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Im Zeichen des Schicksals

Im Zeichen des Schicksals

Titel: Im Zeichen des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mina Hepsen
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auf das Feld gelaufen kamen und sich auf ihrer Seite der Mittellinie verteilten. Nicht, dass ich viel über Sport gewusst hätte, aber ich hatte immer den Eindruck gehabt, dass Anhänger von gegnerischen Mannschaften sich nicht gegenseitig bejubelten.
    »Und jetzt steht auf für unsere Thornton Knights, heute Abend angeführt von Teamkapitän Josh Beaumont!«
    Alle waren wir auf den Beinen, jubelten, klatschten und wedelten Fähnchen, als nun Josh seine Mannschaft aufs Spielfeld führte. Als sie die Mitte des Feldes erreichten, explodierte im Himmel über uns ein Feuerwerk, und der Jubel wurde nur noch lauter.
    Während ich so inmitten des ohrenbetäubenden Lärms unter dem funkelnden Himmel stand, hatte ich für einen Moment das Gefühl, als sei die ganze Welt wieder in Ordnung. Dann fasste mich Penelope aufgeregt am Arm, und von allen Seiten stürzten Farben auf mich ein.
    Melissa, die lächelt. »Dein Tipp, wie’s ausgeht?« Menschen, die auf den Tribünen jubeln. »Komm schon, Nel, dann rate halt einfach. Wer verliert, macht die ganze Woche den Abwasch.« Das Wedeln von Fähnchen. Ein schriller Pfiff. Josh steht mitten auf dem Platz. Nummer zehn. Der Ball fliegt.
    Penelope ließ meinen Arm los und hüpfte auf und ab. Heftig keuchend setzte ich mich auf die Bank, während der Jubel um mich herum andauerte. Die Vision war intensiver gewesen als jede andere zuvor. Zitternd schaute ich auf meine Hände hinab. Was löste die Visionen aus? Sie hatten begonnen, als ich nach East Wendell gekommen war, und sie schienen überhaupt keinem Muster zu folgen.
    »Dein Tipp, wie’s ausgeht?«, fragte Melissa über mir.
    Mein Blick wanderte zu der Thermoskanne mit dem Zaubertee. Mrs. Appletons Worte hallten in meinen Ohren wider. Dieser Tee wirkt Wunder. Er wird nicht nur Ihre Kopfschmerzen vertreiben, sondern Ihnen auch geistige Klarheit schenken. Ich dachte an jene erste zufällige Vision zurück, die von dem Dieb. Marie hatte mir an jenem Morgen magischen Tee vorgesetzt.
    »Komm schon, Nel, dann rate halt einfach. Wer verliert, macht die ganze Woche den Abwasch.«
    Am Morgen des Gaslecks hatte ich wieder Tee getrunken und dann noch mal vor Sandras Party. Es war der Tee. Der Tee verursachte die Visionen!

    Der Stern
    Es gibt Momente im Leben, die einem völlig unwirklich vorkommen. Wenn der Körper irgendwie schwebt, deine Lippen sich bewegen und ganze Sätze formen, du gedanklich aber ganz woanders bist. Dieser Augenblick gehörte definitiv zu diesen Momenten.
    Ich stand auf dem Marktplatz, hörte all den Jubel, sah Hunderte lächelnder Gesichter, die sich alle um den roten Teppich scharten, der zum Musikpavillon hinaufführte. Ich tat es sogar Josh gleich und winkte, wie es von einer guten Ahornkönigin erwartet wurde. Aber es erschien mir alles etwa so wirklich wie ein Traum.
    »He, entspann dich! Du wirkst schon etwas blass«, sagte Josh leise. Die Orden an seiner roten Uniformjacke klimperten, als er nun einem kleinen Jungen zuwinkte, der auf den Schultern seines Vaters saß.
    »Und wie genau soll ich das machen?«, fragte ich mit zusammengebissenen Zähnen. Schließlich wurde ich gerade in einem völlig aberwitzigen roten Ballkleid und mit einem Diadem auf dem Kopf der ganzen Stadt vorgeführt.
    Josh lächelte mir schnell zu. »Einfach atmen.«
    Richtig. Atmen. Manchmal hatte ich das Gefühl, als täte ich nichts anderes mehr. Ian hatte ich vor zwei Tagen in der Schule das letzte Mal gesehen, seitdem hatte er sich nirgends mehr blicken lassen, aber er war wahrscheinlich irgendwo dort draußen und übte mit seiner Pistole. Sandra dürstete es nach meinem Blut. Die Leute hier in der Stadt tranken gern einen dubiosen Kräutertee, der bei mir höchstwahrscheinlich bewirkte, dass ich in die Zukunft sah. Und was war mit mir? Ich bin eine Waise, die vorgibt, ein Mädchen mit einer Fugue-Amnesie zu sein, das wiederum so tut, als sei sie eine Königin. Ja. Atmen war keine schlechte Idee.
    Wir hatten fast das Ende der Straße erreicht, als ich Melissa und Penelope entdeckte, die schrien und Fähnchen schwenkten. »Bravo, Königin Celine!« Unwillkürlich erheitert zuckten meine Mundwinkel.
    »So ist es schon besser!«, kicherte Josh und fuhr fort zu nicken und zu lächeln. »Jetzt pass auf die erste Stufe auf, sie ist ein wenig höher als die übrigen.«
    Ich hob das Kleid über meine Knöchel, während wir die Stufen zum Musikpavillon hinaufstiegen. Die Musiker hatten sich alle zu beiden Seiten der Treppe verteilt, sodass die

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