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Im Zeichen des Löwen: Kriminalroman (Hanne Wilhelmsen-Reihe) (German Edition)

Im Zeichen des Löwen: Kriminalroman (Hanne Wilhelmsen-Reihe) (German Edition)

Titel: Im Zeichen des Löwen: Kriminalroman (Hanne Wilhelmsen-Reihe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Holt
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schien ihm gutzutun, denn er schloß die Augen und fand die Feuchtigkeit, die sein Gesicht überzog, offenbar angenehm.
    »Wütend ist noch viel zu milde gesagt«, sagte er leise. »Der Mann ist ein Arsch. Er hat meine Mutter betrogen und mich belogen.«
    Plötzlich schaute er Billy T. voll ins Gesicht. Seine Augen waren blau, und einen unangenehmen Moment lang hatte Billy T. das Gefühl, ein Gespenst anzustarren, denn der Junge hatte große Ähnlichkeit mit seiner Mutter.
    »Mein Vater hatte ein Verhältnis mit Ruth-Dorthe Nordgarden.«
    Aber Billy T. war zu erschöpft. Er konnte nicht mehr. Er schloß die Augen und fragte sich, wie er es bis in sein Bett schaffen sollte.
    »Ich laß Sie nach Hause fahren«, sagte er leise.
    »Ich will nicht nach Hause«, antwortete Per Volter. »Ich weiß nicht, wohin ich will.«
    23.30, Vidars gate 11c
    Er konnte nicht schlafen. Er dachte an die Waffe hinter den Marmeladengläsern in Frau Svendsbys Kellerraum. Obwohl sie dort sicherer war als in seinem eigenen, war ihm nicht wohl in seiner Haut. Sie gehörte in die Hütte.
    Er grübelte über den Mann mit der Zeitung nach. Er hatte nicht ausgesehen wie die anderen. Er hatte desineressiert gewirkt, hatte ihn aber trotzdem im Auge behalten. Und das machte ihm arg zu schaffen.
    Brage Håkonsen drehte sich um und merkte, daß sein Bettzeug klamm war. Er stöhnte genervt und stand auf. Am liebsten hätte er Tage angerufen. Er brauchte Hilfe von außen. Das wäre am sichersten so. Aber er konnte ihn nicht anrufen. Vielleicht wurde das Telefon abgehorcht. Das Mobiltelefon war zwar eine abhörsichere Alternative, aber dafür konnte die Polizei feststellen, wo er telefoniert hatte. Deshalb waren sie auf Telefonzellen angewiesen. Und auf kryptische Briefe, die nach dem Lesen sofort verbrannt wurden.
    Er hatte das Gefühl, Ameisen im Bauch zu haben. Seine Haut brannte und juckte, er kratzte sich und lief unruhig in seinem kleinen Wohnzimmer auf und ab. Schließlich setzte er sich auf seinen Heimtrainer und fuhr los. Er strampelte und strampelte, und nach zwei Kilometern merkte er, daß seine Muskeln sich lockerten. Sein halbnackter Körper war von Schweiß bedeckt, und er atmete schwer und rhythmisch.
    Da ging die Türklingel.
    Brage Håkonsen erstarrte und ließ die Pedale los, die sich von ganz allein weiterdrehten.
    Er hatte keine Ahnung, wer vor der Tür stehen könnte, aber die unangenehme Spannung von vorhin meldete sich wieder, sein Zwerchfell krampfte sich zusammen, und er zitterte. Langsam und leise legte er sich wieder ins Bett, wagte aber nicht, das Licht auszuknipsen. Eine von außen sichtbare Veränderung würde verraten, daß jemand zu Hause war.
    Wieder wurde geklingelt, hart und energisch.
    Er lag starr und ganz ruhig da. Er würde nicht öffnen. So spät durfte man nicht klingeln. Es war sein gutes Recht, nicht zu öffnen. Plötzlich fielen ihm seine Pornozeitschriften ein, und als er sich leise auf einem Ellbogen erhob, bereiteten die ihm größere Sorgen als die Pistole im Keller. Er stand wieder auf, hob die Matratze an und stopfte die Zeitschriften zwischen Polster und Lattenrost.
    Jetzt wurde wieder geklingelt, wütend und fast eine Minute lang.
    Er hatte nichts in der Wohnung, wofür man ihn einbuchten könnte. Er hatte bei niemandem eine Rechnung offen.
    Er mußte aufmachen.
    Er warf einen dunkelblauen Bademantel mit schwarzen Streifen über und verknotete den Gürtel, als er zur Tür ging.
    »Komm ja schon«, murmelte er und nahm die Sicherheitskette ab.
    Vor der Tür standen zwei Männer. Beide waren um die Vierzig, der eine trug einen graubraunen Anzug mit Krawatte, der andere Hose, Jacke und ein am Hals offenes Hemd.
    »Brage Håkonsen?« fragte der Mann im Anzug.
    »Ja.«
    »Polizei.«
    Beide hielten ihm ihre Dienstausweise hin.
    »Sie sind verhaftet.«
    »Verhaftet? Wieso denn?«
    Brage Håkonsen wich unwillkürlich zurück, und die beiden Männer betraten seine Wohnung. Der Polizist ohne Krawatte schloß leise die Tür.
    »Illegaler Waffenbesitz.«
    Der Mann reichte ihm einen blauen Zettel.
    »Waffenbesitz? Ich habe doch gar keine Waffen.«
    »Einen Waffenschein haben Sie jedenfalls nicht«, sagte der höhergewachsene Polizist. »Trotzdem haben Sie heute nachmittag im Stenspark eine Pistole gekauft.«
    Verdammt. Verdammter Mist. Der Zeitungsmann war keine Schwuchtel gewesen, sondern ein Bulle.
    »Hab ich nicht«, sagte Brage Håkonsen, ging sich aber trotzdem anziehen.
    Er durfte nicht allein in sein

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