Im Zeichen des Löwen: Kriminalroman (Hanne Wilhelmsen-Reihe) (German Edition)
mich …«
»Pst!« fiel Hanne ihm lautstark ins Wort, und Billy T. verschüttete seinen Kaffee. Er murmelte einen Fluch, den Hanne jedoch ignorierte. Sie musterte die Wand hinter ihm, und Billy T. drehte sich, um herauszufinden, was sie denn so sehr faszinierte.
»Alexander«, sagte er unsicher. »Das hat Alexander gezeichnet.«
Plötzlich blickte sie ihm ins Gesicht. Ihre Augen wirkten noch größer als sonst, der schwarze Ring um die Iris war noch dunkler.
»Hat sie gesagt, daß sie keinen privaten Kontakt hatten?«
»Ja. Wieso?«
Hanne stand aus dem Bett auf und stellte die Kaffeetasse auf den Boden. Dann trat sie vor Alexanders Kunstwerk und starrte es an.
»Was ist denn mit dem Bild?« fragte Billy T.
»Gar nichts«, sagte Hanne. »Es ist schön. Aber das meine ich ja auch gar nicht.«
Sie drehte sich zu ihm um, stemmte die Hand in die Seite und legte den Kopf schräg.
»Birgitte Volters Sohn Per ist ein ziemlich guter Schütze. Ich bin ihm einige Male auf dem Schießplatz Løvenskiold begegnet. Als er jünger war, hat sein Vater ihn oft begleitet. Ich kann nicht behaupten, ihn zu kennen, aber wir haben natürlich immer mal ein bißchen gequatscht. Und …«
Billy T. starrte sie an, während sein Finger noch immer in seinem Ohr herumbohrte.
»Wenn du eine Entzündung kriegst, solltest du die Finger davon lassen«, sagte Hanne und zog seine Hand weg. »Aber dann, vor einem Jahr oder so, nein, das war im November, kurz bevor wir in die USA geflogen sind, unmittelbar vor dem Regierungswechsel, da habe ich Roy Hansen und Ruth-Dorthe Nordgarden im Café 33 in Grünerløkka gesehen.«
»Im Café 33? In dem Loch?«
»Ja, das hat mich auch gewundert. Ich wollte einer Frau, die da arbeitet, etwas vorbeibringen, und da saßen die beiden beim Bier, ganz hinten im Lokal. Nein, das muß nach dem Regierungswechsel gewesen sein, vorher hatte ich doch so gut wie keine Ahnung von der Frau. Sie ist ja ganz … hübsch; Blond und so, fällt jedenfalls auf. Zuerst wollte ich Roy guten Tag sagen, aber irgend etwas hat mich davon abgehalten, und ich bin gegangen, ohne daß er mich gesehen hätte.«
»Aber Hanne, wieso weißt du das noch so gut?«
»Weil ich an demselben Tag einen Artikel in der Zeitung gelesen hatte, ich glaube, in Dagbladet, über die Seilschaften, von denen die Presse im Moment dauernd berichtet. Ich glaube, ich hatte diese Zeitung sogar dabei, als ich im Café 33 war.«
»Verdammt«, murmelte Billy T. und rieb sich das Ohrläppchen. »Ich glaube, ich muß zum Arzt.«
»Aber ist es nicht seltsam, Billy T. …«, sagte Hanne nachdenklich. »Ist es nicht ziemlich komisch, daß Ruth-Dorthe Nordgarden behauptet, privat keinen Kontakt zu Birgitte Volter gehabt zu haben, wenn sie noch vor einem halben Jahr mit deren Mann in einer Kneipe in Grünerløkka Bier getrunken hat?«
Billy T. starrte sie an und fuhr sich immer wieder mit der Hand über den Schädel.
»Doch«, sagte er schließlich. »Da hast du recht. Das ist komisch.«
Dienstag, 8. April 1997
9.00, Hauptwache Oslo
»Und du hast wirklich aufgehört zu rauchen, Hanne!«
»Du hast einen scharfen Blick, hast es schon nach zehn Minuten gemerkt. Billy T. ist es noch immer nicht aufgefallen. Und du bis zum Inspektor befördert worden. Toll.«
Håkon Sand nahm ihre Hand und drückte sie ganz fest, während er übers ganze Gesicht strahlte.
»Du mußt uns so bald wie möglich besuchen. Hans Wilhelm ist schon so groß!«
Håkon hatte seinen kleinen Sohn nach Hanne Wilhelmsen benannt, und sie dankte den Gottheiten, an die sie nicht glaubte, dafür, daß sie nicht vergessen hatte, ein Geschenk für ihn zu besorgen. Genaugenommen war es Cecilie gewesen, die noch daran gedacht hatte, in aller Eile auf dem Flugplatz ein Fußballhemd für Billy T. und einen zitronengelben Riesenalligator für Hans Wilhelm zu kaufen.
»Willst du bei uns wohnen?«
Diese großartige Idee schien ihm ganz plötzlich gekommen zu sein, sein ganzes Gesicht öffnete sich zu einer herzlichen Einladung.
»Vielleicht wäre Karen nicht so glücklich über einen Logiergast«, winkte Hanne ab. »Ist es bei ihr nicht bald soweit?«
»Nächstes Wochenende«, murmelte Håkon und bedrängte sie nicht. »Aber du mußt uns besuchen kommen. Bald.«
Es wurde kurz an die Tür geklopft, dann erschien ein uniformierter Polizist. Er blieb verdutzt stehen und starrte Hanne an.
»Schon wieder da? Willkommen! Seit wann denn? Fängst du gleich wieder an zu arbeiten?«
Er legte
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