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Im Zeichen des Löwen: Kriminalroman (Hanne Wilhelmsen-Reihe) (German Edition)

Im Zeichen des Löwen: Kriminalroman (Hanne Wilhelmsen-Reihe) (German Edition)

Titel: Im Zeichen des Löwen: Kriminalroman (Hanne Wilhelmsen-Reihe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Holt
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Filmbeitrag ankündigte, der ebenfalls auf sich warten ließ.
    »Warum klappt das hier bloß nie?« sagte Hanne und lächelte. »In den USA passiert sowas nicht. Da kriegen die das immer hin.«
    Zu ziemlich nichtssagenden Bildern aus dem Parlament kommentierte ein Sprecher die schwierige Patience, die nun aufgehen mußte. Endlich wandte der Moderator im Studio sich an einen tadellos gekleideten und extrem ernsten Mann in hellem Sakko.
    »Ich dachte, diese Frau Sowieso wäre die Vorsitzende der Christlichen Volkspartei«, sagte Billy T. »Und nicht dieser Heini da.«
    »Sie ist die Vorsitzende, aber er ist parlamentarischer … pst!«
    »Es wäre absolut falsch von uns, aus dieser äußerst tragischen Situation, die sich durch den Mord an Ministerpräsidentin Volter ergeben hat, politische Konsequenzen ziehen zu wollen.«
    »Bedeutet das, daß Sie die Möglichkeit, an die Regierung zu kommen, nicht ausnutzen wollen?«
    Der Moderator hatte eine seltsame Locke im Nacken, die im Takt seiner Worte auf und ab wippte.
    »Unser Land ist von einem ganz besonders tragischen Ereignis getroffen worden, und wir Parteien der Mitte gehen davon aus, daß im Moment nicht der richtige Zeitpunkt für einen Wechsel ist. In diesem schweren Moment müssen wir alle zusammenhalten, und im Herbst wird dann das Volk entscheiden, wer das Land lenken soll.«
    Der Mann von der Christlichen Volkspartei war noch nicht fertig, aber der Moderator drehte sich nach links und wandte sich an einen Mann mit gepflegtem graumelierten Bart und resignierter Miene.
    »Und wie sehen Sie von den Konservativen das?«
    Der Mann schüttelte leicht den Kopf und starrte dabei den Moderator an.
    »Es ist eine schwierige Zeit und nicht der richtige Moment für politisches Taktieren oder für Schuldzuweisungen. Ich möchte aber dennoch betonen, wie unrealistisch die Möglichkeit einer Regierungskoalition der Mittelparteien ist. Seit Monaten preisen sie sich nun schon für die Wahlen im Herbst an, aber jetzt, wo sich eine Gelegenheit bietet, kneifen sie. Das zeigt, daß wir Konservativen die ganze Zeit recht hatten. Eine Alternative zur Sozialdemokratie ist nur mit den Konservativen möglich.«
    Hanne lachte laut.
    »Die wollen allesamt nicht an die Macht. Davor haben sie eine Sterbensangst.«
    »Politik«, schnaubte Billy T. und nahm sich zum zweiten Mal nach.
    »Es wäre einfach falsch, diese außergewöhnliche Situation auszunutzen«, echote der Vertreter der Zentralpartei, und der Konservative schüttelte wieder und diesmal sehr energisch den Kopf.
    »Aber wo ist der Unterschied?« fragte er. »Was wird im Herbst denn anders sein? Die Sozialdemokratie ist heute in der Minderheit und wird das im Herbst auch noch sein. Das war doch in der gesamten Nachkriegszeit so. Glauben denn die Zentralpartei, die Linken und die Christliche Volkspartei, daß sie im Herbst bei den Wahlen zusammen die Mehrheit haben werden?«
    »Das wird sich zeigen«, rief der Mann von der Christlichen Volkspartei, aber der Moderator winkte energisch ab.
    Auch der Konservative ließ sich nicht zum Verstummen bringen: »Dann ist es aber an der Zeit, daß wir Ihre Ansichten zu sehr zentralen Punkten erfahren. Die Wähler haben einen Anspruch darauf. Wie stellen Sie sich zum Ausbau der Energiegewinnung durch Gas? Was ist mit der finanziellen Unterstützung für Eltern, die ihre Kinder zu Hause betreuen? Und wie halten Sie es mit dem Krankengeld? Werden wir darüber überhaupt irgend etwas erfahren, ehe das Volk zu den Wahlurnen strömt?«
    Dann redeten sie alle durcheinander.
    »Wenn die Katze aus dem Haus ist, tanzen die Mäuse auf dem Tisch«, sagte Hanne.
    »Aber die wollen doch überhaupt nicht tanzen«, sagte Billy T. »Die kleben an der Wand und haben totale Angst davor, daß sie zum Tanz aufgefordert werden könnten. Mir wird ganz schlecht.«
    Das schien ihn aber nicht weiter zu stören, denn er nahm sich zum dritten Mal nach und kratzte den Topf aus.
    »Kann ich nicht ein bißchen Musik auflegen?« bat er.
    »Nein, ehrlich gesagt finde ich das hier wichtiger.«
    Endlich hatten die Männer ihren Streit beigelegt, oder zumindest durften sie ihn nicht fortsetzen. Nun wurde zu der Moderatorin im anderen Studio zurückgeschaltet, neben der jetzt Tryggve Storstein saß.
    »Der sieht aber kaputt aus«, sagte Hanne leise und stellte ihr Bierglas ab, ohne den Inhalt angerührt zu haben.
    Tryggve Storstein war so mitgenommen, daß nicht einmal die Kosmetikerinnen des Norwegischen Rundfunks viel

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