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Im Zeichen des Schicksals

Im Zeichen des Schicksals

Titel: Im Zeichen des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mina Hepsen
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Bühnenfläche oben für den ersten Tanz leer war.
    »Josh, ich bin keine besonders gute Tänzerin …«
    Er führte mich in die Mitte der Bühne, dann verbeugte er sich tief und hielt mir ein Ahornblatt hin. Unser Publikum verstummte, als ich nun das symbolische Blatt entgegennahm. Dann richtete sich Josh gerade auf und streckte die Hand aus.
    »Du wirst es gut hinkriegen.«
    Ich verschluckte ein nervöses Lachen und legte meine Hand in seine. Die Musiker der Kapelle mussten uns beobachtet und auf dieses Signal gewartet haben, denn nun stimmten sie einen langsamen Walzer an.
    »Keine Panik«, lachte Josh, als er das Entsetzen auf meinem Gesicht sah. »Lass mich einfach führen. Vertrau mir.«
    Ich vertraute ihm tatsächlich, und er war im Walzertanzen genauso gut wie in allem anderen auch. Es war zum Verrücktwerden.
    »Gibt es denn irgendetwas, was du nicht kannst?«, fragte ich leise.
    Josh wirbelte mit eleganten Schritten durch den Pavillon. Überall um uns herum wurden rote Luftballons losgelassen und schwebten zum Himmel empor. Es war so schön!
    »Das eine oder andere«, flüsterte er. »Natürlich alles Sachen ohne Belang.«
    Ich musste über seine Großspurigkeit lächeln, und die Spannung in meinen Schultern löste sich allmählich. Er drehte uns abermals, und ich sah meine Röcke im Kreis über den Boden wirbeln, vergaß für einen Moment der Seligkeit die Menschen, die uns zusahen, und fühlte mich einfach … rauschhaft glücklich und leicht. Als die letzten Töne verklungen waren, holte ich tief Luft. Selbst in diesem unglaublich engen Korsett, selbst in meinen unbequemen hohen Schuhen, selbst unter den wachsamen Augen der ganzen Stadt East Wendell fühlte ich mich ruhig und gelassen.
    Als der Applaus ausbrach, verbeugte sich Josh vor mir, und mit blitzenden Augen richtete er sich wieder auf. »Habe ich dir nicht gesagt, dass wir es gut hinkriegen würden?«
    Dann zog er mich vor zur obersten Treppenstufe und hob Schweigen gebietend die Hand.
    »Meine Königin hat es verfügt, und so soll es auch sein: Lasst das Ahornfest beginnen!«
    Die nächsten paar Stunden rauschten nur so an mir vorbei. Josh und ich riefen in einem Wettbewerb nach dem anderen die Sieger aus. Das Kuchenwettessen artete ziemlich aus, der Buchstabierwettbewerb sorgte für jede Menge Gelächter, aber am meisten genoss ich die Preisverleihung im Dreibeinrennen, da die Gewinner Marie und ihre Tochter Lilly waren. Erst spät am Nachmittag, als auch der Schönheitswettbewerb endlich vorüber war, hatten wir alle unsere Pflichten erfüllt, und ich konnte endlich zum Kuchenstand gehen.
    Nach der langen Schlange vor dem Stand zu urteilen lief der Verkauf gut.
    »Mein Gott, Celine, ich bin so froh, dass du hier bist! Ich muss wirklich dringend aufs Klo, aber die Schlange wird nicht kürzer. Meinst du, du kannst für ein paar Minuten für mich übernehmen?«, fragte Penelope, als sie mich entdeckte.
    »Na klar.« Ich nickte und duckte mich in das rote Zelt hinein. Melissa winkte mir rasch von der anderen Standseite zu, wo sie gerade einen Verkauf abwickelte. »Wo ist die Preisliste?«
    »Dort oben.« Penelope deutete auf die Innenseite der Zeltplane, wo die Zettel mit den Preisen klebten, dann warf sie mir ihre Schürze hin und eilte aus dem Stand.
    Ich hängte die Schürze über mein Kleid und griff nach der weggelegten Zange auf dem Tisch. Eine alte Frau mit rosigen Wangen und gelbem Pullover war die Nächste in der Schlange.
    »Gütiger Gott, werde ich heute von Ihrer Hoheit persönlich bedient?«, lachte sie, als sie mich sah.
    »Wenn Sie mir das Vergnügen machen, Mrs. …?«
    »Mrs. Marley Johnson, aber Sie können mich einfach Marley nennen, meine Liebe.«
    »Natürlich, Marley. Was darf’s denn heute sein?«
    Ich steckte zwei Brownies, einen Cupcake und den letzten Liebesknochen in eine braune Papiertüte, dann reichte ich das Ganze Melissa, die die Bezahlung entgegennahm.
    »Danke für Ihren Einkauf, die Kinder werden sich bestimmt freuen«, sagte ich zu der älteren Dame, dann wandte ich mich mit einer Entschuldigung auf den Lippen dem nächsten Kunden zu.
    »Du scheinst das ja ziemlich gut zu können.«
    Bei Ians Anblick weiteten sich meine Augen. Er trug wie üblich schwarze Jeans, T-Shirt und Lederjacke und musterte mich mit in die Taschen gestopften Händen. Ich hatte ihn seit der ersten Schulstunde zwei Tage zuvor nicht gesehen, aber es kam mir so vor, als seien seither Wochen vergangen.
    »Hi«, sagte ich schnell und

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