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Im Zeichen des Schicksals

Im Zeichen des Schicksals

Titel: Im Zeichen des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mina Hepsen
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Ungeheuern, die ihn aufgefressen und wieder ausgespuckt hätten.
    »Was hast du da gesagt?« Wutentbrannt schüttelte er mich, sodass meine Zähne klapperten und mir der Kopf schmerzte, als wolle er bersten.
    Nein, das tut er nicht. Reiß dich zusammen. Du spürst es nicht. Mach ihn wütend, und er wird einen Fehler machen.
    »Ist das alles, was Sie auf Lager haben?!« Das Sprechen kostete mich so viel Anstrengung, dass mir der Schädel brummte. Aber das war es wert. Er lief purpurrot an vor Zorn.
    »Ich zeig dir mal, was …« Seine Stimme brach ab, und plötzlich war ich frei, und der Dieb fiel zu Boden. Ein Schmerzensschrei ertönte. Benommen sah ich zu, wie sich eine Lederjacke über seinen Körper beugte und Arme rechts und links auf ihn einschlugen. Nach drei Schlägen wurde der Dieb still.
    Als mein Retter sich schließlich umdrehte, konnte ich ihn nur anstarren. Er wirkte nicht viel älter als ich. Vielleicht achtzehn oder neunzehn. Und er war groß. Sein Haar war pechschwarz, seine Augen tief dunkelblau, und da war Blut auf der Hand, mit der er sich über den Mund fuhr. Mein Gott, er blutete!
    »Du bist verletzt!« Ich streckte die Hand nach seinen Fingern aus, und heftige Schuldgefühle stiegen in mir auf. Es war meine Schuld. Er war meinetwegen verletzt!
    Mein Retter zog seine Hände von meinen weg und drückte mein Kinn hoch, damit ich ihn ansah. Als er mein Gesicht musterte, wurden seine Augen noch dunkler, nahmen fast die gleiche Nachtschwärze an wie sein Haar.
    »Deine Wange schwillt an, du musst da Eis drauflegen.«
    Sein Akzent lenkte mich ab, und meine ängstliche Nervosität trat ein wenig in den Hintergrund. Es war ein britischer Akzent, wie von einem dieser vornehmen Typen im Vorabendprogramm.
    »Mit mir ist alles in Ordnung«, brachte ich einen Moment später heraus. Mein Gesicht pochte, und ein Gefühl von Enge schnürte mir die Brust zusammen, aber der Schmerz hatte bereits nachgelassen. Ich wusste aus Erfahrung, dass es nicht lange dauern würde, bis auch das Brennen schwächer wurde. Um ihn machte ich mir viel mehr Sorgen. Er hatte mich gerettet. Er hatte mich vor Randy gerettet. Nein, nicht vor Randy, vor dem Dieb. Er hatte mich vor dem Dieb gerettet. Und dafür war ich ihm etwas schuldig.
    »Was zum Teufel hast du dir dabei gedacht?« Sein plötzlicher Stimmungsumschwung ließ mich einen Schritt zurücktreten.
    »Wie bitte? Tut mir leid, ich verstehe nicht, was du meinst.«
    »Es sollte dir auch leidtun! Er hätte dich umbringen können!«
    Sein Ärger war für mich wie ein Schlag ins Gesicht. Warum brüllte er mich so an? War er denn nicht der Gute?
    »Okay, ich bin aber nicht umgebracht worden!«
    Mister Retter drehte sich plötzlich um, dann hob er die Tasche auf, die der Dieb auf den Boden geworfen haben musste, und hielt sie vor mich hin.
    »Du kannst nicht wirklich ernsthaft glauben, dass deine Handtasche den Einsatz deines Leben wert ist.«
    Ich nahm die Tasche und sah sie mir zum ersten Mal richtig an. Direkt über dem Verschluss waren in Gold die Buchstaben E. C. eingraviert. »Es ist nicht meine Tasche.«
    Das schien ihm irgendwie den Wind aus den Segeln zu nehmen. Sein Kiefermuskel hörte auf zu zucken, und er wirkte nun eher verwirrt als ärgerlich.
    »Willst du damit sagen, du hast dein Leben für die Handtasche einer anderen riskiert?«
    Warum musste er es bloß so idiotisch klingen lassen? Schließlich war es die Vision gewesen! Sie hatte mich vor dem Raub gewarnt. Ich hatte ihn eben einfach verhindern müssen. War doch so, oder? Bisher waren meine Visionen für gewöhnlich sehr viel klarer gewesen und hatten niemals einen Zweifel daran gelassen, was ich tun sollte. Aber diesmal war ich mir da nicht so sicher. Was, wenn sie mir den Diebstahl nur zur Warnung gezeigt hatte? So nach dem Motto: »Übrigens, gleich wird es hier zu einem Diebstahl kommen.« Und was zum Teufel hatte die ganze Geschichte mit Josh zu tun?
    »Antworte mir!« Er wurde ungeduldig.
    »Es ging nicht um die Tasche. Ich kann einfach Diebe nicht ausstehen.« Nach Lügenmaßstäben musste das eine der kläglichsten sein, die mir je eingefallen ist. Allmählich fühlte ich mich wie eine Idiotin. Verwirrt rieb ich mir die Arme. »Was passiert, wenn er wieder aufwacht?«
    »Dann bin ich hier, um dafür zu sorgen, dass er gleich wieder wegschlummert.« Mein Retter warf dem Dieb einen angewiderten Blick zu, dann seufzte er. »Du solltest dir einen Eisbeutel auf die Wange legen. Ich warte hier, bis die Polizei

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