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Im Zeichen des weißen Delfins (German Edition)

Im Zeichen des weißen Delfins (German Edition)

Titel: Im Zeichen des weißen Delfins (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gill Lewis
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das ich jedoch noch nie gesehen habe.
    Es ist hier, jetzt, in diesem Augenblick.
    Nur ganz flüchtig sehe ich etwas Zebragestreiftes im Seegras und dann ist es weg.
    Ich stupse Felix in die Seite und deute darauf.
    Er bricht durch die Oberfläche und schnappt nach Luft. Auch ich mache einen Japser.
    Ich schüttle das Wasser aus dem Haar. »Hast du’s gesehen?«, frage ich.
    Felix zieht die Maske vom Gesicht. »Was gesehen?«
    »Da unten im Seegras. Du musst es gesehen haben!«
    »Was denn, Kara?«
    »Tarnkappenkiller«, sage ich und kann mir ein Grinsen nicht verkneifen. »Level zehn.«

Kapitel 14
    Ich schwimme neben Felix und schaue nach unten. Da sehe ich es noch einmal. Dieses Mal blitzt etwas dunkel vor hellem Sand auf, aber es verändert immerzu seine Farbe.
    Felix platzt wieder an die Oberfläche. Ich folge ihm.
    »Ich seh immer noch nichts«, sagt er.
    Ich wische mir das nasse Haar aus dem Gesicht.
    »Weil du nicht richtig hinguckst«, sage ich. »Ich zeige drauf. Schau einfach nur auf den Sand.«
    Ich tauche ab und streife über den sandigen Boden. Seegrasbüschel und eine Krabbenschale wiegen sich in der Meeresströmung. Das Tier entdecke ich noch immer nicht. Seine Tarnung ist einfach zu gut. Dann aber ist es plötzlich da. Es beobachtet mich von der Sandbank unter mir. Nur die hufeisenförmigen schwarzen Pupillen verraten es. Seine gesprenkelte Haut passt sich perfekt an das Muster des Sandes an. Ich strecke den Arm aus, um es zu berühren, aber es erhebt sich, schwimmt von mir weg, hält plötzlich inne und wechselt von einem Augenblick zum anderen seine Farbe in Hellrot. Jetzt sieht das Tier aus wie ein kleiner Wasserball, aus demman die Luft herausgelassen hat. An den Seiten kräuseln sich fransenähnliche Flossen. Direkt vor den Flossen ragen die Tentakel wie Schwerter aus dem Körper.
    Ich schnelle nach oben, um Luft zu schnappen.
    Auch Felix taucht zum Atemholen auf. »Was ist das?«
    »Ein Tintenfisch«, sage ich.
    Felix runzelt die Stirn. »Das, was alte Damen ihren Wellensittichen zu fressen geben?«
    Ich rolle mit den Augen. »Das ist die Sepiaschale, sein Skelett.«
    »Ich will ihn noch mal sehen«, sagt Felix.
    Wir treiben auf dem Wasser, mit dem Gesicht nach unten, und drehen uns langsam in der Strömung. Wir sind wie Fallschirmspringer, die auf eine Welt tief, tief unter sich schauen.
    Der rote Tintenfisch ist immer noch da und beobachtet uns und seine Umgebung. Es ist ein seltsames Gefühl, auf diese Weise betrachtet zu werden. Ein zweiter Tintenfisch schwimmt ins Blickfeld, ein blassbrauner, mit einem perfekten weißen, viereckigen Fleck auf dem Rücken. Ich erinnere mich daran, wie Mum mir erzählt hat, dass Männchen und Weibchen im Frühling und Sommer zusammenkommen, um sich fortzupflanzen und die Eier im Seetang abzulegen. Wieder verändert der rote Tintenfisch die Farbe. Kopf und Tentakel sind noch hellrot, aber auf seinem Körper befinden sich nun schwarze und weiße Zebrastreifen. Die Streifen bewegen sich in wellenartigen Mustern über den Körper. Derbraune Tintenfisch verändert sich ebenfalls. Jetzt ist er dunkel gestreift.
    Neben mir taucht Felix ab. Er streckt seinen Arm aus. Fast berühren seine Finger die Tentakel des roten Tintenfisches, aber beide Tiere treiben rückwärts und er muss sich durch eine wabernde schwarze Tintenwolke tasten. Felix taucht wieder auf. Ich gucke mich weiter um. Aber als sich die Tintenwolke aufgelöst hat, sind beide Tintenfische verschwunden. Perfekt getarnt, wie sie sind, könnten sie inzwischen überall sein, vor hellem Sand oder vor dunkelgrauem Fels.
    Mr Andersen hilft uns aus dem Wasser. Er wickelt Felix in ein großes Strandtuch. Auch Dad packt mich in mein Handtuch.
    »Was habt ihr beiden da drüben gesehen?«, fragt Mr Andersen. »Ihr wart ja eine Ewigkeit unter Wasser.«
    »Tintenfische«, sage ich.
    Mr Andersen wendet sich an Felix. »Tintenfische?«
    Felix nickt. Er hört nicht auf, mit den Zähnen zu klappern. »Das war unglaublich, Dad. Du solltest sie auch mal sehen. Aber versuch nicht, sie zu berühren, wie ich das gemacht hab.«
    »Ich glaube, wir sollten sie anschauen«, sagt Dad, »hab selbst auch noch nie welche gesehen.«
    Dad und Mr Andersen ziehen die T-Shirts aus und springen mit Tauchmaske und Schnorchel ins Wasser.
    Ich lasse mich an einem windgeschützten Plätzchen nieder und beiße in eine Pastete.
    Felix tut dasselbe und blickt hinaus aufs Meer. Sein Gesicht leuchtet im Licht der Sonne golden auf.
    »Ich hab so was

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