Im Zeichen des Schicksals
betraf. Der Ignorant! Ja, das war ein passendes Wort für ihn! Mit ruckartig schnellen Bewegungen begann ich meinen Pullover auszuziehen, drosselte aber das Tempo, sobald stechender Schmerz meine Schultern hinaufschoss. Verdammt .
Ich stand jetzt im Unterhemd da, streckte Dr. Deluca die Arme hin und schaute auf sie herab, in der Erwartung, auf ihrer Oberseite den einen oder anderen blauen Fleck vorzufinden. Was ich nicht erwartet hatte, waren die beiden sehr deutlichen Handabdrücke in einem dunklen Blaulila, wo der Dieb mich gepackt hatte.
»Es ist wirklich nicht so schlimm, wie es aussieht«, sagte ich hastig. Dr. Deluca griff nach meiner Hand. Ohne nachzudenken, trat ich einen Schritt zurück. Es folgte eine bedrückende Stille. Der Impuls, einfach wegzulaufen, war stark. Fahr zur Hölle, Randy! Lauf. Lauf. Lauf.
»Kannst du für mich bitte mal die Arme beugen?« Die Stimme des Arztes war sanft und stand in schroffem Kontrast zu Joshs aufgebrachtem Gesichtsausdruck. Warum war er überhaupt so wütend?
Ich ärgerte mich von neuem und war ganz froh über dieses Gefühl. Es war besser, als Angst zu haben. Ärger war immer besser als Angst.
»Es tut nicht halb so weh wie mein Gesicht«, betonte ich, während ich tat, worum mich der Arzt gebeten hatte. »Ich glaube, ich kriege eben einfach leicht blaue Flecken.« Was nicht ganz stimmte. Mein Körper war immer sehr hart im Nehmen gewesen. Mein gebrochener Arm war in Rekordzeit geheilt, und Blutergüsse, selbst üble, hielten sich nie länger als ein oder zwei Tage.
»Celine, wenn du das nächste Mal hierherkommst, möchte ich, dass du es tust, weil du dein Gedächtnis wiedergefunden hast, in Ordnung?«
»Sicher«, sagte ich, obwohl ich wusste, dass ich nichts dergleichen tun würde. Es wurde allmählich schwierig, den Überblick über die unzähligen Lügen zu behalten, die ich erzählt hatte, seit ich in dieses Sprechzimmer gekommen war.
Nachdem er meinen Arm noch in alle möglichen Richtungen gedreht hatte, schrieb Dr. Deluca mir die Salbe auf, die ich auftragen sollte, erinnerte mich daran, meine Rippen mit Eis zu kühlen, und schickte uns in die nächste Apotheke. Als wir in die Privatstraße einbogen, die zum Haus der Beaumonts führte, dämmerte bereits der Abend.
»Es tut mir leid, dass ich so zornig geworden bin.«
Ich sah Josh überrascht an. Es waren seine ersten Worte, seit wir das Krankenhaus verlassen hatten, und ich war es nicht gewohnt, dass sich jemand bei mir entschuldigte. Aus der Zeit vor dem Autounfall erinnerte ich mich nur an ein einziges Mal, dass jemand zu mir »Es tut mir leid« gesagt hatte, und das war an dem Tag gewesen, an dem ich das Waisenhaus verlassen hatte. Ich hatte nicht fortgehen wollen und Mr. Stevenson angebettelt, bleiben zu dürfen. Da hatte sich Mr. Stevenson bei mir entschuldigt. Tut mir leid, Sarah, ich wünschte, es ginge anders.
Entschuldigungen waren unnütz. Sie änderten gar nichts.
»Es braucht dir wirklich nicht leidzutun«, sagte ich zu Josh.
Der Wagen kam vor dem Haus zum Stehen. Josh schaltete den Motor aus, dann drehte er sich zu mir um.
»Doch, das muss es sogar. Das Ganze hat mich ziemlich fertiggemacht, und ich verstehe es immer noch nicht. Warum musstest du hinter einem Dieb herlaufen, der die Tasche einer anderen gestohlen hat?«
»Vielleicht bin ich einfach nicht besonders helle.« Allmählich glaubte ich selbst, dass das die Wahrheit war. Warum hatte ich angenommen, meine Aufgabe bestünde darin, den Dieb aufzuhalten? Je länger ich darüber nachdachte, umso unsinniger erschien es mir. Allerdings gab es im Moment nur wenige Dinge, die wirklich einen Sinn ergaben.
»Das bezweifle ich.« Josh musterte mich noch ein Weilchen, als versuche er, etwas herauszufinden. Wie seine hellblauen Augen so in meine blickten, spürte ich, wie mir die Hitze in die Wangen schoss. Was er wohl gerade dachte? Schaute er sich den hässlichen Bluterguss unter meinem Auge an? Und dann wandte er den Blick von mir ab und sah mir über die Schulter.
»Ah, perfekt!«, brach er das Schweigen. »Komm, das wird dir gefallen.«
Ich folgte ihm und stieg aus dem Wagen. Die Sonne verfärbte sich orange und schickte sich gerade an, hinter dem Dach unterzugehen, und dort, auf der obersten Treppenstufe, lehnte ein großer brauner Karton an der Haustür. Josh hob ihn mit einem Lächeln hoch und griff in die Tasche seiner Jeans, um die Hausschlüssel herauszuholen.
»Ich bin mir allerdings nicht hundertprozentig sicher, ob es dir
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