Im Zeichen des Zorro
finden sollte, wo er selbst
doch so ohne jedes Feuer war, aber das Bändchen zeugte davon, dass es
oft in Händen gehalten worden war. Sie sprang von dem Sofa auf, um
sich die anderen Bücher zu betrachten, die nicht weit entfernt auf
einer Bank lagen. Und ihr Erstaunen sollte wachsen.
Band um Band von Dichtern,
die die Liebe priesen; Bände, die von der Reitkunst handelten; Bücher,
die Fechtmeister diktiert hatten; Erzählungen von großen Generälen
und Kriegern lagen dort.
Diese Bände konnten
einfach nicht für einen Mann von Don Diegos Geist bestimmt sein. Und
dann dachte sie, womöglich ging er in ihnen auf, wenn schon nicht in
dem Leben, das sie beschworen. Don Diego war ihr ein Rätsel, sagte
sie sich zum hundertsten Mal. Sie ging zurück und vertiefte sich
wieder in die Gedichte.
Dann pochte Capitán
Ramón an die Eingangstür.
13
LIEBE AUF SAMTPFOTEN
Der despensero beeilte sich
zu öffnen.
»Don Diego ist nicht im
Hause, Senor«, sagte er.
»Das ist mir bekannt.
Don Carlos mit seiner Frau und Tochter sind hier, das stimmt doch?«
»Don Carlos und seine
Gemahlin sind heute Abend ausgegangen, Senor.«
»Senorita —«
»Befindet sich
selbstverständlich im Haus.«
»In diesem Falle werde
ich der Senorita meine Aufwartung machen«, entschied Capitán
Ramón.
»Senor! Bitte verzeiht,
aber die junge Dame ist ohne Begleitung.«
»Bin ich etwa kein
Ehrenmann?«, drängte der Hauptmann.
»Es — es dürfte
sich wohl kaum geziemen, dass sie Männerbesuch empfängt, solange
ihre duena nicht anwesend ist.«
»Wer bist du, dass du
mir erklären willst, was sich ziemt und was nicht?«, herrschte
Capitán Ramón ihn an. »Aus dem Weg, Wicht! Komm mir in
die Quere und du wirst es bitter büßen. Ich weiß einiges
über dich.«
Bei diesen Worten wich die
Farbe aus dem Gesicht des despensero, denn der Hauptmann hatte die
Wahrheit gesagt, und er würde ihn mit einem einzigen Wort in
erhebliche Schwierigkeiten bringen können, vielleicht sogar bis hin
zum Arrest im cárcel. Doch wusste er, was sich gehört.
»Aber Senor -«,
protestierte er.
Capitán Ramón
stieß ihn beiseite und trat mit weiten Schritten in den großen
Salon. Senorita Lolita sprang, als sie ihn vor sich stehen sah, überrascht
auf.
»Ah, Senorita, ich
hoffe, ich habe Euch nicht erschreckt«, sagte er. »Ich bedaure
die Abwesenheit Eurer Eltern, doch bleibt mir keine Wahl, als Euch um eine
kurze Unterredung zu bitten. Dieser Diener wollte mir den Zutritt
verwehren, dabei habt Ihr von einem Mann mit einem verwundeten Arm doch
nichts zu befürchten.«
»Das - das dürfte
sich wohl kaum geziemen, nicht wahr, Senor?«, fragte das Mädchen
ein wenig besorgt.
»Ich bin überzeugt,
dass kein Schaden daraus erwachsen kann«, erwiderte er. Er
durchquerte das Zimmer und setzte sich auf ein Ende der Couch, von wo aus
er ihre Schönheit offen bewunderte. Der despensero schlich heran.
»Geh in deine Küche,
Kerl!«, befahl Capitán Ramón.
»Nein, erlaubt ihm zu
bleiben«, bat Lolita. »Mein Vater hat es so angeordnet, und er
bringt sich in Teufels Küche, wenn er geht.«
»Wenn er bleibt auch.
Verschwinde, Kerl!«
Der Diener ging.
Capitán Ramón
wandte sich wieder dem Mädchen zu und lächelte sie an. Er
schmeichelte sich, die Frauen zu kennen: Sie liebten es, zu sehen, wie ein
Mann den anderen beherrschte.
»Ihr seid schöner
denn je, Senorita«, schnurrte er. »Ich bin aufrichtig glücklich,
Euch solchermaßen alleine anzutreffen, denn da ist etwas, das ich
Euch sagen muss.«
»Und was könnte
das sein, Senor?«
»Gestern Abend, auf der
Hacienda Eures Vaters, bat ich ihn um die Erlaubnis, um Eure Hand anhalten
zu dürfen. Eure Schönheit, Senorita, entfachte ein Feuer in
meinem Herzen.
Ich muss Euch zur Frau haben.
Euer Vater gab seine Einwilligung, jedoch schränkte er ein, auch Don
Diego Vega habe seine Erlaubnis erhalten. Es hat also den Anschein, als
handele es sich um eine Sache zwischen Don Diego und mir.«
»Haltet Ihr es für
angemessen, darüber zu diskutieren, Senor?«, fragte sie.
»Don Diego ist gewiss
nicht der rechte Mann für Euch«, fuhr er fort. »Besitzt
er denn Mut? Geist? Hat er sich nicht überall zum Gespött
gemacht mit seiner Schwachheit?«
»Ihr sprecht in seinem
eigenen Haus schlecht über ihn?«, fragte Senorita Lolita mit
einem Funkeln im Blick.
»Ich sage die
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