schublade mit der Aufschrift »privat«. Er fühlte sich nicht wohl hier, dieses Zimmer gehörte ihm einfach nicht. Nicht das Büro. Nicht der Posten. Nicht die vielen Menschen, die hin und her liefen und sein »Apparat« sein sollten. Sein Büro war zu groß, der Ausblick auf die bunte, lärmende Stadt zu großartig. Ihm wurde schwindlig davon. Aber er hatte den Job angenommen. Er war der Richtige dafür, auch wenn seine Anzüge bisher ein wenig zu groß ausgesehen hatten, er unbeholfen wirkte, und seine Frau ihm jeden Sonntagabend drei Schlipse binden mußte. Es würde schon alles klappen. Wenn man ihm nur genug Zeit ließe.
    »Lassen Sie sie herein«, murmelte er in die Sprechanlage, als Wenche Andersen leise die Gesundheitsministerin ankündigte.
    »Tryggve!«
    Mit energischen Schritten kam sie auf ihn zu und breitete die Arme aus, um ihn zu umarmen. Dem konnte er entgehen, indem er sich setzte und in nichtssagenden Unterlagen blätterte. Er schaute erst auf, als sie sich gesetzt hatte.
    »Ich glaube, du weißt, warum ich mit dir reden will«, sagte er dann plötzlich.
    Ruth-Dorthe Nordgarden hatte noch nie auf Tryggve Storsteins Augen geachtet. Sein Blick traf sie wie ein unerwarteter Hagel von Pfeilen. Sie waren unangenehm offen; aus irgendeinem Grund hingen seine Lider nicht mehr traurig und geniert herab und sorgten dafür, daß niemand seinen wirklichen Blick und die tiefliegenden Augäpfel sah. Er hatte sich verändert. Seine Augen waren jetzt sein Gesicht. Ein grüngrauer Ausdruck von etwas, das sie widerwillig und ungläubig erkennen mußte – ein Ausdruck von offener, unverhohlener Verachtung.
    Schamesröte breitete sich auf ihrem Gesicht aus. Sie spürte das Prickeln in ihren Handflächen, und ohne es zu wollen, griff sie zu ihrer schlimmsten Unsitte bei Nervosität: Sie kratzte sich am Hals.
    »Wie meinst du das?«
    Ruth-Dorthe rang sich ein Lächeln ab, aber ihre Gesichtsnerven weigerten sich, so daß ihr Mund sich zu einer Grimasse des Eingeständnisses verzog.
    »Wir wollen das doch nicht unnötig peinlich machen, Ruth-Dorthe«, sagte er und erhob sich.
    Vor dem Fenster blieb er stehen. Er sprach mit seinem eigenen Spiegelbild in dem dicken grünlichen Fensterglas, das ihn vor Anschlägen von außen schützen sollte. Er lächelte bitter. Birgitte hatte das nichts genutzt.
    »Weißt du, warum man wirklich in die Politik geht?« fragte er. »Hast du dich je gefragt, worum es dabei eigentlich geht?«
    Sie rührte sich nicht, er sah sie im Spiegelbild, eine erstarrte Gestalt, nur die Hand wanderte an ihrem dünnen Hals auf und ab, auf und ab.
    »Das wäre sinnvoll gewesen. Ich beobachte dich schon lange, Ruth-Dorthe. Länger als du mich. Und was ich dabei gesehen habe, hat mir noch nie gefallen. Auch das ist kein Geheimnis.«
    Plötzlich drehte er sich um. Er starrte sie an, versuchte, ihren Blick einzufangen, aber auch der ließ sie im Stich, sie fixierte einen Punkt neben seiner Schulter.
    »Du hast keine Ideale, Ruth-Dorthe. Ich wüßte gern, ob du jemals welche gehabt hast. Ohne Ideale verlieren wir das Wichtigste … die Grundlage für unsere politische Tätigkeit. Du bist Mitglied der Sozialdemokratischen Partei, verdammt noch mal!«
    Jetzt erhob er seine Stimme, seine Wangen wurden rot, und seine Augen sahen noch größer aus.
    »Wofür kämpfen wir denn eigentlich? Kannst du mir das sagen?«
    Er beugte sich vor, stützte die Hände auf ihre Armlehne, sein Gesicht war nur noch dreißig Zentimeter von ihrem entfernt. Sie roch sein

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