Im Zeichen des Zorro
das
vollkommene Blau des Himmels. Im hellen Licht der Sonne glitzerten
Palmwedel, und der Wind frischte auf, als er vom Meer her durch die Täler
wehte.
Am späteren Vormittag
trat Don Diego, die schafsledernen Reithandschuhe überstreifend, aus
seinem Anwesen und blieb einen Augenblick lang, während er über
die Plaza zur kleinen Taverne sah, davor stehen. Von der Rückseite
des Hauses kam ein indianischer Diener, der ein Pferd führte.
Obwohl Don Diego nicht wie
ein Wahnsinniger durch die Berge und den Camino Real auf und ab preschte,
besaß er doch ein passables Exemplar von einem Pferd. Das Tier hatte
Temperament, Tempo und Ausdauer, und viele junge Heißsporne hätten
es nur zu gerne erworben, nur hatte Don Diego für noch mehr Geld
keine Verwendung und wollte das Tier behalten.
Der Sattel war schwer und
seine Oberfläche wies mehr Silber als Leder auf. Das Zaumzeug war
ebenfalls gewichtig von getriebenem Silber, und seitlich hingen lederne
Kugeln herab, die mit Halbedelsteinen beschlagen waren und die jetzt in
der hellen Sonne funkelten, als wollten sie der ganzen Welt Don Diegos
Reichtum und Ansehen verkünden.
Don Diego stieg auf, während
ein halbes Dutzend Männer, die auf der Plaza herumlungerten, zusahen
und sich alle Mühe gaben, ihr Grinsen zu
verbergen. Es gehörte sich in jenen Tagen für einen Jüngling,
mit einer einzigen Bewegung vom Boden aus in den Sattel zu springen, die Zügel
aufzunehmen und dem Tier die großen Sporen in die Flanken zu stoßen,
um in einer dichten Staubwolke zu verschwinden.
Aber Don Diego bestieg ein
Pferd in derselben Art, in der er alles andere tat - ohne Hast und ohne
jegliche Energie. Der Indianer hielt einen Steigbügel, und Don Diego
streckte die Spitze seines Stiefels hindurch. Dann nahm er die Zügel
in die eine Hand und zog sich so langsam in den Sattel, als wäre das
ein hartes Stück Arbeit.
Als so viel erreicht war,
hielt der Indianer den anderen Steigbügel fest und führte Don
Diegos zweiten Stiefel hinein. Dann trat er zurück, und Don Diego
schnalzte dem edlen Tier zu, damit es loslief und den Rand der Plaza
entlang auf den Pfad zutrottete, der nach Norden führte.
Als er den Pfad erreicht
hatte, erlaubte Don Diego dem Pferd zu traben, und nachdem er auf diese
Weise eine Meile zurückgelegt hatte, zwang er das Tier zu einem
sachten Galopp und ritt so den Camino Real entlang.
In den Feldern und Obstgärten
arbeiteten geschäftige Männer, und Indianer hüteten die
Herden. Ab und an überholte Don Diego eine dahinzuckelnde carreta,
und er grüßte, wen auch immer er darin erblickte. Einmal kam
ihm ein junger Mann im Galopp entgegen, worauf Don Diego sein eigenes
Pferd anhielt, um den Staub aus seiner Kleidung zu schütteln, nachdem
der Mann seiner Wege geritten war.
Eben jene Kleidung nämlich
war an diesem hellen Morgen prachtvoller als gewöhnlich. Ein flüchtiger
Blick darauf genügte, und man wusste alles über Reichtum und
Stand ihres Trägers. Don Diego hatte sich sehr sorgfältig
gekleidet und sogar seine Dienstboten getadelt, da sein neuester Umhang
nicht sorgfältig geplättet war.
Auch hatte er sehr viel Zeit mit dem eigenhändigen Polieren seiner
Stiefel zugebracht.
Er legte eine Strecke von
vier Meilen zurück, dann wandte er sich vom Camino Real ab und lenkte
sein Pferd auf einen engen, staubigen Pfad, der zu einer Ansammlung von
Gebäuden führte, die in der Ferne an der Flanke eines Hügels
standen. Don Diego Vega war im Begriff, der Hacienda von Don Carlos Pulido
einen Besuch abzustatten.
Eben jener Don Carlos war in
den letzten Jahren von einer Vielzahl an Schicksalsschlägen
heimgesucht worden. Früher einmal war er allein Don Diegos Vater an
Stellung, Reichtümern und Erziehung nachgestanden. Aber er hatte den
Fehler gemacht, sich politisch auf die falsche Seite zu schlagen, und
musste so mit ansehen, wie ihm ein Teil seiner weiten Besitzungen genommen
wurde, wie ihm die Steuereintreiber im Namen des Gouverneurs so lange
zusetzten, bis ihm nicht mehr geblieben war als ein kläglicher Rest
seines früheren Vermögens und die Gesamtheit seiner angeborenen
Würde.
An jenem Morgen saß Don
Carlos auf der Veranda seiner Hacienda und sann über die neuen Zeiten
nach, die so gar nicht nach seinem Geschmack waren. Seine Frau, Dona
Catalina, der Schatz seiner Jugend und seines Alters, war im Inneren und
gab
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