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Im Zeichen des Schicksals

Im Zeichen des Schicksals

Titel: Im Zeichen des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mina Hepsen
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zu Ian hinüber.
    Bis nach Sandras Party war alles in Ordnung gewesen. Dann hatte ich ihm die Wahrheit gesagt, und er hatte sich so verhalten, als glaube er mir, aber er musste zu dem Schluss gekommen sein, dass ich verrückt war. Es war letztlich auch völlig egal. Es musste mir egal sein. Ich hatte wichtigere Sorgen.
    »Mr. Lecrout, wenn Sie so freundlich sein und bitte den Schalter für die Jalousien betätigen würden«, wandte sich Peterson an den Jungen in der letzten Reihe, dann drückte er auf einen Knopf neben der Tafel, woraufhin sich ein Projektor aus der Decke herabsenkte. »Wir wollen nun der Entwicklung der Charaktere in Virginia Woolfs Roman folgen, während sie sich durch London bewegen. Mr. McAlpine, vielleicht wollen Sie mit den Aktivitäten von Mrs. Dalloway anfangen?«
    Schatten legten sich über den Raum, als das Tageslicht hinter den herabsinkenden Jalousien verschwand und es immer düsterer wurde. Ich versuchte, mich auf Ians Stimme und auf den kleinen roten Laserpointer zu konzentrieren, den Peterson über das an die Wand projizierte Luftbild von London wandern ließ, aber ich konnte unaufhörlich nur an Dschinn denken.
    Beim Schmökern in dem Buch, das ich am Abend zuvor aus Roberts Arbeitszimmer hatte mitgehen lassen, war mir mehr und mehr aufgegangen, dass dieses Buch viel mehr Details enthielt als jede andere Quelle, auf die ich bisher gestoßen war. Natürlich bedeutete das nicht, dass alles auch wahr war – etwa die Sache mit den wandelnden Toten –, aber einige der Informationen schienen sehr gut zu dem zu passen, was ich bereits über Dschinn wusste. Ich war bis jetzt nur Afarit begegnet, Dschinn, die von Menschen Besitz ergriffen und sie dazu trieben, anderen ein Leid anzutun. Roberts Buch zufolge gab es noch zwei weitere Typen, die Marid und die Dschann, von denen ich bisher nichts gewusst hatte. Während ich zugleich ein Auge auf Peterson hielt, griff ich nach dem Buch unter meinem Pult und blätterte zu der Stelle, an der ich zu lesen aufgehört hatte.
    Die Marid
    Obwohl sich Dschinn gern von menschlicher Lebenskraft nähren, ist es selten, dass ein Dschinn einen Menschen so weit entleert, dass dieser stirbt. Hierfür gibt es einen Hauptgrund: die Marid. Die Marid sind die stärksten und seltensten Dschinn, und obwohl nur wenig über diese Art der Flammenblüter bekannt ist, sind sie als die Hüter des Gleichgewichts bekannt. Alle paar Jahrhunderte wird ein Marid als der Friedenswächter auserwählt, der nun in die Dimension der Menschen überwechselt. Jeder Dschinn, der die Grenze zur Dimension der Menschen überschreitet, ist durch Dschinngesetz gebunden, keinen Menschen zu töten, wenn er nicht den Zorn des Friedenswächters auf sich ziehen will.
    Natürlich verstößt Folter nicht gegen das Gesetz der Dschinn, ebenso wenig wie einen Menschen besessen zu machen oder ihn in den Selbstmord zu treiben. Aber einem Menschen alle Lebenskraft auszusaugen ist gefährlich für einen Dschinn. Er muss sehr vorsichtig dabei sein und darauf achten, keinerlei Beweise zu hinterlassen, damit ihm der Friedenswächter nicht auf die Spur kommt.
    Die Dschann
    Die Dschann sind der letzte bekannte Typ der Flammenblüter. Sie gelten als die niedrigste Form der Dschinn, aber sie können die tödlichste sein. Obwohl sie keine Zeitkrümmung zu bewirken vermögen wie die Marid und auch nicht von Körpern Besitz ergreifen wie die Afarit, sind sie Gestaltwandler und passen sich ohne Schwierigkeiten unserer Dimension an. Es leben viele Dschann in unserer Welt, und es gibt einige Methoden, sie zu erkennen. Der Körper eines Dschann ist aus echtem Fleisch und Blut, dennoch können sie ihre Flammenblutherkunft nicht verleugnen, vor allem dann nicht, wenn sie geschwächt sind. Heiße Haut, gelbe Augen und eine Abneigung gegen Kupfer sind einige der dokumentierten Kennzeichen zur Identifizierung eines Dschanns. Und mit Kupfer kann man einen Dschann an sich binden und ihn zwingen, die Wünsche eines Menschen zu erfüllen, aber es ist fast unmöglich, eine solche Bindung zu bewerkstelligen.
    »Miss Smith, haben Sie mich gehört?«
    Ich schlug das Buch zu und blinzelte zu Peterson auf. Wie konnte es mir nur völlig entgangen sein, dass er direkt vor mir stand!?
    »Entschuldigung, Mr. Peterson?«
    Stirnrunzelnd drückte mir Mr. Peterson einen Zettel in die Hand. »Sie werden unverzüglich im Sekretariat verlangt, Miss Smith. Sie werden sich sicher auch beeilen wollen, da wir hier offensichtlich nicht in der Lage

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