Im Zeichen des Zorro
nicht
entgangen.«
»Es könnte zum
offenen Kampf kommen oder zu einer Reihe von Überfällen.
Inzwischen heißt es nämlich, dieser Senor Zorro habe eine Bande
von Halsabschneidern bei sich, und da meine Hacienda völlig abgelegen
ist, wäre sie dem Halunken schutzlos ausgeliefert.«
»Ach! Und da habt Ihr
beschlossen, mit Eurer Familie in den Ort zu kommen, bis wir die
Geschichte hinter uns haben?«
»Ich hätte gar
nicht daran gedacht, das zu tun, aber heute Morgen ließ Don Diego
Vega mir den Wunsch übermitteln, ich solle doch die Familie
hierherbringen und erst einmal sein Haus nutzen. Don Diego ist auf seine
Hacienda gefahren, wird aber in Bälde zurückerwartet.«
Bei diesen Worten weiteten
sich die Augen derer, die ihm zuhörten, ein wenig, aber Don Carlos
gab vor, nichts zu bemerken, und nippte weiter an seinem Wein.
»Don Diego war gestern
Vormittag zu Besuch bei mir«, erklärte er. »Wir haben die
alten Zeiten wieder aufleben lassen. Und letzten Abend hat dieser Senor
Zorro meine Hacienda heimgesucht, wie Euch ja zweifellos zu Ohren gekommen
ist, und Don Diego ist, als er davon hörte, noch einmal zu uns
herausgeritten, da er fürchtete, uns wäre ein Unheil geschehen.«
»Zweimal am selben Tag!«,
staunte einer der Zuhörer atemlos.
»Wie ich sage, Senor.«
»Ihr — das heißt
— Eure Tochter ist ausnehmend schön, nicht wahr, Don Carlos
Pulido? Und siebzehn, nicht wahr, so in etwa?«
»Achtzehn, Senor. Man
sagt, sie sei schön, glaube ich«, gestand Don Carlos ein.
Um ihn herum wurden
vielsagende Blicke gewechselt. Jetzt hatten sie die Antwort. Don Diego
Vega wollte Senorita Lolita Pulido heiraten. Das bedeutete, dass die Aktie
Pulido bald wieder steigen würde und dass das Oberhaupt der Familie
womöglich den Drang verspürte, sich seiner Freunde zu erinnern
und auch derjenigen, die ihm nicht beigestanden hatten.
Daher drängten sie sich
jetzt um ihn, darauf bedacht, ihm die gebührende Ehre zu erweisen,
und erkundigten sich nach dem Stand der Felder, dem Zuwachs bei den
Rinderherden, ob es den Bienen denn gut ginge wie üblich und ob er
denn auch fände, die Oliven wären wirklich ganz ausgezeichnet in
diesem Jahr.
Don Carlos schien dies alles
als Selbstverständlichkeiten zu betrachten. Er nahm den Wein an, den
sie ihm spendierten, gab seinerseits eine Runde aus, und der dicke Wirt
schwirrte herum in dem Versuch, ihren Wünschen nachzukommen und die
Tageseinnahmen im Kopf zu überschlagen, was allerdings ein
hoffnungsloses Unterfangen war.
Als Don Carlos das Wirtshaus
bei Sonnenuntergang verließ, begleiteten ihn mehrere Männer an
die Tür, und zwei der einflussreicheren gingen an seiner Seite über
die Plaza bis an die Tür von Don Diegos Haus. Einer davon bat, Don
Carlos möge doch mit seiner Frau diesen Abend zu Musik und
Konversation zu ihm kommen, und Don Carlos nahm die Einladung huldvoll an.
Dona Catalina hatte von einem
Fenster aus alles beobachtet, und sie strahlte übers ganze Gesicht,
als sie ihren Mann an der Tür in Empfang nahm.
»Alles läuft
bestens«, sagte er. »Sie haben mich mit offenen Armen
empfangen. Und ich habe eine Einladung zu einem Besuch heute Abend
angenommen.«
»Und Lolita?«,
protestierte Dona Catalina.
»Sie muss natürlich
hierbleiben. Es spricht doch wohl nichts dagegen? Es ist eine halbe
Hundertschaft an Personal hier. Und ich habe die Einladung schon
angenommen, mein Liebling.«
Eine solche Gelegenheit,
wieder zu Ansehen zu gelangen, konnte man sich natürlich
nicht entgehen lassen, und so wurde Lolita in die Pläne für den
Abend eingeweiht. Sie hatte im großen Salon zu bleiben, wo sie einen
Gedichtband, den sie dort gefunden hatte, lesen sollte, und wenn sie müde
würde, hätte sie sich in ein bestimmtes Schlafgemach zurückzuziehen.
Die Dienerschaft würde sie beschützen und der despensero persönlich
würde sich um ihre Wünsche kümmern.
Als Don Carlos und seine Frau
aufbrachen, um ihren abendlichen Besuch zu machen, wurde ihnen der Weg
über die Plaza von einem halben Dutzend Indianer mit Fackeln
erleuchtet, denn die Nacht wurde nicht vom Mond erhellt und wieder drohte
es zu regnen.
Senorita Lolita kuschelte
sich auf ein Sofa, den Gedichtband auf dem Schoß, und fing an zu
lesen. Jeder Vers handelte von Liebe, Verführung, Leidenschaft. Sie
staunte, dass Don Diego an so etwas Gefallen
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