Im Zeichen des Todes
Haus und Zak folgte ihm.
Es war innen genauso feudal wie außen. Calaca führte ihn in ein A trium von der Größe eines Tennisplatzes. Es hatte einen kühlen Marmorfußboden und einen Springbrunnen von der Größe der Eros-Statue am Picadilly Circus. V on der Decke hingen Kronleuchter und an der hinteren W and führte eine breite Treppe nach links hinauf zu einer Galerie – wie ein Theaterbalkon mit einer niedrigen Brüstung –, die das A trium überblickte. Zu beiden Seiten der Treppe befanden sich Fenster vom Boden bis zur Decke, vor denen jeweils zwei bewaffnete W achen standen. A n der linken W and des A triums, unterhalb der Galerie, bemerkte Zak einen etwa zwei Meter hohen, fünf Meter breiten und drei Meter tiefen Käfig mit einer bemerkenswerten A uswahl bunter Singvögel, die fröhlich zwitscherten. Davor standen mit dem Rücken zu Zak und Calaca drei Männer in identischer legerer weißer Leinenkleidung.
» Warte hier«, sagte Calaca leise.
Der dünne Mann ging zu dem V ogelkäfig und näherte sich dem mittleren der drei Männer. Er blieb hinter ihm stehen und Zak konnte ihn leise murmeln hören.
Dann trat Calaca zurück und rief Zak zu: » Komm her!«
Zak trat nervös vor. A ls er nur noch ein paar Meter vom V ogelkäfig entfernt war, blieb er stehen.
Die drei Gestalten drehten sich um.
Zak blinzelte.
Sie waren völlig identisch. Sie sahen sich nicht nur ähnlich, sie waren völlig identisch, bis hin zur Form der Nase und dem Schwung des Kiefers. A lle drei Männer hatten glatte dunkle Haut, braune A ugen und schwarzes Haar, das nach hinten gestrichen war. Keiner von ihnen zeigte die Spur eines Lächelns. Und jeder sah genauso aus wie das Foto von Cesar Martinez Toledo, das Zak gesehen hatte.
Die V ögel zwitscherten in ihrem Käfig.
Der mittlere der drei Männer – der, mit dem Calaca gesprochen hatte – trat vor und musterte Zak eisig. » Du bist Harry Gold?«, fragte er auf Spanisch.
» Ja, Señor.«
» Und du hast heute Morgen vor der Schule den Mann erschossen?«
Zak nickte. Er war sich Calacas A nwesenheit bewusst, der seitlich stand und ihn mit einem anzüglichen Grinsen anstarrte.
» Warum? W arum riskierst du dein Leben und deine Freiheit für jemanden, den du gar nicht kennst?«
Zak spürte, wie sein Mund trocken wurde. A lle A ugen waren auf ihn gerichtet und die Männer warteten auf seine A ntwort.
» Das habe ich irgendwie gemacht, ohne groß nachzudenken«, log er. » Der Mann sah aus, als wolle er gleich losballern. A uf alle. Und auf mich …«
» Und trotzdem hast du ihn umgebracht.«
» Das wollte ich nicht …«
» Du hast ihn in die Brust geschossen und wolltest ihn nicht töten?«
Zak schüttelte heftig den Kopf. » Ich … Ich wollte nicht … Ich schwöre …« Er verstummte.
Plötzlich trat der Mann, mit dem Zak geredet hatte, zurück, und die identische Gestalt zu seiner linken nahm seinen Platz ein.
Er starrte Zak an.
Er kniff die A ugen zusammen.
Dann legte er ihm die Hände auf die Schultern, sah ihm in die A ugen und umarmte ihn fest.
» Du«, sagte er, » du hast meinem Sohn das Leben gerettet. Du besitzt jetzt die Freundschaft von Cesar Martinez Toledo. Du kannst mich um alles bitten, was du willst.« Er entließ Zak aus der Umarmung, ließ aber die Hände auf seinen Schultern liegen. » Alles, Harry Gold«, wiederholte Martinez. » Hast du das verstanden? A lles.«
La Catrina
» Ich habe A ngst vor der Polizei«, erklärte Zak in seinem besten Spanisch. » Ich dachte, sie würden erkennen, dass ich aus Notwehr geschossen habe, aber sie haben mich ins Gefängnis gesteckt und …«
Martinez – Zak konnte nur vermuten, dass der Mann, der ihn gerade umarmt hatte, der wahre Martinez war – schien verdutzt. Er sah erst Calaca, dann die beiden Doppelgänger und schließlich wieder Zak an. Und dann lachte er, als hätte Zak ihm gerade einen guten W itz erzählt; ein tiefes Lachen, das in dem marmorgefliesten A trium widerhallte.
» Weißt du, wo du hier bist, Harry?«, fragte er.
Zak schüttelte den Kopf.
» Komm mit.« Martinez legte Zak eine Hand auf den Rücken und führte ihn zum Haupteingang des Hauses zurück. Sie blieben auf der V eranda stehen und Martinez zeigte auf die Beobachtungsposten an der A ußenmauer. » Siehst du die, junger Freund?«, fragte er. » Auf jedem dieser Posten stehen Tag und Nacht zwei Scharfschützen. Hier kommt niemand ohne meine Erlaubnis rein. Du bist hier sicherer als El Presidente selbst – mit dem ich,
Weitere Kostenlose Bücher