Im Zeichen des Zorro
Vega muss natürlich, wenn er sich nach einer Gefährtin
umsieht, eine Frau von erstklassigem Blut erwählen.«
»Ohne den geringsten
Zweifel!«, rief Don Carlos aus.
»Ihr habt eine einzige
Tochter, Senorita Lolita.«
»Ach! In der Tat,
Senor. Lolita ist jetzt achtzehn und ein schönes Mädchen, das
über vollendete Gaben verfügt, wenn es einem Vater gestattet
ist, das zu sagen.«
»Ich beobachtete sie in
der Missionsstation und im Ort«, erklärte Don Diego. »Schön
ist sie in der Tat, und ich hörte, sie sei eine wahre Dame. Ihre
Geburt und Erziehung sind über jeden Zweifel erhaben. Ich denke, sie
wäre die geeignete Frau, meinem Haushalt vorzustehen.«
»Senor?«
»Das ist der Zweck
meines heutigen Besuches, Senor.«
»Ihr — Ihr bittet
um die Erlaubnis, meiner geliebten Tochter den Hof machen zu dürfen?«
»Eben jenes, Senor.«
Don Carlos strahlte über
das ganze Gesicht, und wieder sprang er von seinem Stuhl auf, diesmal, um
nach Don Diegos Hand zu greifen.
»Sie ist eine zarte Blüte«,
sagte der Vater. »Ich wäre überglücklich, sie
verheiratet zu sehen, und ich stand dessenthalben nicht wenige Ängste
aus, denn ich wünschte nicht, sie in eine Familie einheiraten zu
sehen, die von geringerem Stande ist als die meine. Aber das ist keine
Frage, wenn es um einen Vega geht. Ihr habt meine Erlaubnis, Senor.«
Don Carlos war entzückt.
Eine Verbindung zwischen seiner Tochter und Don Diego Vega! Sein Vermögen
wäre im Augenblick der Vermählung wiedererlangt. Einfluss und
Macht wären wiederhergestellt!
Er rief nach einem Indianer
und ließ nach seiner Frau schicken, und wenige Augenblicke später
erschien Dona Catalina mit strahlendem Gesicht auf der Veranda, um den
Besucher zu begrüßen, denn sie hatte gelauscht.
»Don Diego erwies uns
die Ehre, die Erlaubnis zu erbitten, unserer Tochter seine Aufwartung
machen zu dürfen«, erläuterte Don Carlos.
»Du hast sie ihm
erteilt?«, fragte Dona Catalina; denn es wäre natürlich
nicht angegangen, sich dem Mann an den Hals zu werfen.
»Ich habe sie ihm
erteilt«, erwiderte Don Carlos.
Dona Catalina streckte die
Hand aus, Don Diego bedachte sie mit einem matten Händedruck und ließ
sie wieder fahren.
»Das wäre eine
stolze Verbindung«, erklärte Dona Catalina. »Ich hoffe,
Ihr könnt ihr Herz für Euch gewinnen, Senor.«
»Was das angeht«,
sagte Don Diego, »wage ich zu hoffen, dass kein unnötiger Firlefanz
vonnöten sein wird. Entweder die Dame will und bekommt mich, oder sie
will nicht. Ändert sie denn ihre Meinung, wenn ich unter ihrem
Fenster Gitarre spiele oder ihre Hand halte, wo ich nur kann, oder mir die
Hand auf die Brust lege und seufze? Ich will sie zur Frau, andernfalls wäre
ich ja nicht hierhergeritten, um ihren Vater um ihre Hand zu bitten.«
»Ich - ich …
selbstverständlich«, sagte Don Carlos.
»Ach, Senor, aber ein Mädchen
sehnt sich danach, erobert zu werden«, warf Dona Catalina ein.
»Das ist ihr Vorrecht, Senor. Die Stunden der Werbung behält
sie ein Leben lang in Erinnerung. Sie erinnert sich an die Artigkeiten,
die ihr Geliebter ihr sagte, an den ersten Kuss, als sie beieinander am
Fluss standen und sich in die Augen schauten, und wie er plötzlich um
sie bangte, als sie ausritten und ihr Pferd scheute — an solche
Dinge, Senor. Es ist wie ein kleines Spiel, und es wird seit Anbeginn der
Zeit gespielt. Närrisch, Senor? Vielleicht, wenn man es mit kaltem
Verstand betrachtet. Und dennoch wundervoll.«
»Davon weiß ich
nichts«, widersprach Don Diego. »Ich bin noch nie
aufgescheucht herumgerannt, um einer Frau den Kopf zu verdrehen.«
»Die Frau, die Euch
heiratet, wird das nicht stören, Senor.«
»Ihr denkt, es ist
unbedingt notwendig, dass ich all diese Dinge tue?«
»Ach«,
beschwichtigte Don Carlos, der Angst hatte, einen einflussreichen
Schwiegersohn zu verlieren, »ein klein wenig wird nicht wehtun. Ein
Mädchen liebt es einfach, wenn sie umworben wird, selbst, wenn sie
sich insgeheim schon lange entschieden hat.«
»Ich habe einen Diener,
der Unglaubliches auf der Gitarre vollbringt«, sagte Don Diego.
»Ich werde ihm den Auftrag geben, heute Nacht hierherzukommen und
unter dem Fenster der Senorita zu spielen.«
»Und selbst wollt Ihr
gar nicht kommen?«, fragte Dona Catalina entsetzt.
»Und heute Nacht noch
einmal hierherreiten, wenn die eisigen Winde
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