Im Zeichen des weißen Delfins (German Edition)
Meereszentren«, sagt Carl. »Und selbst wenn wir welche hätten, würden sie es nicht aufnehmen, weil wild lebende Tiere Krankheiten übertragen und die in Gefangenschaft lebenden anstecken könnten.«
»Wie wär’s mit einem Schwimmbecken?«, fragt Felix. »Oder einem dieser kleinen aufblasbaren Pools, die man kaufen kann?«
Ich nicke. »Felix hat recht. Es muss doch irgendetwas in der Art geben.«
Carl lässt den Beutel sinken und seufzt. »Hört mal, ihr zwei, es nützt nichts. Selbst wenn wir von irgendwem einen Swimmingpool bekämen, wäre das für einen Delfin nicht das Richtige. Zunächst einmal ist das Wasser eines Pools voller Chemikalien und außerdem ist das Süßwasser und kein Salzwasser. Das Wasser müsste man austauschen und filtrieren, um es von Rückständen zu befreien. Vergesst es! In unserem Land gibt es kein einziges Salzwasserbecken.«
Ich springe auf. »Aber wir haben so was, Carl!« Beinahe schreie ich die Worte aus mir heraus. » Genau so was haben wir!«
Kapitel 19
»Das Blaue Bassin?«, fragt Carl.
Ich nicke. »Du weißt doch: das Becken draußen in Richtung Kap. Das ist perfekt. Das Meer spült drüber und säubert den Pool so zweimal am Tag.«
»Ich weiß nicht«, sagt Carl. »Also, wenn ein Unwetter aufzieht, können da riesige Wellen drüberschwappen. Wir können uns keine Retter leisten, die ihr eigenes Leben aufs Spiel setzen.«
Ich schaue zum blauen Himmel hoch. »Laut Wetterbericht wird es diese Woche schön«, sage ich. »Bitte, Carl, wir müssen das Risiko eingehen.«
Carl schaut Greg an und der zuckt mit den Schultern.
»Einen Versuch scheint es mir wert zu sein«, sagt Mr Andersen.
»Wir müssen es versuchen!«, ruft Felix.
Carl seufzt. Behutsam zieht er die Magensonde aus dem Maul des Delfins. Der Schlauch ist mit Blut und Schleim verschmiert.
»Ich funke die Tierärztin an. Mal sehen, was sie dazu sagt.«
Carl läuft den abschüssigen Strand hinunter zum Rettungsboot und spricht ins Funkgerät. Ich versuche, in seinem Gesicht zu lesen, aber er nickt nur und runzelt die Stirn. Felix kreuzt die Finger seiner gesunden Hand und hält sie mir entgegen. Ich lächle zwar, habe aber wenig Hoffnung. Carl kommt zurück. Sein Gesicht wirkt düster und ernst.
Ich springe hoch und streife mir den Sand von der Kleidung. »Was hat sie gesagt?«
Carl schüttelt den Kopf. »Die Ärztin glaubt, dass es zu viel Stress macht, den Delfin umzusetzen.«
»Das ist seine einzige Chance!«, platzt es aus Felix heraus.
»Ich weiß«, sagt Carl, »und die Ärztin kann zumindest in der nächsten Stunde noch nicht kommen. Aber in Anbetracht der Verletzungen meint sie, dass es trotzdem einen Versuch wert wäre, euren Plan umzusetzen und den Delfin zum Bassin zu schaffen. Dann kann sie sich das Tier dort anschauen.«
»Vielen Dank, Carl.« Ich muss lächeln. »Jetzt wird’s ihm wieder besser gehen, das weiß ich ganz bestimmt.«
Carl schüttelt den Kopf. »Das Kälbchen ist sehr krank. Mach dir keine allzu großen Hoffnungen.«
Carl holt eine große Abdeckplane aus dem Rettungsboot. Ich helfe ihm dabei, die Seiten unter den Delfin zu schieben.
»Passt auf die Schwanzflosse auf, wenn wir ihn draufrollen«, unterweist uns Carl. »Und haltet euch vom Blasloch fern. In der Atemluft können Krankheitserreger stecken.«
Wir stellen uns in einer Linie auf und legen die Hände auf den Rücken des Delfins.
»Das ist der riskante Teil«, sagt Carl. »Die Lungen sind durch das Gewicht seines Körpers gequetscht. Es könnte für ihn schwierig werden zu atmen.«
Carl gibt sein Okay und wir beginnen, das Kälbchen von einer Seite aus zu schieben und zu kippen. Carl stopft die Plane unter das Tier, wir rollen es wieder zurück und ziehen die Decke unter ihm glatt. Der Delfin schlägt mit der Schwanzflosse in den Sand. Er scheint kräftiger geworden zu sein, seit ihm die Flüssigkeit eingeflößt wurde. Flossen und Schwanz des Kälbchens sind nicht mehr tiefblau, sondern schimmern jetzt leicht pinkfarben. Carl reibt die Haut um das Blasloch mit Vaseline ein und sprüht Sonnenschutzmittel auf den Körper, während Greg Kies und Sand von der Plane wischt.
Zusammen mit Dad packe ich eine Ecke der Decke. Das Tier ist viel schwerer, als ich gedacht habe. Wir haben ganz schön zu kämpfen, es zum Rand des Wassers zu schleppen. Greg zieht das Rettungsboot nahe an den Strand und dann hieven wir den Delfin hinein. Er nimmt fast den ganzen Platz im Boot ein. Wir müssen uns auf den Gummirand setzen. Ich
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