Im Zeichen des Zorro
bewundern können?«
»Das ist doch —
bei allen —«
»Sagt es nicht!«,
herrschte Don Diego ihn an. »Offen gestanden, ich bin so früh
auf, weil ich eine vermaledeite, zehn Meilen weite Reise zu meiner
Hacienda auf mich nehmen muss, um dort Schaf- und Rinderherden zu
inspizieren. Werdet nur bloß niemals ein wohlhabender Mann, Sargento
Gonzales — der Reichtum übersteigt die Kräfte eines
Menschen.«
»Irgendetwas sagt mir,
dass ich deswegen niemals zu leiden haben werde«, meinte der
Feldwebel lachend. »Habt Ihr eine Eskorte bei Euch, mi amigo?«
»Ein paar Indianer,
mehr nicht.«
»Wenn Ihr diesem Senor
Zorro in die Arme laufen solltet, wird er wohl ein hübsches Sümmchen
als Lösegeld fordern.«
»Soll er sich denn
irgendwo zwischen hier und meiner Hacienda aufhalten?«, fragte Don
Diego.
»Vor einer Weile ist
ein Indianer angekommen, der die Botschaft brachte, man habe ihn auf der
Straße nach Pala und San Luis Rey gesehen. In diese Richtung reiten
wir. Und nachdem Eure Hacienda in der entgegengesetzten Richtung liegt,
werdet Ihr dem Halunken im Augenblick zweifellos nicht begegnen.«
»Ich bin erleichtert,
das zu hören. Ihr reitet also in Richtung Pala, Sargento?«
»In der Tat. Wir werden
versuchen, seine Spur so schnell wie möglich aufzunehmen, und wenn
wir sie erst einmal haben, dann werden wir diesen Fuchs hetzen und zur
Strecke bringen. Aber inzwischen versuchen wir noch, seinen Bau aufzuspüren.
Wir machen uns sofort auf den Weg.«
»Ich warte begierig auf
Nachrichten«, erklärte Don Diego. »Das Glück stehe
Euch bei!«
Gonzales und seine Männer
stiegen auf, der Feldwebel rief einen Befehl, und inmitten dichter
Staubwolken galoppierten sie über die
Plaza und schlugen die Landstraße nach Pala und San Luis Rey ein.
Don Diego sah ihnen nach, bis
nichts mehr von ihnen zu erkennen war als eine winzige Staubwolke in der
Ferne, dann rief er nach seinem eigenen Pferd. Auch er stieg auf und ritt
in Richtung San Gabriel davon, gefolgt von zwei Indianerdienern auf
Maultieren.
Doch bevor er sich auf den
Weg machte, verfasste Don Diego noch eine Botschaft, die er durch einen
Indianer auf die Hacienda Pulido bringen ließ. Sie war an Don Carlos
adressiert und lautete wie folgt:
Die Soldaten machen sich
diesen Morgen an die Verfolgung von Senor Zorro, und es wurde berichtet,
dieser Straßenräuber habe eine Handvoll Halsabschneider unter
seinem Kommando und würde sich womöglich dem offenen Kampf
stellen. Niemand kann sagen, mein Freund, was passieren wird. Es missfallt
mir, jemanden, den ich schätze, in Gefahr zu wissen, womit
insbesondere Eure Tochter, ebenso aber auch Dona Catalina und Ihr selbst
gemeint seid. Überdies ist dieser Bandit gestern Eurer Tochter gegenübergestanden
und kann nicht umhin gekommen sein, ihre Schönheit zur Kenntnis zu
nehmen. Es könnte also sein, dass er vorhat, sie wiederzusehen.
Ich bitte Euch daher, auf
der Stelle mein Haus in Reina de los Angeles aufzusuchen und es, bis die
Lage geklärt ist, als das Eure anzusehen. Ich reise noch heute Morgen
zu meiner Hacienda ab, aber ich habe meinem Personal Anweisung gegeben,
jedem Eurer Befehle nachzukommen. Ich hoffe, Euch bei meiner Rückkehr
begrüßen zu dürfen, was in zwei bis drei Tagen der Fall
sein dürfe.
Diego
Don Carlos las seiner Frau
und seiner Tochter den Brief laut vor und blickte auf, um ihre Reaktion zu
sehen. Er selbst konnte als alter Haudegen über die Gefahr
nur lachen, aber er wollte die holde Weiblichkeit keinem unnötigen
Risiko aussetzen.
»Was meint Ihr?«,
fragte er.
»Es ist schon eine
ganze Weile her, seit wir zuletzt in Reina de los Angeles waren«,
sagte Dona Catalina. »Ich bin noch immer mit einigen der dortigen
Damen befreundet. Ich halte es für eine wundervolle Idee.«
»Es wird unserem
Ansehen sicher nicht schaden, wenn bekannt wird, dass wir bei Don Diego
Vega zu Gast sind«, überlegte Don Carlos. »Und was meint
unsere Tochter dazu?«
Es war ein Zugeständnis,
sie zu fragen, und Lolita erkannte, dass ihr diese ungewöhnliche
Geste zuteil wurde, da Don Diego um ihre Hand angehalten hatte. Sie zögerte
ein bisschen, bevor sie antwortete.
»Ich denke, es wäre
in Ordnung«, sagte sie schließlich. »Es würde mir
gefallen, den Ort zu besuchen, denn hier auf der Hacienda treffen wir kaum
je eine Menschenseele. Aber
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