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Im Zeichen des Schicksals

Im Zeichen des Schicksals

Titel: Im Zeichen des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mina Hepsen
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auch wirklich gefallen wird«, räumte er ein, als er die Tür öffnete.
    »Jetzt sag schon, wovon redest du?« Ich hatte immer noch keinen blassen Schimmer, was er meinte, doch das breite Lächeln auf seinem Gesicht hatte die Stimmung aufgehellt. Josh schaltete das Licht an und ging ins Wohnzimmer voran. Dort stellte er den Karton auf den Couchtisch gegenüber vom Kamin und deutete auf das Sofa.
    »Setz dich.«
    Setz dich. Der Kerl mochte es einfach, mich herumzukommandieren.
    »Okay, ich sitze. Was ist los?«
    Er runzelte auf seine aufreizend nervige, überhebliche Weise die Stirn. »Ich ergänze die Begriffe impulsiv und neugierig auf deiner Liste.«
    »Und ich ergänze den Begriff echt nervig auf deiner Liste«, brummte ich.
    Josh lachte. Ich hätte wohl ebenfalls gelächelt, wenn es nicht wehgetan hätte. Dieser etwas neckische verbale Schlagabtausch … Ich hatte das alle möglichen Leute in Fernsehsendungen praktizieren sehen, aber nie gedacht, dass ich einmal selbst bei etwas so … Zwanglosem mitmachen würde. Mit Josh zu reden war überraschend einfach. Und es war seltsam, wie schön es war, ihn lachen zu hören. Tony und Francesca lachten nur selten.
    »Okay, legen wir los«, sagte Josh, brach ein blau-braunes, wappenähnliches Siegel auf und öffnete den Karton.
    Ich weiß nicht, was ich erwartet hatte, aber mit Sicherheit keine Bücher. Während Josh die Bände auf dem Couchtisch stapelte, beugte ich mich vor und las die Buchrücken: Die Geschichte der beiden Weltkriege . Mikrobiologie für Fortgeschrittene . Einführung in die Teilchenphysik . Analysis II . Die Theorie des Wissens .
    »He, das da kenne ich!« Ich griff nach dem vertrauten grau-weißen Einband der Theorie des Wissens und zog das Buch zwischen den anderen Lehrbüchern hervor. Ich hatte mir für einen Dollar ein Exemplar dieses Buches in einem der Secondhandläden in der Nähe des Boston College gekauft; dort fand man immer Lehrbücher dieser Art. »Ah ja, hier ist es. Das Kapitel über Skeptizismus ist großartig, vor allem, wo es um die Meditationen von Descartes geht.«
    Ich blätterte durch die Seiten, über die Maßen froh darüber, hier in East Wendell etwas Vertrautes gefunden zu haben. Da fiel mir die Stille auf. Ein schneller Blick auf Josh ließ mich meinen Fehler erkennen. Autsch! An solche Sachen sollte ich mich eigentlich nicht erinnern können, oder? Aber, Moment, das zählte ja wohl nicht als etwas Persönliches , also würde es doch bestimmt ins Krankheitsbild einer Fugue passen, oder etwa nicht?
    In dem Versuch, mir nichts anmerken zu lassen, legte ich das Buch beiseite. »Stimmt irgendetwas nicht?«
    »Nicht stimmen? Nein, ganz im Gegenteil.« Josh stieß ein kurzes Lachen aus, dann setzte er sich auf die Kante des Couchtischs und griff nach dem Buch, das ich weggelegt hatte. »Es ist sogar ganz großartig. Ich meine, dieses Buch ist für McKenzies Philosophiekurs. Er ist dafür berüchtigt, unmögliche Texte auszuwählen. Ehrlich gesagt, ist er ein ziemlicher Idiot. Aber wenn du das Buch bereits gelesen hast, wirst du schon keine Probleme haben!«
    »Warte mal! Womit soll ich keine Probleme haben?«
    »Ich rede von der Schule! Ich habe dich in die Thornton Academy eingeschrieben. Es war nicht einfach, aber der Vorsitzende des Schulausschusses steht in der Schuld meines Onkels. Das einzige Problem war die Auswahl der Kurse. Da die Schule schon sehr bald wieder anfängt, gab es keine Auswahl mehr, und sie mussten dich in den Kursen unterbringen, wo noch Platz war.«
    Schule? Ich sollte auf die Thornton Academy gehen? Mein Magen krampfte sich zusammen. Ich konnte nicht in die Schule gehen! Es war lächerlich, daran auch nur zu denken!
    »Unmöglich.«
    »Was soll das heißen, unmöglich? Hör mal, ich weiß, du wirst dein Gedächtnis wiederfinden, und das schon bald, aber du darfst in der Zwischenzeit nicht die Schule verpassen!« Josh beugte sich vor und drückte mir mit einem süßsauren Lächeln im Gesicht das Lehrbuch wieder in die Hand. »Ich habe so schon genug Gewissensbisse. Ich will auf die Liste meiner Sünden nicht noch die setzen, dass du in der Schule den Anschluss verpasst.«
    Sünden? Mein Gott, er hatte keine Sünden begangen! Alle Sünden hier gehörten mir! Er hatte es nicht verdient, sich schuldig zu fühlen. Ich meine, wie viele Leute hätten mich bei sich zu Hause aufgenommen? Der Autounfall war nicht einmal seine Schuld gewesen! Es war einfach ein Unfall gewesen. Und jetzt schrieb er mich in seiner

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