Im Zeichen des Zorro
freier Mann!«
Einen Moment lang passierte
gar nichts, dann wurde die angeschlagene Tür entriegelt und geöffret.
Senor Zorro trat mit der Senorita im Arm ins Freie. Gleich hinter der Tür
blieb er stehen, zog den Sombrero und verneigte sich tief vor ihnen.
»Ich wünsche Euch
einen guten Morgen, caballeros!« rief er. »Sargento, es dauert
mich, dass Euch die Belohnung entgangen ist, aber ich werde dafür
sorgen, dass Euch und Euren Männern der Betrag beim Wirt der Taverne
gutgeschrieben wird.«
»Im Namen der Heiligen,
ein echter caballero!«, rief Gonzales.
»Nehmt die Maske ab,
Mann!«, schrie der Gouverneur. »Ich möchte wenigstens das
Gesicht sehen, das meine Soldaten zum Narren hielt, diese caballeros unter
seinem Banner vereinte und mich zum Nachgeben zwang.«
»Ich fürchte, Ihr
werdet enttäuscht sein, wenn Ihr mein armes Antlitz seht«,
erwiderte Senor Zorro. »Erwartet Ihr, dass ich die Züge Satans
trage? Oder solltet Ihr gar glauben, ich trüge ein Engelsgesicht?«
Er lachte in sich hinein,
warf einen Blick auf Senorita Lolita, dann hob er die Hand und riss sich
die Maske vom Gesicht.
Ein atemloses Staunen, ein
herausgeschleuderter Fluch von einem oder zwei der Soldaten und Entzückensrufe
der caballeros begleiteten den Vorgang. Von einem alten hidalgo erschallte
ein lauter Schrei voll Stolz und Freude.
»Don Diego, mein Sohn -
mein Sohn!«
Und der Mann, der vor ihnen
stand, schien plötzlich die Schultern hängen zu lassen, er
seufzte, und seine Stimme klang träge und erschöpft.
»Ach, diese stürmischen
Zeiten. Kann man denn wirklich niemals über Musik und die Dichter
nachsinnen?«
Und für einen Moment
wurde Don Diego Vega, der Fluch von Capistrano, von den Armen seines
Vaters umschlungen.
39
»MAISBREI UND
ZIEGENMILCH!«
Alle drängten sich vor
— Soldaten, Indianer, caballeros — und umringten Don Diego
Vega und die Senorita, die seinen Arm umfasst hielt und aus stolzen,
leuchtenden Augen zu ihm aufsah.
»Erzählt! Erzählt!«,
riefen sie.
»Angefangen hat es vor
zehn Jahren, als ich noch ein Knabe war«, sagte er. »Ich hörte
Geschichten von Verfolgung und Unterdrückung. Ich sah, wie meine
Freunde, die frailes, entehrt und bestohlen wurden. Ich sah Soldaten einen
alten Indianer, der mein Freund war, verprügeln. Und dann beschloss
ich, dieses Spiel zu spielen.
Ich wusste, dass es kein
leichtes Spiel würde. Und so gab ich vor, mich kaum für das
Leben zu interessieren, auf dass niemand je meinen Namen mit dem des
Banditen, der ich werden wollte, in Verbindung bringen würde.
Heimlich lernte ich reiten und den Umgang mit dem Degen -«
»Bei allen Heiligen,
das hat er wirklich«, brummte Sargento Gonzales.
»Zur Hälfte war
ich der träge Don Diego, den ihr alle kanntet, die andere Hälfte
aber war der Fluch von Capistrano, der ich einmal sein wollte. Und schließlich
kam der Tag, und ich machte mich ans Werk. Es ist schwer zu erklären,
Senores. In dem Moment, in dem ich Mantel und Maske anlegte, fiel Don
Diego von mir ab. Mein Körper straffte sich, frisches Blut schien mir durch jede Ader zu strömen,
die Stimme wurde stark und fest, Feuer loderte in mir! Kaum aber legte ich
Mantel und Maske ab, wurde ich wieder der träge Don Diego. Ist das
nicht seltsam? Ich freundete mich mit dem dicken Sargento Gonzales hier
an, und das nicht ohne Grund.«
»Ha! Den Grund kann ich
mir schon denken, caballeros!«, rief Gonzales. »Abgewunken
habt Ihr jedes Mal, wenn von Senor Zorro die Rede war, nichts wolltet Ihr
hören von Blutvergießen und Gewalt, aber jedes Mal habt Ihr
mich gefragt, in welche Richtung ich denn mit meinen Leuten reiten würde
-und dann seid Ihr in die entgegengesetzte Richtung gezogen, um dort Eurem
verfluchten Handwerk nachzugehen.«
»Ihr seid ein
hervorragender Denker«, sagte Don Diego und lachte wie alle anderen
um ihn herum. »Ich habe mich sogar mit Euch geschlagen, nur damit
Ihr nicht erraten würdet, dass ich Senor Zorro bin. Erinnert Ihr Euch
noch an die Regennacht in der Taverne? Ich hörte mir Eure Prahlerei
an, ging davon, um Maske und Mantel anzulegen, kehrte zurück, kämpfte
mit Euch, floh, legte Mantel und Maske wieder ab und kehrte abermals zurück,
um Euch aufzuziehen.«
»Ha!«
»Ich besuchte als Don
Diego die Hacienda Pulido und kehrte kurz darauf als Senor Zorro zurück,
um mich dort mit der Senorita zu
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