Im Zeichen des Schicksals
aus dieser Entfernung konnte ich vage die Konturen seines Waschbrettbauchs ausmachen.
»Okay!«, lachte Nick ins Mikrofon. »Höre ich zweihundertsechzig?«
»Dreihundert Dollar!«
Ich erkannte die Stimme sofort, und auch Josh erkannte sie – jedenfalls nach seinem Stirnrunzeln zu urteilen.
»Verkauft an Miss Witherspoon für dreihundert Dollar!«, krähte Nick und übertönte den Applaus der Menge. »Komm hoch und hol dir deinen Gewinn ab, Sandra!«
Josh hob seine Jacke auf, sein altes Lächeln umspielte seine Lippen. Ich sah ihm noch nach, wie er an Nick vorbei und die Stufen hinunter ging, um Sandra zu begrüßen, dann wandte ich mich ab. Es gab keinen Grund zur Beunruhigung, nicht den geringsten.
»Celine?«
Ich fuhr herum, überrascht, Rebecca neben mir zu sehen. Sie trug ein langes grünes Kleid, und eine violette Kristallkette baumelte an ihrem Hals. Sie wirkte etwas zögerlich und unschlüssig.
»Hi, Rebecca.« Ich lächelte, um ihr die Befangenheit zu nehmen. »Schon länger nicht mehr gesehen. Wie geht’s denn so?«
Sie lächelte angespannt zurück. »Gut. Na ja, nicht wirklich gut, aber besser. Ich wollte nur … ich wollte nur sagen, dass es mir wegen neulich wirklich leidtut. Ich wollte diese schrecklichen Dinge eigentlich nicht sagen. Ich hatte an diesem Tag Fieber, und wahrscheinlich habe ich deshalb solch wirres Zeug gefaselt.«
»Ist schon gut«, antwortete ich beruhigend. »Wirklich, das ist alles vergessen. Melissa hat mir von der merkwürdigen Grippe erzählt, die hier die Runde macht. Ich hoffe, du fühlst dich jetzt besser?«
»Grippe?«, fragte sie, um dann ein schwaches Lachen von sich zu geben. »Ja, natürlich. Ich fühle mich besser. Viel besser.« Sie legte die Hand an ihre Halskette und blickte sich unsicher um. »Celine?«
»Ja?«
»Sei bitte vorsichtig, ja? Da ist etwas … Dunkles in dieser Stadt.«
Sie eilte davon, und ich blickte ihr mit einem unguten Gefühl im Bauch nach.
Der Teufel
»Du bist so eine Idiotin!«
Meine Stimme hallte von den Wänden der leeren Küche wider. Mit einer Tasse von Maries Zaubertee in den Händen ging ich auf und ab. Ich hatte keine Ahnung, ob der Tee überhaupt wirken würde, trotzdem war ich bereits bei meiner vierten Tasse – sicherheitshalber. Meine Nervosität hatte aber nicht vorrangig etwas damit zu tun, ob der Tee nun seinen Zweck erfüllte oder nicht. Es war vielmehr der ganze Abend, der mich so nervös machte.
Ganz ruhig , sagte ich mir. Ian würde kommen, um mich abzuholen, ja, aber es war kein Date. Es war sogar alles andere als ein Date! Ich versuchte einfach nur, dahinterzukommen, was er im Schilde führte, nichts weiter. Warum zum Teufel kam es mir dann trotzdem wie ein Date vor!?
»Warum gehst du immerzu auf und ab?«, fragte Josh, als er in die Küche trat. Er trug wie üblich Designerjeans und einen Pullover und warf mir einen seltsamen Blick zu, als er bemerkte, dass ich mich in Schale geworfen hatte. »Bist du nicht ein wenig zu schick fürs Fred’s ?«
Ich strich mir über den Rock meines bernsteinfarbenen Strickkleides. Ich trug es zum allerersten Mal. Das Gleiche galt für die kniehohen braunen Stiefel und die große braune Handtasche. Drei weitere Posten, für die ich Josh das Geld würde zurückzahlen müssen. Ich verbrauchte die Ersparnisse meines Arbeitslebens ziemlich schnell.
»Ich bin mir nicht sicher, ob wir ins Fred’s gehen«, bekannte ich. Ian hatte nichts dazu gesagt.
»Doch, das tun wir. Ich muss mich dort mit Sandra treffen, wie du dich vielleicht erinnerst.« Josh öffnete den Kühlschrank.
»Ach, nein, nein. Ich meinte doch: Ian und ich. Er holt mich zum Abendessen ab, und ich weiß nicht, wo wir hingehen.«
Josh lugte um die Kühlschranktür herum zu mir herüber. »Du hast ein Date mit McAlpine?«
»Es ist kein Date. Es ist nur ein Essen.« Das klang, als sei es nicht wahr, nicht mal in meinen eigenen Ohren. Mir wurde allmählich übel. Seitdem ich mich davon überzeugt hatte, dass Marie nicht wieder in die Küche zurückkommen würde, hatte ich ein paar Tassen zu viel getrunken.
Josh schloss die Kühlschranktür mit ein wenig mehr Nachdruck als notwendig. »Ich will nicht, dass er mit dir weit wegfährt.«
»Wir fahren bestimmt nicht weit …«
»Und ich will, dass du bis Mitternacht zurück bist«, fügte er hinzu und öffnete die Coladose in seinen Händen.
Das ging jetzt aber doch zu weit. Ich verschränkte die Arme vor der Brust und versuchte, mich zusammenzunehmen. »Was soll
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