Im Zeichen des Zorro
Senor!«,
forderte Senor Zorro.
»Kämpft selbst,
verbrecherischer Halunke!«, rief der wutentbrannte Feldwebel.
»Steht nicht einfach da wie ein Felsbrocken im Gebirge, Narr!
Verbietet Euer Glaube Euch vielleicht, die Beine zu bewegen?«
»Euer Spott wird mich
jedenfalls nicht dazu verführen«, erwiderte der Bandit und
lachte wieder in sich hinein.
Jetzt wurde Sargento Gonzales
deutlich, wie wütend er gewesen war, und er wusste wohl, dass ein wütender
Mann mit der Klinge nicht so gut umgehen kann wie einer, der sein
Temperament zu zügeln weiß. Und so ergriff eine tödliche Kälte
Besitz von ihm und seine Augen verengten sich. Alle Prahlerei war von ihm
gewichen.
Er griff erneut an, aber
diesmal war er auf der Hut. Er suchte nach einem ungedeckten Bereich, in
den er vorstoßen konnte, ohne selbst ins Verderben zu laufen. Er
focht, wie er noch nie in seinem Leben
gefochten hatte. Er verfluchte sich, weil er Wein und gutem Essen erlaubt
hatte, ihn seiner Ausdauer zu berauben. Von vorne, von beiden Seiten griff
er an, um doch nur wieder zurückgedrängt zu werden. All seine
Tricks waren durchschaut, beinahe schon bevor er sie anwandte.
Natürlich hatte er die
Augen seines Gegners beobachtet, und jetzt bemerkte er eine Veränderung.
Sie schienen durch die Maske hindurch gelacht zu haben, nun aber hatten
sie sich verengt und schienen feurige Funken zu sprühen.
»Genug der Spielerei«,
rief Senor Zorro. »Es ist an der Zeit für die Bestrafung!«
Und erst jetzt war er mit
Ernst bei der Sache, er machte Schritt um Schritt, langsam und
systematisch rückte er vor und drängte Gonzales zurück. Die
Spitze seines Degens schien ein Schlangenkopf, bestückt mit tausend
Zungen. Gonzales fühlte, wie er dem anderen auf Gedeih und Verderb
ausgeliefert war, aber er biss die Zähne zusammen und versuchte, sich
zusammenzureißen und weiterzukämpfen.
Schließlich stand er
mit dem Rücken zur Wand, aber in einer Stellung, in der Senor Zorro
gegen ihn kämpfen und zugleich die Männer in der Ecke beobachten
konnte. Er wusste, dass der Gesetzlose mit ihm spielte. Er war so weit,
seinen Stolz hinunterzuschlucken und den Korporal und die Soldaten zu
Hilfe zu rufen.
Und dann ertönte ein plötzliches
Hämmern von der Tür her, die der Indianer verriegelt hatte.
Sargento Gonzales' Herz machte einen großen Satz. Jemand wollte
herein. Wer immer es auch sein mochte, würde sich darüber
wundern, dass der dicke Wirt oder sein Diener nicht sofort die Tür
aufrissen. Vielleicht war Hilfe zur Stelle.
»Man unterbricht uns,
Senor«, erklärte der Bandit. »Ich bedaure das, denn
dadurch bleibt mir nicht die Zeit, Euch Eurer verdienten Strafe zuzuführen,
und es wird mir nichts übrig bleiben, als Euch einen weiteren Besuch
abzustatten. Auch wenn Ihr kaum eines zweiten Besuches würdig seid.«
Das Pochen an der Tür
wurde jetzt lauter. Gonzales hob die Stimme: »Ha! Wir haben Senor
Zorro hier!«
»Feigling!«, rief
der Mann mit der Maske.
Seine Klinge schien zu neuem
Leben erwacht. Sie tanzte mit atemberaubender Geschwindigkeit vor und zurück.
Tausend blitzende Lichter, die sie von den flackernden Kerzen auffing,
warf sie in den Raum zurück.
Und plötzlich stieß
sie vor, fand den gesuchten Widerstand. Sargento Gonzales spürte, wie
ihm der Säbel entrissen wurde, und musste mit ansehen, wie er hoch
durch die Luft wirbelte.
»Da!«, rief Senor
Zorro.
Gonzales erwartete den Stich.
Ein Schluchzen stahl sich in seine Kehle, weil er hier sein Ende finden würde,
statt auf dem Schlachtfeld, wie jeder Soldat es sich wünscht. Aber
kein Stahl drang ihm in die Brust, um sein Herzblut hervortreten zu
lassen. Vielmehr ließ Senor Zorro seinen Degen geschickt von der
rechten in die linke Hand tanzen, wo er ihn zusammen mit dem Pistolengriff
umfasste, um dann Sargento Gonzales mit der freien Rechten einmal quer
über die Wange zu schlagen.
»Dies einem Mann, der
wehrlose Indianer misshandelt!«
Gonzales heulte vor Wut und
Scham auf. Jetzt versuchte jemand, die Tür einzuschlagen. Aber Senor
Zorro schien dem wenig Beachtung zu schenken. Er sprang zurück und
ließ den Degen blitzartig in die Scheide gleiten. Er führte die
Pistole vor sich und bedrohte so alle, die sich in dem lang gestreckten
Raum befanden. Dann lief er auf ein Fenster zu und sprang auf eine Bank.
»Bis zum nächsten
Mal, Senor!«
Und
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